Zitat:nein ganz im gegenteil. ich halte den kongoeinsatz für aktionismus ohne eine langfristige strategie. deutschland und die europäische union brauchen eine afrikastrategie, die ziel und zweck von entwicklungshilfen und stabislierungseinsätzen etc festlegt.
desweiteren habe ich die voraussetzungen, die meiner meinung nach erfüllt sein müssen, um das leben deutscher soldaten zu riskieren, schon dargelegt. und auf den kongo trifft das nicht zu.
Jetzt können wir auch stundenlang über die Begriffe "Aktionismus" und über "langfristige Strategie" diskutieren. Meine Position: Ich halte es eben nicht für Aktionismus, wenn eine bewaffnete Wahlbeobachtermission in den Kongo entsandt wird, ich halte das für ein kurzfristiges, schneller, im Rahmen des Möglichen adequates Reagieren auf veränderte Umstände.
Auch frage ich mich, was du letztlich mit einer ausgearbeiteten Afrikastrategie machen willst. Mehr als blumige Allgemienplätze kann sowas eh nicht enthalten. Da wirst du schon jetzt fündig in den Papieren der EU und der Mitgliedsstaaten. Nur mit langfristigen, also finalen Vorstellungen kannst du einfach allein keine Politik machen, weil viel zu vielpassiert, was dir in deinen allgemeinen Plan, in dein allgemeines Konzept nicht reinpaßt. Da geht es um die Fähigkeit sich schnell sich ändernden Situationen anzupasen. Da hilft natürlich eine gute Zielvorstellung als Orientierung, nur - wenn man mal die Schriften etwas sondiert - hat man das doch schon lange. Mehr Konkretisierung kannst du nicht machen, wenn du nicht Gefahr laufen willst, dir im Rahmen der beständigen Aktualisierung von Geschehen die Hände zu binden bzw. heute mit den Vorstellungen und Vorgaben von gestern zu arbeiten.
Hinsichtlich der Soldaten: Da habe ich meinen Standpunkt auch klar gemacht.
Zitat:deutsche soldaten werden immer noch darauf vereidigt, deutschland (und deutsche interssen) zu verteidigen. wie und wo das nun erfolgt - während des kalten krieges geschah dies an der innerdeutschen grenze, jetzt zunehmend im (außereuropäischen) ausland - ist meiner meinung nach nicht wichtig. das wichtigste ist, dass ihr leben nicht für sinnlose einsätze riskiert wird.
zum kongo speziell: ich habe kein problem damit, dass die bundeswehr im notfall wahlbeobachter (unter denen wahrscheinlich auch deutsche sein werden) evakuiert. evakuierungsmissionen gehören zu den klassischen auslandseinsätzen aller streitkräfte.
Haha. Und was sind Deutschlands Interessen???? Das, was der konservative Patriot sagt oder das, was der linke Liberrale sagt usw.? Das definiert sich allein nach der Perspektive und der Rahmensetzung, nach der Frage des Zeithorizonts...
Und letztlich macht die Bundeswehr doch genau das, was du selbst als ok beurteilst. Sie guckt sich die Wahlen an und holt Ausländer und Wahlbeobachter raus, wenn es knallt. Ich verstehe da den aufgeschreckten Widerstand dagegen nicht.
Zitat:genau und weil sie den größten scheiß gemacht haben, sollen sie die situation auch wieder bereinigen. warum sollen deutsche soldaten für die fehler anderer ihren kopf hinhalten?
Wenn ein Verbrechen begangen wird, dann wird auch in den seltensten Fällen die Sache durch den Täter wieder in Ordnung gebracht bzw. Gerechtigkeit oder Ordnung durch ihn hergestellt.
Neben dieser mehr alltäglichen Sicht: Dir ist schon klar, dass alte Verbindungen, alte Vorurteile usw. bestehen, die den Einsatz in primärer Verantwortung ziemlich belasten? "Neutrale" - und in diesem fall ist Deutschland und andere Europäer neutral - haben immer eine große Bedeutung wenn es darum geht in Konflikte zu intervenieren...
Und jetzt deine Strategie:
Klingt gut, klingt effizient, nur so würde ich nicht vorgehen. Deine Vorstellung hat für mich sehr viel von starrem Plandenken.
Zunächst mal kann mam generell für Afrika sehr viel im wirtschaftlichen bereich tuen, was mittelfristig sich positiv auswirken könnte.
Schulden weiter stunden, Entwicklungshilfe intelligenter und gezielter nutzen und vorallem im Bereich Landwirtschaft in den USA und Europa Exportsubventionen und Subventionen an sich abbauen und da die Märkte öffnen für die Afrikaner. Viele kleinere, mittelmäßig stabile Staaten werden langfristig davon profitieren. Soziale und wirtschaftliche Stabilität wird sich auch positiv auf das Politische auswirken. Ansonsten muss man primär versuchen, punktuell und zeitbeschränkt zu intervenieren. Die Erfolgsaussichten von Protektoraten sehe ich eher ambivalent. Und vorallem wird man ab bestimmten Ländergrößen da auf gewisse Ressourcengrenzen stoßen. Auch sind solche Unternehmungen sehr kostenintensiv und bringen nur Erfolg, wenn man da richtig rangeht. Das in großem Maßstab für Afrika?? Das würde sehr schnell als neokoloniale Eroberung interpretiert und würde entsprechend Widerstand finden...
Momentan bringen punktuelle Eingreife wirklich mehr. Die politische Landschaft Afrikas ist derart fragmentiert, derart fragil, dass großangelegte Eingriffe des Westens nur ins Leeregreifen würden. Besser ist situationsbedingt zu handeln und dazu gehört auch die Wahlbeobachter in Kinshasa zu schützen. Ein großanagelegter Sanierungspaln für Afrika bzw. für den Kongo muss einfach schon scheitern, weil er die fragmentierte Lage gar nicht abbilden könnte. Man kann - wie mehr und mehr in der Politik per se - nicht mehr agieren um bestimmte Zwecke und Ziele umzusetzen, sondern man muss reagieren, damit bestimmte Zustände nicht eintreffen.