Zitat:nein, das ist tatsächlich nichts neues. aber man könnte aus den fehlern der vergangenheit lernen, also sollte man alle einsätze, ihre ziele, motivationen und einsatzgrundsätze überdenken - um nicht die gleichen fehler noch einmal zu begehen.
Sehr schwer zu machen. Vorallem so pauschal. Weil jede Situation, jede politische Handlung entsprechend ihre Rahmenbedingungen neu bedacht werden muss. Rahmenbedingungen ändern sich nämlich auch mal. So einfach kann man leider keine Lehren ziehen und vor Verallgemeinerungen muss man sich immer sehr hüten.
Zitat:egal wie der kongoeinsatz letztendlich aussehen und ausgehen wird, wird das kosten-nutzen-verhältnis schlecht sein. es sei denn, wir beuten die bodenschätze aus indem wir die minen absichern und schürfrechte vergeben. damit könnte man die kosten des einsatz wahrscheinlich mehr als decken und das restliche geld für den ausbau der infrastruktur aufwenden und es damit der zivilbevölkerung zu gute kommen lassen. die voraussetzung für solche weitreichenden maßnahmen wäre allerdings die errichtung eines protektorats oder schutzgebietes mit unumschränkter handlungsfreiheit
Du kannst doch dein gesamtes politisches Handeln nicht nur nach kurzfristigen Kosten-Nutzen-Kalkülen führen!! Diese simple Denkweise führt langfristig immer zu mehr Problemen, als einem lieb ist. Ich verstehe deinen und auch Turins Standpunkt nur zu gut, nur halte ich ihn für hoffnungslos altes Denken.
Der Kongo wird sich weder von allein, noch nur durch unsere Intervention regenerieren. Das sind Fragen von Zeiträumen, die jenseits jedes kurzfristigen und kurzsichtigen, vorallem kurzsichtigen, Denkens liegen. Der Kongo ist ein großes Problem und bedeutet für den zentralafrikanischen Raum ein massives Entwicklungs- und Sicherheitsdefizit. Weder kann man das durch eine große Intervention so einfach lösen (das wäre eine Schlangegrube sondergleichen), noch sollte man da aus purer Ignoranz seine Augen vor verschließen. Optimale Lösungen gibt es nie. Momentan kann man in Sachen Kongo recht wenig tun, vorallem auch deshalb, weil da momenatn die Dinge erstmal im Fluß sind. Man muss beobachten und sehen, wie die Dinge sich entwickeln,wie gut udn wie lange der Frieden hält. Eine kleine Expeditionstruppe nach Kinshasa, die Wahlbeobachter zur Not evakuiert, ich weiß wirklich nicht, warum man sich deswegen so aufregt?? Langfristig ist das ein winzig kleiner Puzzelstein für mehr Entwicklung. Da gleich mit einem bornierten realistischen Verständnis des 19. Jahrhunderts zu kommen, halte ich für verfehlt.
Afrika kommt zusehends auf die internationale Agenda. Da ist eine sukzessive Entwicklung des Interesses normal, auch ein erst kleines Engagement. Man kann natürlich auch seine Augen zu machen und alles dort unten so laufen lassen, wie bisher. Man macht das Mittelmeer zu bzw. baut in der Sahara eine Sicherheitsmauer und wartet dann, was sich so südlich der Sahara zusammenbraut....
Zitat:der zweck der internationalen politische profilierung rechtfertigt es meiner meinung nach noch lange nicht, das leben eines enzigen soldaten auch nur zu riskieren. ansonsten denke ich nicht, dass man sich durch solche einsätze besonders gut profilieren kann - und ich sehe auch nicht den nutzen dieser profilierung ...
Mhm. Sehe ich irgendwie anders. Als Soldat riskiert man immer sein Leben und hier geht es immerhin darum, internationale Wahlbeobachter zu evakuieren zur Not. Ich finde daran nichts schlechtes. Das gehört zum Soldatensein dazu.
Zitat:der kongo ist ehemaliges belgisches kolonialgebiet, teil des frankophonen afrika und französisches interessengebiet - in erster linie wäre also diese beiden staaten gefordert, wenn es in ihrem interesse liegt, einen einsatz durchzuführen und nicht deutschland oder der rest von europa.
und zu den firmen: der coltanhandel wird schon zu einem relativ großen teil durch eine deutsche firma kontrolliert. daneben erfordert ein einsatz mit dem zeil der sicherung der bodenschätze eine "leicht" andere zielsetzung, ausrüstung und stärke als der bisherige einsatz.
Zum ersten: Wieso sollten das die alten Kolonialmächte machen?? Vollkommen sinnfrei. Die haben in der Vergangenheit doch gerade den meisten Scheiss angerichtet! Wenn die das machen würden, würde der Einsatz an sich schon diskreditiert werden.
Zum Zweiten:Ist mir durchaus bekannt, sonst hätte ich das nicht geschrieben.
Zitat:bei den kongolesischen flüchtlingen handelt es sich trotzdem zum überwiegenden teil um binnenflüchtlinge, die nachbarstaaten sind vor allem aus eigenem interesse in diesem konflikt involviert und nicht weil sie durch die flüchtlinge ebenfalls hineingezogen wurden.
Trotzdem gibt es nicht nur Displaced Persons, sondern auch Flüchtlinge in ausreichender Anzahl. Keine gute Bedingung für Entwicklung.
@ Turin
Zitat:Ohne hier zu monokausal werden zu wollen...das finanzielle Engagement, jetzt oder zukünftig beabsichtigt, steht also im Verhältnis zu dem Aufwand, der nötig wäre, diese Region für die Ausbeutung der Vorkommen dauerhaft sichern zu können?!
Und wie der jetzige Einsatz die Chancen substantiell verbessern soll, wirtschaftlich im Kongo präsent zu sein, ist mir schleierhaft. Dazu ist eine komplette Besetzung und Transformation des Kongos nötig. Die ist nicht möglich und im derzeitgen Rahmen ist es ein Einsatz, bei dem der deutsche Staat und indirekt dann die Wirtschaft (durch, last but not least, den Steuerzahler) draufzahlt...für nichts.
Das erstere habe ich so nicht gesagt. Ich wollte nur aufzeigen, dass es an sich im Kongo sehr viele Bodenschätze gibt und bei mehr Entwicklung und mehr Frieden das ein interessanter Markt wäre, gerade auch für Deutschland. Der von dir so konstruierte und formulierte Zusammenhang entspricht eher deinem oder Hakeyes linienhaftem Denken.
Wäre untypisch für mich.
Zum Zweiten: Hier hat man mal wieder das schönste Beispiel kurzsichtigen realistischen Denkens, so wie ich das schon bei Hawkeye kritisiert habe.
Den Kongo wirst du nicht sofort und gleich transformiert bekommen. Das kannst du von außen so gar nicht machen ohne interne Vorbedingungen, ohne besondere rahmenbedingungen. Nur wenn man so handelt wie du, in diesem lebensweltlichen entweder oder bzw. nur in diesen großen Kategorien denkt, dann wird sich da unten auch relativ wenig bewegen. Momentan wäre eine große Intervention sowieso deplatziert, da jetzt erstmal ne neue Friedensinitiative gestartet ist. Sowas kann langfristig auch mal erfolgreich sein, aber dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Soziale und politische Stabilität generiert sich nicht weder über nacht, noch mit einem großen Bang noch mit Waffen allein. Sowas muss ich entwickeln! Oder wie denkst du dir das denn bitte schön, wie soziale Ordnung möglich ist? Als Powi denkst man über sowas meistens viel zu selten nach...
Ich sehe die Absicherung der Wahlen als bestmögliche Beitrag momentan unter den jetzigen politischen Friktionen. Unser Beitrag für die Neouordnung der politischen Kräfte da unten. Was weiter passiert, muss man abwarten.Nun baer wegen dieses kleines Einsatzes über geld usw. und kurzfristigen und kurzsichtigen Belangen zu schreien, halte ich für zu kurz gedacht.
Weil das Kosten-Nutzen-Kalkül mal wieder nur in einem sehr beschränktenm Zeithorizont gedacht wird...