Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Einsatz der Bundeswehr in Mali
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voyageur:

Flagge zeigen heißt was genau? Es ist gerade dieser Umstand, dass man keine konkreten, realistischen, umsetzbaren, greifbaren, vernünftigen, rationalen, realpolitischen und machbaren Ziele hat, welcher das Grundübel schlechthin darstellt. Wobei das primär ein Vorwurf an diese Bundesrepublik und die anderen Traumtänzer ist, die da herumgegondelt sind, die französische Armee verfolgt zumindest hinter aller Rethorik von Frieden und Demokratie durchaus realistische Ziele, beispielsweise was die Tötung von Terroristen und die Vernichtung bestimmter Gruppen angeht.

Aber auch daraus entstehen Probleme, nämlich dahingehend, dass die wahren Ziele der französischen Truppen inkompatibel sind mit dem was wir das so treiben bzw. umgekehrt wir nicht nur keinerlei Hilfe sind, sondern eher nur eine Belastung. Die mangelnde Kooperation, die Unfähigkeit zusammen zu agieren und die mangelnde Interoperabilität beider Streitkräfte die sich daraus ergeben sind ebenso ein weiteres Problem.

Flagge zeigen damit Russland nicht die ganze Sahel-Zone ins Chaos stürzt ?!

Mal als rein theoretisches Gedankenspiel: wie wäre es damit, Lager und Stellungen von Wagner zu bombardieren und möglichst viele Wagner-Söldner umzubringen. Aber nein, das wäre natürlich komplett illegal und rechtswidrig und natürlich überhaupt gar nicht machbar, zumindest offiziell nicht. Und deshalb habe ich das natürlich nur angeführt, um aufzuzeigen was illegal ist und dass man niemals nicht hier Grenzen und Recht überschreiten darf usw usf. Und da sind wir genau beim entscheidenden Punkt angekommen - spezifisch vor allem für die Bundeswehr, nämlich der Unfähigkeit aus der eigenen ritualisierten Kriegsführung auszusteigen und mit diesen Blumenkriegen aufzuhören. Das kann man moralisch feiern, aber es ist realpolitisch trotzdem falsch.

Und natürlich gar nicht anders machbar, selbstverständlich, und ich bin natürlich auch gar keiner anderen Ansicht.
Schneemann:

Zitat:das hatte ich dann irgendwie anders in Erinnerung bzw. ich hatte dich so verstanden, dass Auslandseinsätze ein generelles Übel seien, die der Neuausrichtung der Truppe etc. im Wege stehen.

Die Auslandseinsätze der Bundeswehr sind so, wie sie aktuell real durchgeführt werden, und wie sie aufgrund der rechtlichen Beschränkungen, der selbst auferlegten Beschränkungen und der Umstände durchgeführt werden müssen, grundsätzlich ein generelles Übel. Und sie stehen der Modernisierung der Bundeswehr drastisch im Weg, was nicht verstanden wird, weil man denkt, die eingesetzen Mengen an Soldaten und Material seien doch gar nicht so groß.

Sie sind daher in ihrer jetzigen Form bzw. in ihren für die Bundeswehr möglichen Formen von Grund auf falsch.

Zitat:wir müssen hier einfach auch sehen, dass Mali fast doppelt so groß wie Afghanistan ist - und selbst dort war die Truppenanzahl (rund zehnmal so viele Soldaten wie in Mali) nicht ausreichend.

Wir haben es - wie ich es dezidiert geschrieben habe - nicht einmal im Kosovo hingekriegt, mit noch mehr Soldaten, noch mehr Geld, noch mehr Zeit, vielen vielen sonstigen Kräften dort von Polizisten hin zu Experten für dies und das.

Und der Grund ist unsere Inkompetenz, und nicht der Mangel an Quantität. Der Ruf nach mehr Quantität ist der sinnlose und verzweifelte Ruf der Inkompetenten. Egal ob Wastemoremen, ich meine Westmoreland, oder die heutige Generalskaste der Bundeswehr. Wir bräuchten ja nur mehr Soldaten, mehr Geld, dann würde schon alles gut werden. Gemeint ist damit aber immer nur: mehr eigene Pfründe, mehr Karriere, mehr Vorteile für die Generalskaste.

Die Behauptung, die Menge der eingesetzten Mittel würde nicht reichen ist einfach nur eine Ausrede und damit wird in Wahrheit eine komplett andere Agenda legitimiert. Diese Ausreden haben einfach eine komplett andere Zielrichtung - sie dienen eben nicht der Erreichung der Ziele im Einsatzland, sondern ganz anderen, selbstischen Zielen der sogenannten Führung.

Zitat:D. h. der Ansatz der Terrorismusbekämpfung, ebenso wie jener der Stabilisierung, ist im Grunde nicht falsch oder schlecht etc., aber es wurden zu wenig Truppen eingesetzt auf einer zu großen Fläche. Und das hat natürlich bei den Menschen den Eindruck hinterlassen, dass die fremden Truppen nicht wirklich was bewegen.

Und genau das ist der Punkt: man hat nicht zu wenig Truppen eingesetzt- und auch nicht zu wenig Geldmittel, sondern man hat Truppen wie Geldmittel falsch eingesetzt. Aus völligem Unverständnis der Umstände heraus und aus völligem Unvermögen heraus außerhalb der engen tradierten Bahnen der eigenen Beschränktheit zu denken und weil die Generalskaste und die Politschauspieler inkompetent sind was den Kleinen Krieg und den Volkskrieg angeht.

Zitat: der Ansatz der Terrorismusbekämpfung, ebenso wie jener der Stabilisierung, ist im Grunde nicht falsch oder schlecht

Zitat:Macht man nichts, dann heimst man sich heftige Kritik ein, wenn es dann doch einen Terrorakt gibt (Man wusste es doch!, Man hat die Gefahr kommen sehen und den Kopf in den Sand gesteckt! usw.). Stabilisiert man nicht oder macht nichts, dann hat man irgendwann "rechtsfreie Badlands", "failed states", Terrorbanden und bald wohl wieder hunderttausende Flüchtlinge vor der Türe, die man aber bitteschön auch irgendwie nicht haben will.

Wir stabilisieren aber nicht, wir destablisieren in vielen Fällen. Die sogenannten Stabilisierungseinsätze (wie schon geschrieben lehne ich selbst das Wort und das Konzept an sich ab), führen querschnittlich in vielen Fällen nur zu mehr Instabilität.

Ad extremum kommt es dann dazu, dass sie uns hier angreifen, weil wir dort sind, obwohl wir annehmen, dass wir dort sein müssen, damit sie uns hier nicht angreifen.

Du willst die sich ausbreitende Rechtsfreiheit, Terrorbanden und Flüchtlinge bekämpfen?

Wenn die Antwort darauf ja ist, dann musst du auch alle notwendigen Konsequenzen die sich daraus ergeben in Kauf nehmen.

Und exakt das tust du nicht, und exakt das tun auch alle anderen in dieser Bundesrepublik nicht, und insbesondere die Politik und die militärische Führung nicht.
Das Problem ist doch gerade das überall wo wir hinkommen erst mal Feldlager aus dem Boden gestampft werden überall . Man hinterlässt eher das Bild eines besatzers wie eines Helfers und nebenbei gehen doch schon fast alle Finanzmittel für den Zirkus drauf .

Zitat:Mal als rein theoretisches Gedankenspiel: wie wäre es damit, Lager und Stellungen von Wagner zu bombardieren und möglichst viele Wagner-Söldner umzubringen. Aber nein, das wäre natürlich komplett illegal und rechtswidrig und natürlich überhaupt gar nicht machbar, zumindest offiziell nicht. Und deshalb habe ich das natürlich nur angeführt, um aufzuzeigen was illegal ist und dass man niemals nicht hier Grenzen und Recht überschreiten darf usw usf. Und da sind wir genau beim entscheidenden Punkt angekommen - spezifisch vor allem für die Bundeswehr, nämlich der Unfähigkeit aus der eigenen ritualisierten Kriegsführung auszusteigen und mit diesen Blumenkriegen aufzuhören

Die Streitkräfte eines Landes sollten sich schon an das Völkerrecht halten , sonst können wir es abschaffen.
Auf die Erklärung bin ich gespannt warum man die Mitarbeiter einer argentinischen Firma in fremden Luftraum bombardiert hat. Und dann aber nächsten Tag das große Heulen anfangen wenn Russen das mit uns machen . Die USA gehen nach dem gleichen Prinzip seit 60 Jahren vor und auch wir machen das allerdings in ganz kleinen still.

Zitat: Wobei das primär ein Vorwurf an diese Bundesrepublik und die anderen Traumtänzer ist, die da herumgegondelt sind, die französische Armee verfolgt zumindest hinter aller Rethorik von Frieden und Demokratie durchaus realistische Ziele, beispielsweise was die Tötung von Terroristen und die Vernichtung bestimmter Gruppen angeht.
Das einzige was Frankreich in Mali gemacht hat war seine Uranzufuhren zu sichern .
Wenn man meint weltweit ständig wahllos Menschen töten zu müssen brauch man nicht rum heulen wenn zuhause mal ein Hochhaus umfällt oder ?

Woher kommt denn der größte Teil dieser Insurgents ? Die wurden doch von uns ausgebildet und bewaffnet und sind uns dann außer Kontrolle geraten. Denn größten Teil haben wir doch den USA zu verdanken . Das war bei UCK so , bei al-Qaida und daraus dann IS . Bei Saddam Hussein war es ja auch nicht anders .
alphall31:

Zitat:Woher kommt denn der größte Teil dieser Insurgents ? Die wurden doch von uns ausgebildet und bewaffnet und sind uns dann außer Kontrolle geraten.

In Mali sind die Freiheitskämpfer (und ich schreibe bewusst Freiheitskämpfer) ein Produkt des Krieges des Westens gegen Lybien. Sie wurden nicht von uns ausgebildet, und auch nicht von uns bewaffnet. Im Kern bzw. im Anfang stammten die Waffen primär aus den Beständen der lybischen Armee.

Zitat:Die Streitkräfte eines Landes sollten sich schon an das Völkerrecht halten

Damit man im Volkskrieg obsiegt, darf das Völkerrecht nur als ein Instrument gesehen werden, dass man zu seinem Vorteil benutzt. Es ist daher nur ein Mittel zum Zweck, oder man verliert aufgrund der Ritualisierung der eigenen Kriegsführung.

Das heißt nicht im Umkehrschluss, dass man Verbrechen begehen soll, oder gar muß. Ganz im Gegenteil! Sondern es bedeutet, dass man Handlungsfrei sein muß, dass man nicht mit Vorschriften, Gesetzen und Bürokratie obsiegen kann, sondern nur indem man sich von all diesem in der praktischen Umsetzung vollständig befreit.

Das einzige was Frankreich in Mali gemacht hat war seine Uranzufuhren zu sichern .

Frankreich hat aus Mali kein Uran bezogen und selbst wenn man postuliert, dass man halt indirekt die Uranversorgung aus Nachbarländern sichern wollte, war es trotzdem nicht das was Frankreich in Mali primär getrieben hat.

Tatsächlich waren die realen / praktischen Ziele der Franzosen immer wesentlich weniger ambitioniert, insbesondere auf der strategischen Ebene, was absolut richtig ist, und ein wesentlicher Unterschied zu den Traumtänzereien der Bundeswehr.

Zitat:Das Problem ist doch gerade das überall wo wir hinkommen erst mal Feldlager aus dem Boden gestampft werden überall . Man hinterlässt eher das Bild eines besatzers wie eines Helfers und nebenbei gehen doch schon fast alle Finanzmittel für den Zirkus drauf .

Ein sehr gutes Beispiel. Aber nur ein Punkt von vielen vielen weiteren Punkten.

Zitat:Auf die Erklärung bin ich gespannt warum man die Mitarbeiter einer argentinischen Firma in fremden Luftraum bombardiert hat.

Zumal in einem Luftraum, in dem wir selbstverständlich nur dann fliegen, wenn die örtliche Regierung dies erlaubt und nicht einmal einen Ballon über dem Lager schweben lassen, wenn dies der örtlichen Regierung nicht gefällt - und dies ungeachtet all der Hebel die wir hätten um diese aufgeblasenen Schwachköpfe klein zu halten. Aber stattdessen haben wir uns in unserer eigenen Ritualisierung der Kriegsführung so verfangen, dass wir schlicht und einfach vollständig handlungsunfähig sind.

Und damit ist JEDER Auslandseinsatz dieser Bundeswehr sinnlos.

Zitat:Auf die Erklärung bin ich gespannt warum man die Mitarbeiter einer argentinischen Firma in fremden Luftraum bombardiert hat.

Darauf wollte ich noch gesondert eingehen, weil es perfekt die Misere westlicher COIN aufzeigt.

Wagner begeht seit Jahren schon erhebliche Verbrechen. Ganze Dörfer werden niedergemetzelt, Minderjährige vor den Augen ihrer Eltern zu Tode vergewaltigt, es gibt Entführungen und systematische Folter etc etc. Diese Taten werden aber nie breit über die Bevölkerung gestreut, sondern finden immer recht konzentriert, an bestimmten Stellen und gegen ganz bestimmte Gruppen statt. Im Laufe der Zeit hat dies dazu geführt, dass sich die Zivil-Bevölkerung dann Wagner zugewandt hat, auch wenn dies dem westlichen TM Beobachter mit seinen Fantasievorstellungen über Hearts- and Minds kontraintuitiv erscheint.

Der Grund dafür ist vor allem anderen, dass Wagner nicht nur damit durchkommt, also diese Handlungen keinerlei Konsequenzen haben, sondern dass Wagner sogar noch davon direkt profitiert und Minen, und sonstige Rohstoffe als Belohnung erhalten hat.

Entsprechend wäre die Antwort auf die von alphall31 gestellte Frage höchst einfach: man verwendet die Verbrechen von Wagner als Aufhänger. In jedes malische Dorf einen epischen Bildband mit allen nur denkbaren Verbrechen in HD Aufnahmen und die gleichen Bilder, Filme und Tondokumente auf jedes malische Smartphone, in Dauerschleife in allen Medien und auch bei uns in allen Medien. Dem folgend inszeniert man eine versuchte Festnahme der ach so schröcklichen Verantwortlichen um diese schön rechtsstaatlich vor Gericht zu stellen etc, dies führt natürlich dazu, dass Wagner zwingend das Feuer auf uns eröffnet, und es tote westliche Soldaten gibt und e voila, schon kann problemlos die Stelllungen von Wagner bombardieren, ihre Fahrzeuge bomardieren, ihre Konvois bombardieren, ihre Minen bombardieren, ihr Eigentum, ihre Rohstoffquellen usw beschlagnahmen (die Einnahmen daraus im weiteren vollumfänglich und vollständig transparent an die Armen verschenken - Robin Hood et al) und sich als die Guten geben. Es könnte so einfach sein. Und schließlich würden sich die Menschen dort wieder von Wagner abwenden, und mehr den Freiheitskämpfern (Terroristen) zuwenden.

Stattdessen krieg man trotz aller Steilvorlagen die einem diesbezüglich geliefert werden nicht einmal das hin.

Zitat:Und dann aber nächsten Tag das große Heulen anfangen wenn Russen das mit uns machen .

Exakt das ist das Problem. Das wir schon psychologisch nicht mehr konflitkfähig sind. Wer selbst jetzt immer noch nicht verstanden hat, dass Russland der Feind ist, und dass man bei jeder sich bietenden Gelegenheit so viele Russen wie möglich so weitgehend wie möglich schädigen muss, der hat keine Zukunft auf diesem Planeten.

Russische Reaktionen auf egal was und egal auf welche Weise sollten uns vollkommen egal sein. Die Russen werden so oder so machen was sie wollen, völlig gleich ob wir etwas tun oder nicht. Unsere Handlungen steuern in keinster Weise das russische Handeln, also sollten wir endlich aus der reaktiven Zone raus kommen und anfangen aktiv zu handeln, um den Russen die Initiative wieder abzunehmen.

Spezifisch in Bezug auf Mali und die Sahelzone und spezifisch in Bezug auf Wagner heißt dass, das wir dort die Kämpfer von Wagner vollständig alle machen müssen, und das heißt sie umzubringen, ihre Einkommensquellen zu zerstören und ihre Präsenz dort zu verunmöglichen, auf jede nur denkbare Weise, direkt wie indirekt.

Und ob dann Russland irgendwo ebenso indirekt oder auf klandestine Weise zurück schlägt oder nicht, sollte dafür vollkommen egal sein. Ist Wagner nicht ein weißrussisches Unternehmen dass es laut Putin in Russland gar nicht gibt ?! Tatsächlich wären die innenpolitischen Folgen in Russland sogar für uns von Interesse, wenn wir den Russen ihren wachsenden Reichtum aus Afrika kappen würden. Der in Anteilen dann wiederum dazu verwendet wird, die Sahelzone immer noch weiter zu destabilisieren. Ganzheitlich betrachtet wäre daher die Vernichtung von Wagner in Afrika ein auf vielen Ebenen und in seinen Fernwirkungen weiter ausgreifend äußerst positives Ziel.
@Quintus
Zitat:Die Auslandseinsätze der Bundeswehr sind so, wie sie aktuell real durchgeführt werden, und wie sie aufgrund der rechtlichen Beschränkungen, der selbst auferlegten Beschränkungen und der Umstände durchgeführt werden müssen, grundsätzlich ein generelles Übel.
Dann verstehe ich dich da jetzt besser. Allerdings gibt es keine wirklich großen Optionen es anders zu handhaben, da wir selbst an Regularien gebunden sind, die wir auch mit implementiert haben. Ob diese völkerrechtlichen Rahmenbedingungen uns nun hemmen oder nicht, sollte eigentlich nicht die entscheidende Frage sein. Denn wenn wir diese ad acta legen wollen, nur damit wir uns uneingeschränkt mit unserem Militär in fremden Ländern bewegen könnten, dann wäre das quasi eine Rückkehr zur "Kanonenbootpolitik" - und diese würde sehr wahrscheinlich eher Gegenbewegungen zu unseren Ambitionen erzeugen (davon, dass man uns faktisch Kolonialismus unterstellen würde, rede ich noch nicht). D. h. wir müssten uns eher Gedanken machen, wie wir die Einsatzbefähigungen verbessern können, ohne dass wir deswegen meinen Rechtsgrundsätze über Bord werfen zu müssen. Nicht einfach, zugegeben.
Zitat:Und der Grund ist unsere Inkompetenz, und nicht der Mangel an Quantität. Der Ruf nach mehr Quantität ist der sinnlose und verzweifelte Ruf der Inkompetenten. Egal ob Wastemoremen, ich meine Westmoreland, oder die heutige Generalskaste der Bundeswehr. Wir bräuchten ja nur mehr Soldaten, mehr Geld, dann würde schon alles gut werden.
Naja, also es schon ein kleiner Unterschied, ob ich sage, dass 17.000 Mann auf 1,2 Mio. Quadratkilometern Fläche (Mali) eben wirklich nicht ausreichen, oder aber ob ich schon 350.000 Mann auf 180.000 Quadratkilometern Fläche (Größe Südvietnams) habe und dann nochmals 150.000 Mann haben will. Das ist dann schon eine andere Größenkategorie und während man bei Westmoreland und an dessen Vorgehensweise sicherlich herumkritisieren kann, so kommen wir nicht umher festzustellen, dass wir in Mali schlicht wirklich zu wenig Personal hatten.
Zitat:Wir stabilisieren aber nicht, wir destablisieren in vielen Fällen. Die sogenannten Stabilisierungseinsätze (wie schon geschrieben lehne ich selbst das Wort und das Konzept an sich ab), führen querschnittlich in vielen Fällen nur zu mehr Instabilität.

Ad extremum kommt es dann dazu, dass sie uns hier angreifen, weil wir dort sind, obwohl wir annehmen, dass wir dort sein müssen, damit sie uns hier nicht angreifen.
Das ist aber Schattenboxerei. Als die USA im Irak waren und auch als wir in Afghanistan waren, hieß es gerne landauf und landab, dass deswegen die Terroristen bei uns Anschläge durchführen, weil wir ja dort in diesen Ländern aktiv sind. Dabei hat es diese Terrorakte schon gegeben, bevor wir irgendwie und irgendwo auf dem Globus aktiv waren. Das heißt: Es ist völlig egal, ob wir in Land XYZ sind oder nicht, Terrorakte finden so oder so statt. Nur wenn wir eben in diesen Ländern sind, dann haben wir wenigstens eine kleine Chance, diesen Gruppierungen habhaft zu werden. Ob das auf Mali nun auch direkt zutrifft, ist schwierig zu beantworten, das gebe ich zu. Aber meinem Empfinden nach ist es besser, die Islamisten dort einzuhegen, als sie erst ignorieren zu wollen und groß werden zu lassen und dann mit tellergroßen Augen vor dem Schutthaufen des Terroranschlags bei uns im Land zu stehen.
Zitat:Du willst die sich ausbreitende Rechtsfreiheit, Terrorbanden und Flüchtlinge bekämpfen?

Wenn die Antwort darauf ja ist, dann musst du auch alle notwendigen Konsequenzen die sich daraus ergeben in Kauf nehmen.

Und exakt das tust du nicht...
Wieso nicht? Ich bin niemand, der sagt, dass wir uns überall zurückziehen sollten...

Schneemann
Schneemann:

Mit Konsequenzen meine ich nicht die Frage, ob wir dort sind oder nicht. Sondern die Frage, was getan werden müsste, wenn wir dort sind, damit es Sinn macht dort zu sein.

Zitat:Naja, also es schon ein kleiner Unterschied, ob ich sage, dass 17.000 Mann auf 1,2 Mio. Quadratkilometern Fläche (Mali) eben wirklich nicht ausreichen, oder aber ob ich schon 350.000 Mann auf 180.000 Quadratkilometern Fläche (Größe Südvietnams) habe und dann nochmals 150.000 Mann haben will. Das ist dann schon eine andere Größenkategorie und während man bei Westmoreland und an dessen Vorgehensweise sicherlich herumkritisieren kann, so kommen wir nicht umher festzustellen, dass wir in Mali schlicht wirklich zu wenig Personal hatten.

Nein, hatten wir nicht. Das ist eben die Illusion, dass man für den Sieg ein bestimmtes Mindestverhältnis von Anzahl Soldaten zu Fläche haben muss, dass eine bestimmte Menge Soldaten pro Flächeneinheit erforderlich wäre. Und gerade Vietnam beweist dies perfekt. Man kann auch mit sehr viel weniger Soldaten siegen, denn der Sieg hängt im Bereich COIN primär von der eigenen Kompetenz und der Handlungsfreiheit ab, und nicht von der Quantität.

Tatsächlich ist es so, dass weniger Soldaten gerade im Bereich COIN sogar besser sein können als mehr Soldaten, auch wenn das für viele kontraintuitiv ist.

Zitat:Als die USA im Irak waren und auch als wir in Afghanistan waren, hieß es gerne landauf und landab, dass deswegen die Terroristen bei uns Anschläge durchführen, weil wir ja dort in diesen Ländern aktiv sind. Dabei hat es diese Terrorakte schon gegeben, bevor wir irgendwie und irgendwo auf dem Globus aktiv waren.

Die USA waren schon vor Irak und Afghanistan überall weltweit aktiv, insbesondere auch in islamischen Ländern. Es war gerade eben die Begründung für die Anschläge in New York, und auch für andere Anschläge davor, dass Ungläubige auf heiligem islamischen Boden stehen - wobei die Begründung in Wahrheit irrelevant ist, denn wenn man diese Begründung nicht gehabt hätte, dann hätte man halt eine andere gefunden. Und während der Zeiten des Kalten Krieges wurden eben jene terroristischen islamischen Strukturen spezifisch von den USA massiv aufgebaut. Das reichte bis dahin, dass die USA in Pakistan islamistisches Gedankengut mit gedruckten Büchern verbreitet haben und mit Geld und vielen sonstigen Methoden dafür sorgen, dass radikale Muslime ihre Ansichten in Schulen und Ausbildungsstätten verbreiten und gemäßigte Muslime von dort vertreiben konnten. War damals als Mittel gegen die Ausbreitung des Kommunismus eine Idee, deren Fernwirkungen eigentlich schon damals hätten offenkundig sein müssen.

Meine Ausführungen hier sollen übrigens keine Rechtfertigung, Relativierung oder sonst dergleichen sein. Es ist auch irrelevant woher das ganze mal gekommen ist, die Umstände hier und heute sind die relevanten. Und hier und heute stellt unsere Präsenz in diesen Ländern oft mehr ein Problem als eine Lösung dar, und zwar für die Frage der inneren Sicherheit in Europa selbst.

In etlichen Fällen ist es ironischerweise so: Wenn wir nicht dort wären, würden die sich halt gegenseitig umbringen, ihr Land ruinieren, alle ins Elend, Hungersnot usw stürzen und dass würde die Zahl der Flüchtlinge von dort eigentlich reduzieren (auch für die meisten kontraintuitiv).

Zitat:meinem Empfinden nach ist es besser, die Islamisten dort einzuhegen, als sie erst ignorieren zu wollen und groß werden zu lassen und dann mit tellergroßen Augen vor dem Schutthaufen des Terroranschlags bei uns im Land zu stehen.


Das beste wäre es gewesen, Mali zu teilen, Azawad anzuerkennen und dann Mali und Azawad als Feinde gegeneinander zu positionieren. Wie ich es schon zur Zeit der Operation Serval geschrieben habe. Aber für solche Lösungen fehlt uns anscheinend die Weitsicht. Oder wenn man noch weiter zurück gehen wollte, wäre es das beste gewesen auf der Seite von Gaddafi gegen die Aufständischen einzugreifen und sich dies mit besonders günstigem Gas und Öl teuer bezahlen zu lassen. Der Wege wären viele, aber wir wählen wieder und wieder den am wenigsten sinnvollen - Stichwort Inkompetenz.

Zitat:wir müssten uns eher Gedanken machen, wie wir die Einsatzbefähigungen verbessern können, ohne dass wir deswegen meinen Rechtsgrundsätze über Bord werfen zu müssen.

Diese Rechtsgrundsätze wie du sie nennst, sind das primäre Hindernis wenn man im COIN erfolgreich sein will.

Aber um das an dieser Stelle nochmal zu betonen: das heißt nicht, dass man Verbrechen begehen soll, oder dass man die Menschenrechte missachten soll, ganz im Gegenteil. Es heißt lediglich, dass man mit Rechtsvorschriften, rigidem Legalismus und unserer aktuellen Form der ritualisierten Blumenkriege im COIN immer scheitern wird.

Und gerade Mali ist hierfür ein Musterbeispiel par excellence !
Zitat:In etlichen Fällen ist es ironischerweise so: Wenn wir nicht dort wären, würden die sich halt gegenseitig umbringen, ihr Land ruinieren, alle ins Elend, Hungersnot usw stürzen und dass würde die Zahl der Flüchtlinge von dort eigentlich reduzieren (auch für die meisten kontraintuitiv).

Das letzte mal das sich der Westen an einem Dritte Welt Land zu schaffen gemacht hat war Somalia glaub ich .
Lybien , Syrien oder der Irak wurde von uns einfach in Schutt und Asche gelegt. Wir haben diese Länder in Armut
Gebracht. Gleichzeitig haben wir unseren Schutz vor den Flüchtlingsströmen mit zerstört . Es gibt immer jemand der Nutzen hat von solchen Sachen.
Zitat:Wir haben diese Länder in Armut gebracht.

Nein haben wir nicht. Und es gibt weltweit eine Menge Situationen in denen einfach nur alle verlieren und keiner einen Nutzen von irgendwas hat. Das ist einer der oft nicht verstandenen Punkte: dass der Grund für vieles was geschieht nicht darin begründet ist, dass jemand davon Vorteile hat, sondern dass es sich um Abwärtsspiralen handelt bei denen einfach alle verlieren.
Zitat:Nein haben wir nicht. Und es gibt weltweit eine Menge Situationen

Man hat wahllos andere Länder überfallen , da gibts nichts dran zu rütteln . Weder der irak noch Syrien noch lybien Haben einen westlichen Staat gebeten eine Bombe auf ihr Land zu werfen.
Die Diktatoren welche diese Länder knechteten haben logischerweise nicht darum gebeten, dass ihre Diktatur mit Gewalt gestürzt wird. Und das wäre schon mal der erste Punkt: dass du mal anfängst zwischen Ländern und den Diktatoren welche sie absolutistisch beherrsch(t)en zu unterscheiden. Nicht der Irak war dagegen angegriffen zu werden, ein mörderischer Diktator war dagegen seine Macht und sein Luxusleben einzubüßen.

Im übrigen führt hier dein Whataboutism nirgendwo hin, nicht mal als rethorischer Trick. Es spielt für die Problemstellung in Mali überhaupt keine Rolle ob man vor 20 Jahren den Irak bombardiert hat oder nicht.

Bleiben wir im weiteren deshalb mal enger bei Libyen, weil dieses zumindest eine enge Beziehung und Wechselwirkung mit Mali hatte und die Ereignisse dort ja tatsächlich ausschlaggebend für die weitere Entwicklung in Mali waren.

Keineswegs hat man hier wahllos ein anderes Land überfallen. Sondern man griff in einen bereits laufenden Bürgerkrieg ein. Und wir wurden von der einen Regierung explizit darum gebeten Bomben auf die Einheiten der anderen Regierung zu werfen. Aber noch darüber hinaus gab es auch noch eine UN Resolution dazu, welche explizit die UN Mitglieder dazu ermächtigte, eine Flugverbotszone über Libyen mit Gewalt durchzusetzen. Und auch dieser Vorschlag kam nicht wahllos von uns oder anderen westlichen Ländern, sondern von der Arabischen Liga.

Wie man es also dreht und wendet, was du hier schreibst ist einfach falsch. Weder wurde Libyien wahllos überfallen, noch überhaupt überfallen, noch gab es keinerlei Bitten Bomben zu werfen, sondern ganz im Gegenteil wurde explizit darum gebeten.

Keine einzige deiner Aussagen ist richtig.
Im Mali übernimmt die Armee einen von der ehemaligen Tuareg-Rebellion begehrten UN-Stützpunkt
France 24 (französisch)
Die Mission der Vereinten Nationen für Mali (Minusma) gab am Sonntag bekannt, dass sie ihren Abzug von einem Stützpunkt in Ber im Norden des Landes "aufgrund der Verschlechterung der Sicherheitslage in dem Gebiet" "vorgezogen" habe. Der Abzug der burkinischen Blauhelme, die diesen Stützpunkt besetzt hatten, war im Rahmen des Rückzugs der Minusma aus Mali geplant, den der UN-Sicherheitsrat Ende Juni beschlossen hatte.

Veröffentlicht am: 14/08/2023 - 07:55
4 Min.
[Bild: 000_9TE6Z6.webp]
Ein britischer Soldat der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (Minusma) richtet während einer Patrouille in Ménaka, Mali, am 28. Oktober 2021 eine UN-Flagge auf dem Dach eines leicht gepanzerten Fahrzeugs aus. Florent Vergnes,

Die Mission der Vereinten Nationen in Mali (Minusma) gab am Sonntag, den 13. August, bekannt, dass sie aus Sicherheitsgründen ihren Rückzug aus einem Lager im Norden des Landes "vorgezogen" habe, das die Armee nach eigenen Angaben "nach zahlreichen Zwischenfällen" mit "terroristischen" Gruppen und trotz der Begehrlichkeiten der ehemaligen Tuareg-Rebellion zurückgewonnen hat.

"Die Minusma hat ihren Rückzug aus Ber aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in dem Gebiet und der damit verbundenen hohen Risiken für unsere Blauhelme vorgezogen", erklärte sie in einer Nachricht auf X (früher Twitter), ohne nähere Angaben zum ursprünglichen Abreisedatum und zur Truppenstärke zu machen. Sie "fordert die verschiedenen beteiligten Akteure auf, von jeglichen Handlungen abzusehen, die die Operation weiter erschweren könnten".

Zitat: Die MINUSMA hat ihren Rückzug aus #Ber aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in dem Gebiet & der damit verbundenen hohen Risiken für unsere #Blauhelme vorgezogen. Sie fordert die verschiedenen beteiligten Akteure auf, von jeglichen Handlungen abzusehen, die die Operation weiter erschweren könnten.
- MINUSMA (@UN_MINUSMA) August 13, 2023

Der Abzug der dort stationierten burkinischen Blauhelme aus Ber war im Rahmen des Abzugs der Minusma bis Ende des Jahres aus diesem Land geplant. Der erste Abzug erfolgte am 3. August in Ogossagou (Zentrum), das die Armee in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung nach eigenen Angaben seitdem kontrolliert.

Die Minusma setzt damit die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats von Ende Juni um, die seit 2013 eingesetzte Mission auf Wunsch der 2020 gewaltsam an die Macht gekommenen Junta mit sofortiger Wirkung zu beenden. Der Abzug der rund 11.600 Soldaten und 1.500 Polizisten aus Dutzenden Nationalitäten soll bis zum 31. Dezember erfolgen.

In einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung erklärte die malische Armee (Fama), dass sie "im Rahmen des Prozesses der Rückübertragung von Minusma-Geländen" das Lager Ber am Sonntag, den 13. August, gegen 8.30 Uhr (Ortszeit und GMT) nach zahlreichen Zwischenfällen, die die Bewegung (ihrer) Einheiten überschattet hatten, in Besitz genommen habe.

Auf dem Weg nach Ber, um das Lager zurückzuerobern, berichtet sie in der Erklärung von verschiedenen Zwischenfällen mit "GATs" (bewaffneten terroristischen Gruppen), darunter "ein versuchter Einbruch in die Einrichtung und Belästigungsfeuer" gegen ihre Truppen am Freitag und andere "Zusammenstöße", bei denen insgesamt "sechs Tote und vier Verletzte" in ihren Reihen zu beklagen waren.

Vereinzelte "Schüsse" richteten sich am Sonntag gegen die Soldaten, die nach Ber vorrückten, heißt es in demselben Text, der die Identität der Angreifer nicht nennt.

Seit einigen Tagen ist das Gebiet um Ber auch Schauplatz von Spannungen zwischen der Armee und der russischen paramilitärischen Gruppe Wagner auf der einen Seite und der Koordination der Azawad-Bewegungen (CMA, ehemalige Tuareg-Rebellion) auf der anderen Seite, wie die letztgenannte Organisation berichtet.
Spannungen zwischen der Junta und der ehemaligen Tuareg-Rebellion.

Die Minusma müsse "einfach abziehen (aus Ber) und nicht das Lager der Armee zugestehen", sagte Attaye Ag Mohamed, ein CMA-Führer, am Sonntag auf X.

"Die Fama hält um jeden Preis an der Besetzung der Minusma-Anlagen fest, einschließlich derjenigen in den von der CMA kontrollierten Gebieten", erklärte die ehemalige Rebellion, die große Gebiete im Norden kontrolliert, in einer Erklärung, die am Samstag der Nachrichtenagentur AFP übermittelt wurde.

Die Kluft zur Junta ist größer geworden, da die CMA ihr vorwirft, das Friedensabkommen von Algier aus dem Jahr 2015, das sie mit Bamako unterzeichnet hat, in Frage zu stellen. Die CMA wirft dem Militär außerdem vor, im Juni eine neue Verfassung verabschiedet zu haben, die ihrer Meinung nach dieses Abkommen gefährdet.

In einem weiteren Zeichen der Spannung sagte sie am Freitag, sie habe "einen komplexen Angriff unter Führung der Fama und Wagner zurückgeschlagen", wie sie in einer am selben Tag veröffentlichten Erklärung ohne Bilanz mitteilte.

Die CMA hatte am Donnerstag angekündigt, dass alle ihre Vertreter aus "Sicherheitsgründen" aus Bamako abgereist seien.

Die Junta hat die Souveränität zu ihrem Mantra gemacht, seit sie die Führung des Landes übernommen, das Bündnis mit Frankreich und seinen Partnern gegen den Dschihadismus aufgekündigt und sich militärisch und politisch Russland zugewandt hat.

Mali befindet sich seit 2012 in einer tiefen Sicherheitskrise, die vom Norden ausgeht und sich auf das Zentrum des Landes sowie die Nachbarländer Burkina Faso und Niger ausgebreitet hat.
Mali trauert nach drei Terroranschlägen mit schrecklicher Bilanz, zu denen sich die Jnim bekannt haben.
RFI (französisch)
Am Samstag, den 9. September, begann in Mali der zweite Tag der Staatstrauer nach einer Reihe von Anschlägen, zu denen sich die Jnim, die Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime, die mit Al-Qaida im Islamischen Maghreb verbunden ist, bekannt hatte. Am Donnerstag richteten sich zwei Angriffe gegen das Militärlager Bamba (Region Gao) und ein Boot, das im Kreis Rharous (Region Timbuktu) segelte. Am Freitag wurden in Gao ein Lager der malischen Armee und der Flughafen ins Visier genommen. Bei den Angriffen am Donnerstag wurden mindestens 64 Menschen getötet, doch Mali rechnet mit einer weitaus höheren endgültigen Zahl von Todesopfern.

Veröffentlicht am: 09/09/2023 - 09:03


"Es handelt sich um eine Generaloffensive", kommentiert eine malische Sicherheitsquelle. Die Jnim betreibt bereits seit über einem Monat eine Blockade der Stadt Timbuktu, wo die Dschihadistengruppe die Ankunft von Waren verhindert. Auch andere Straßen in den Regionen Timbuktu und Gao wurden immer wieder zum Ziel von Angriffen.

In der zentralen Region Segou bekannte sich die Jnim am Mittwoch, den 6. September, zu einer Operation gegen die Gruppe Wagner, die die malische Armee unterstützt. Auch in den Regionen Mopti und Bandiagara im Zentrum kam es in den letzten Wochen vermehrt zu Angriffen.

Kritische Situation im Krankenhaus von Gao

Die offizielle Bilanz ist vorläufig. Laut unabhängigen Quellen, die von RFI kontaktiert wurden, sollen etwa 100 Menschen getötet worden sein und Dutzende werden noch vermisst. Es gab auch zahlreiche Verletzte, die in das Regionalkrankenhaus von Gao eingeliefert wurden. Akteure der Zivilgesellschaft in der Region haben sich mobilisiert, um eine Blutspendekampagne zu starten. Hören Sie einem von ihnen zu, den Sory Ibrahim von rfi Mandanka/ Fulfuldé erreicht hat. "Vor dieser Situation befand sich das Krankenhaus in Gao seit einiger Zeit in einer schwierigen Lage, und es gibt sogar viele qualifizierte Mitarbeiter und Ärzte, die darum gebeten haben, das Krankenhaus zu verlassen. Wir sind von der Versorgung (der Verletzten), aber die Bevölkerung ist um das Krankenhaus herum mobilisiert und um dem medizinischen Personal Unterstützung zu geben. Sobald die Verletzten eingetroffen waren, wurden wir angesprochen, um unsere Mitglieder und auch die gesamte Bevölkerung von Gao zu mobilisieren, um zum Blutspenden zu kommen. Seit gestern Abend haben sich die Menschen massiv auf den Weg zum Krankenhaus gemacht, um dem Aufruf zu folgen, und wir hoffen, dass die Menschen trotz der besorgniserregenden Situation in der Stadt selbst weiterhin zum Blutspenden gehen werden."

Die Angriffe vom Donnerstag und Freitag sind aufgrund ihres Ausmaßes, ihrer Komplexität und der hohen Zahl von Opfern bemerkenswert, sagt David Baché von der Afrika-Abteilung. Sie ereignen sich zu einer Zeit, in der sich die Minusma auf dem Rückzug befindet. Die Blauhelme haben bereits die Lager in Ogossagou, Ber, Goundam, Ménaka usw. verlassen. Bis Ende des Jahres werden sie sich vollständig aus Mali zurückgezogen haben.

Die malische Armee reorganisiert sich und besetzt nach und nach die von der Minusma freigehaltenen Stützpunkte, wie sie es auch nach dem Abzug der französischen Barkhane-Truppe getan hatte. Letzte Woche beurteilte der Generalstab der Streitkräfte die Terrorgruppen als "fieberhaft". Die Übergangsbehörden haben den Kampf gegen den Terrorismus zu einer ihrer Prioritäten gemacht.
In Mali bestätigt die Junta, dass sie den Abzug der UN-Mission Minusma bis Ende Dezember will.
France24 (französisch)
Die malische Regierung bestätigte am Samstag ihre Absicht, dass die UN-Friedensmission Minusma das Land bis Ende Dezember verlassen soll, trotz der Bedenken der Vereinten Nationen angesichts "zunehmender Spannungen und einer wachsenden bewaffneten Präsenz in Nordmali".

Veröffentlicht am: 15/10/2023 - 02:06Modifiziert am: 15/10/2023 - 14:42
3 Min.
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Ein Soldat der Minusma unterhält sich am 28. Oktober 2021 mit malischen Dorfbewohnern in der Nähe von Menaka, Mali. © Florent Vergnes, AFP

Der Zeitplan wird laut der Junta eingehalten. Die malische Regierung hat bestätigt, dass sie die UN-Friedensmission (Minusma) bis Ende Dezember aus dem Land abziehen lassen will, während die Vereinten Nationen besorgt sind, dass sich der Abzug verzögern könnte, da er die Spannungen im Norden verschärft.

Der Chefdiplomat Malis, Abdoulaye Diop, veröffentlichte am Samstagabend in den sozialen Netzwerken ein Video mit Äußerungen, die er am Freitag bei einem Treffen mit dem diplomatischen Corps in Bamako gemacht hatte.

Darin betonte er "die Bedeutung, die die Regierung der Einhaltung des Abzugszeitplans vom 31. Dezember 2023 beimisst". "Die Regierung zieht eine Verlängerung dieser Frist nicht in Betracht. Daher muss alles getan werden, damit die Arbeit der Minusma am 31. Dezember abgeschlossen werden kann", fügte er hinzu.
Bedenken der Vereinten Nationen

Die Vereinten Nationen hatten am Samstag ihre Besorgnis über die militärische Eskalation im Norden Malis und die Schwierigkeiten geäußert, die ihrer Meinung nach von der herrschenden Junta für den laufenden Abzug der Minusma verursacht wurden. Diese Behinderungen könnten den Zeitplan für den Abzug der Blauhelme in Frage stellen, betonten die Vereinten Nationen.

Die Obersten, die 2020 gewaltsam an die Macht gekommen waren, forderten im Juni nach Monaten der Verschlechterung der Beziehungen den Abzug der Minusma, die seit 2013 in dem von Dschihadismus und einer tiefen multidimensionalen Krise geplagten Land stationiert ist.

Die Aussicht auf den Abzug der Minusma aus den von ihr besetzten Lagern verschärfte die Rivalitäten um die Kontrolle des Territoriums zwischen den im Norden vertretenen bewaffneten Akteuren.

Separatistische, von Tuareg dominierte Gruppen haben die Feindseligkeiten gegen den Zentralstaat wieder aufgenommen und die mit Al-Qaida verbundene Groupe de soutien à l'islam et aux musulmans (GSIM) hat ihre Angriffe auf Militärpositionen vervielfacht.

Die Konfrontation dürfte sich in den kommenden Wochen mit der geplanten Räumung der Minusma-Lager in Tessalit und Aguelhok und vor allem Kidal, der Hochburg der Separatisten, verschärfen. Eine große Kolonne der Armee hat sich auf den Weg nach Kidal gemacht.

"Lösungen finden"

Die Rebellen lehnen es ab, dass die Minusma ihre Lager an den malischen Staat übergibt.

Die malischen Streitkräfte "müssen alle Besitzungen wieder besetzen, insbesondere die von der Minusma geräumten Lager", wiederholte der malische Minister in diesem Zusammenhang und berief sich dabei auf die UN-Texte über friedenserhaltende Maßnahmen.

Die UNO war alarmiert, weil sie von den malischen Behörden keine Genehmigungen für die Bewegung von Logistikkonvois von Gao aus erhalten hatte, die für den Abzug erforderlich sind.

Der malische Minister räumte ein, dass es entsprechende Anträge der Minusma sowie für Fluggenehmigungen gebe. "Wir arbeiten daran, Lösungen zu finden", sagte er.
Spannungen im Norden Malis behindern den Abzug der Minusma-Mission
RFI (französisch)
Veröffentlicht am: 15/10/2023 - 23:25
3 Min.
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Mit unserem Regionalkorrespondenten Serge Daniel

Zu den Hindernissen, die der Organisation des Rückzugsprozesses aus Mali im Wege stehen, gehören insbesondere die Probleme bei der Bewegung von Konvois der UN-Mission im Land. Seit drei Wochen stecken beispielsweise logistische Landkonvois der Minusma sowie Blauhelme aus dem Tschad in Gao fest. Sie warten immer noch auf grünes Licht von der malischen Regierung, um sich in Richtung der Region Kidal aufzumachen, um die Rückführung des Materials zu organisieren. In Timbuktu sind die Konvois der Minusma ebenfalls blockiert, auch hier auf Wunsch von Bamako, wie interne Quellen der Mission berichten.

In den Reihen der Blauhelme wächst die Besorgnis über die Sicherheitslage. In Timbuktu beispielsweise wurden die Bodenschutzpatrouillen der UN-Soldaten rund um den Flughafen und den Stützpunkt der Minusma nun von den malischen Behörden untersagt, berichtet eine gut informierte Quelle, die fortfährt: "In Verletzung" des Belagerungsabkommens zwischen den Vereinten Nationen und Mali werden Aufklärungsflüge zum Schutz der Konvois und Einrichtungen der Minusma systematisch verweigert.

Spannungen in der Ortschaft Tessalit

Hinzu kommen neue Spannungen auf dem Gelände im Nordosten zwischen der malischen Armee und den Rebellen der Koalition mit der Bezeichnung Strategisch-Permanenter Rahmen für Frieden, Sicherheit und Entwicklung (CSP-PSD). Alles begann mit der Landung zweier Flugzeuge am Donnerstag, dem 12. Oktober, auf dem Flughafen der malischen Ortschaft Tessalit. Aus dem Flugzeug stiegen eine Abteilung der regulären Armee, die Fama, begleitet von mehreren Dutzend Kämpfern der russischen paramilitärischen Gruppe Wagner. Alle diese Personen begaben sich in Richtung des Lagers der malischen Streitkräfte, das vor Ort an das Lager der UN-Mission grenzte. Sobald die Rebellen der Koalition namens CSP-PSD von der Nachricht erfahren, sind sie sofort auf Kriegsfuß.

Seit der Ankündigung unseres Rückzugs aus Mali wollten wir ihn geordnet und sicher gestalten, denn unsere Sicherheit ist sehr wichtig, da es die Soldaten der Minusma sind, die mehr getötet wurden als jede andere Friedensmission auf der Welt. Wir können daher nicht zulassen, dass unser Personal getötet wird.

01:04

Fatoumata Sinkoun Kaba, Sprecherin der Minusma.
Kpénahi Traoré

Trotz der von der malischen Armee durchgeführten Luftangriffe besetzen sie in Tessalit mit dem Finger am Abzug schnell drei vorgeschobene Stellungen, die von der Minusma bereits aufgegeben worden waren. Diese Stellungen befinden sich insbesondere zwischen der Stadt Tessalit und dem Lager Fama-Wagner-Blauhelme, mit Blick auf den Flughafen von Tessalit. Das von den Rebellen erklärte Ziel ist klar: "Vor allem einen Teil des Flughafens zu kontrollieren und jedes feindliche Flugzeug abzuschießen". Die Spannung ist hoch. Die tschadischen Blauhelme versuchen, die Lage zu beruhigen, indem sie vorerst die Kontrolle über das gemeinsame Lager und seine wichtigsten Ein- und Ausgänge behalten. Die Rebellen ihrerseits liegen auf der Lauer, um, wie sie sagen, die Kontrolle über das Lager zu übernehmen, sobald die Minusma abzieht.

All dies behindert also die Arbeit der Mission vor Ort, weshalb er befürchtet, dass die schwierigen Arbeitsbedingungen einen geordneten und fristgerechten Abzug der Mission verhindern könnten.
Mali: Kompromiss für den Rückzug des tschadischen Minusma-Kontingents in der Region Kidal gefunden
RFI (französisch)
In Mali wurde am Mittwoch, den 18. Oktober, ein Kompromiss für die Rückführung der Ausrüstung der in Tessalit, Aguelhoc und Kidal stationierten tschadischen Blauhelme gefunden. Dieses Thema hatte den Abzug des tschadischen Kontingents der Minusma gebremst. Für den tschadischen Generalstab stand fest, dass "wir unser Arsenal nicht aufgeben dürfen, da der Abzug unserer Männer und unseres Materials gleichzeitig stattfinden muss". Die Blockade ist heute aufgehoben. Einzelheiten.

Veröffentlicht am: 19/10/2023 - 14:28
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[Archivbild] Soldaten der Minusma auf Patrouille in Kidal, 23. Juli 2015. REUTERS/Adama Diarra
Durch:
David Baché

In Mali geht der Abzug der Minusma von den Stützpunkten Aguelhoc und Tessalit in der Region Kidal weiter. Er wurde am Montag, den 16. Oktober 2023, eingeleitet. Diese beiden Stützpunkte, ebenso wie der Stützpunkt in Kidal, den die Minusma im nächsten Monat verlassen soll, werden von der malischen Armee und den Rebellen des Cadre stratégique permanent (CSP) begehrt. Beide Seiten drängen die UNO-Mission mit Waffen in der Hand, so schnell wie möglich abzuziehen.

Menschen und Material "zur gleichen Zeit"

Ein beträchtlicher Teil des tschadischen Kontingents der Minusma in Tessalit war bereits Anfang der Woche per Flugzeug repatriiert worden. Die tschadische Armee weigerte sich jedoch, alle ihre Männer, die sich auch in Aguelhoc und Kidal befanden, zu evakuieren, ohne die Garantie zu haben, dass die Fahrzeuge und Waffen, mit denen sie nach Mali gekommen waren, ebenfalls nach Hause zurückkehren konnten.

Der tschadische Generalstab erklärt, dass "der Abzug unserer Männer und unseres Materials zur gleichen Zeit stattfinden muss", da "wir unser Arsenal nicht aufgeben wollen".

Das Problem ist, dass die malischen Übergangsbehörden seit dem 24. September in Gao die Logistikkonvois blockieren, die die Ausrüstung auf dem Landweg transportieren sollten. Grund dafür ist die "Sicherheitslage" und die Offensive, die die malische Armee derzeit in Richtung Kidal durchführt. "Der malische Außenminister Abdoulaye Diop betonte am Dienstag, den 17. Oktober, in einer offiziellen Mitteilung, dass die Genehmigungen in Abhängigkeit von den festgestellten Verbesserungen erteilt werden.

Dies führte zu Spannungen zwischen den drei Parteien Mali, Minusma und Tschad. Die tschadische Armee hatte den malischen Behörden bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass der Abzug ihrer Soldaten nicht innerhalb der vorgesehenen Frist erfolgen könne. Die Minusma hatte zwar ihren Willen bekundet, den Zeitplan für ihren Abzug einzuhalten oder sogar zu beschleunigen, war jedoch ebenfalls besorgt über diese Blockade, die zu Verzögerungen führen könnte. Minister Abdoulaye Diop hatte die UN-Mission an ihre "Pflicht" erinnert, sich an die vorgegebenen Fristen zu halten.

Wesentliche" und "nicht-wesentliche" Materialien

Am Mittwochabend, den 18. Oktober, wurde jedoch schließlich ein Kompromiss gefunden. Der Generalstab und das Verteidigungsministerium des Tschads teilten RFI mit, dass die Ausrüstung der tschadischen Armee zwar auf dem Landweg zurückgeführt werde, dass aber einige Lastwagen mit dem "wesentlichen Material" direkt von den Lagern in der Region Kidal abfahren würden. In der Zwischenzeit können die tschadischen Soldaten also alle per Flugzeug in ihre Heimat zurückkehren. Die Lastwagen, die noch in Gao warten, werden in einem zweiten Schritt, wenn die malischen Behörden dies erlauben, das "nicht-essentielle" Material abholen.

"Die von RFI kontaktierten offiziellen tschadischen Quellen betonen, dass zwischen Mali und dem Tschad alles in Ordnung ist. Der malische Generalstab reagierte nicht auf Anfragen von RFI.
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