@ Tiger
Du hattest mir mal in einem anderen Thread vor kurzem nahe gelegt, mehr nachzudenken und Dinge zu hinterfragen und das auf eine beinah dümmlich-arrogante Art, als ob du einem kleinen Kind was erklären willst. Ganz davon abgesehen, dass ich angesichts der Länge meiner Posts, der ganzen darin dargestellten Zusammenhänge und dem Versuch, stets Perspektiven zu unterscheiden, von solchen Ratschlägen mit einer Adressierung an meine Person nicht so viel halte, frage ich mich, ob jemand wie du überhaupt solche Ratschläge erteilen sollte.
In diesem Thread ist es geradezu examplarisch: Du plapperst platte Parolen nach, die genauso gut von einem Kreml-treuen Spin-Doktor stammen können und verzichtest da auch mal gerne auf Fakten.
Zitat:Ach, Polen ist einfach nur Opfer seiner Russophobie geworden.
Es hatte einfach die Wahl zwischen Europa und den USA, und hat sich dabei für die USA entschieden. Dabei versucht es auch wieder, etwas Großmachtpolitik in Osteuropa zu betreiben.
1.) Deine Russophobie ist eine reale, sehr negative Erfahrung mit dem russ. Staat. Und das ist keine Episode, das ist nicht Jahrhunderte her, das war Realität bis noch vor 20 Jahren. Historisch muss man dazu nicht viel sagen, jeder mit auch nur etwas Geschichtswissen würde nicht plump von Russophobie sprechen, sondern von gewachsenen und immer wieder bestätigten (sic!!) historischen Feindschaften und Konfliktlinien, die auch jetzt immer wieder bestätigt wurden (Importverbot für polnische landwirtschaftl. Güter, Kaufkampf um die litauische Raffenerie Maizeku, rhetorische Geplänkel...).
Man wird nicht Opfer der Russophobie, man wird höchstens nur Opfer Russlands....
2.) Die Wahl zwischen Europa und USA ist eine mehr oder minder deutsche Legende bestimmter politischer Kreise, eingebildete Wirklichkeit. Zum einen strotzt sie nur so vor deutscher Arroganz, denn man glaubt wirklich, dass Deutschland Europa wäre und damit die deutsche Position die europäische. Ganz davon abgesehen variieren im vielstimmigen europ. Chor die Meinungen und Positionen zum Thema Russland wie so oft. Es gibt nicht mal klare Blöcke, sondern ein breites Band von Positionen, die alle relativ unterschiedlich sind. Es gibt da keine europ. Position schlicht und ergreifend. Es fängt bei Italien an und einer treuen pro-Putineinstellung, geht über relativ neutrale Deutsche, mehr oder minder zurückhaltende Franzosen (die aber auch inzwischen wieder weit enger an die USA herangerückt sind an die USA und die NATO), einige neutral-gesinnte westl. Länder bis hin zu sehr kritischen und Russland-ablehnenden Skandinaviern, Briten und Ostmitteleuropäern.
3.) Die Raketenabwehr wurde überdies beim Bukarester Gipfel zwar nicht direkt zu einer NATO-Einrichtung und einem NATO-Projekt erklärt, erfuhr aber die Billigung durch die NATO, was mein lieber Tiger, bei diesem speziellen Thema auch die Billigung durch Europa, ähm, ich mein Deutschland mit einschließt.
4.) Der Kommentar zur "polnischen Großmachtpolitik" ist einfach nur lächerlich Tiger. Jemand, der russ. Vormärsche beschönt/schön redet und verteidigt sollte mit solchen platten Anschuldigungen mal ganz leise sein...
Manchmal sollte man halt einfach nur mal nachdenken und die Fakten anschauen, bevor man schreibt...
Wenn ich aber sowas lese:
Zitat:Können sie bei einigen Staaten mehr von mir aus noch ruhig unter Beweis stellen - ich habe es Georgien gegönnt, und einigen anderen Staaten würde ich es auch gönnen, wie etwa den baltischen Staaten.
Denke aber, um diese sollten wir uns kümmern, Deutschland ist ja vor allem bei den Letten wegen 2.Weltkrieg so hoch angesehen. Werde eben lieber gefürchtet als geliebt.
...erübrigt sich da für mich jeder Kommentar....
Und Erich regt sich über Revan auf....
Zitat:Welchen Sinn hat es dann?
Ganz einfach: Man bewegt sich hier auf der Ebene der Symbolpolitik. Angesichts eines Russlands, das erneut seine alte Einflußzonen stärker zu beanspruchen scheint, setzt man mit der Beteiligung an diesem amerikanischen Projekt ein klares Signal und Zeichen, dass man nun definitiv endgültig wieder aus der russ. Einflußzone heraus ist und endgültig Teil des Westens ist.
Zudem: Gerade angesichts der russ. Drohungen und Forderungen kann man gar nicht anders als an dem Projekt teilnehmen und es durchziehen. Denn würde man gegenüber den russ. Drohungen und der scharfen, ultimativen Rhetorik einknicken und nachgeben, so hätte Russland seine Position durchgesetzt. Damit hätte man nachgeben, die scharfe russ. Position und damit die russ. "Macht" hätten einem einen Standpunkt bzw. eine Entscheidung aufgezwungen. Angesichts der derzeitigen Lage ging das natürlich nicht.
Zitat:...und verfällt dabei ins andere Extrem und fällt vor den USA auf die Knie...
Ahistorischer, platter Kommentar, der jede Menge Fakten und Umstände übersieht. Aber um trotzdem einen kurzen Gegenkommentar hier zu schreiben: Im Warscher Pakt nahm sich die Sowjetunion die Stützpunkte, die sie wollte. Die Amerikaner mussten 1,5 Jahren mit Polen zäh verhandeln und sich teilweise in ihren Augen unverschämte Gegenforderungen gefallen lassen, die die Polen nun auch noch zum größten Teil erhalten.
Ganz davon abgesehen, dass Polen und Amerika im spezifischen gemeinsame Werte (Demokratie, erste moderne Verfassungen weltweit/in Europa), gemeinsame historische Verbindungen (Pulaski, Kosciousko, 10 Millionen Polen in den USA lebend) zusammenhalten, geht eben der in diesen Fällen benevolent hegemon, der gütige Hegemon anders um mit diesen Ländern als die kühle, berechenden, befehlende Moskauer Autokratie, die vor allem mit Drohungen, Importverboten und ähnlichem arbeitet...
Das bestehen große Unterschiede, aber da muss man eben nachdenken und hinterfragen, um diese zu sehen.
:twisted: