Das Scaf ist ein sicherheitsrelevantes Programm": Der Leiter des neuen Luftfahrtsystems bei Airbus erläutert die bevorstehenden Herausforderungen
Varmatin (französisch paywall)
Das Luftkampfsystem der Zukunft (Scaf), das offiziell für 2040 geplant ist, wird viele technologische Herausforderungen mit sich bringen. Bruno Fichefeux, der Leiter dieses ehrgeizigen Programms beim Flugzeughersteller Airbus, erläutert den Stand der Dinge.
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P.-L. P. Veröffentlicht am 19/11/2023 um 11:49, aktualisiert am 19/11/2023 um 11:21
Künstlerische Darstellung des Luftkampfsystems der Zukunft, das von Airbus und Dassault gemeinsam entwickelt wurde und ein Kampfflugzeug und Drohnen im Rahmen des kollaborativen Kampfes vereinen wird. (Foto DR). DR / Nice Matin
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Bruno Fichefeux aus Toulon ist Programmdirektor für das Luftkampfsystem der Zukunft bei Airbus Defense and Space (Foto DR). DR / Nice Matin.
Bruno Fichefeux, der Leiter des Programms Système de combat aérien du futur (Scaf) bei Airbus Defence and Space, lässt sich keine Gelegenheit entgehen, an die Reede von Toulon zurückzukehren, wo seine Eltern noch immer leben. Auf Einladung der Fondation méditerranéenne d'études stratégiques nahm er am 9. November an den zweiten Rencontres stratégiques de la Méditerranée teil.
Anfang des Monats berichtete The Times, dass Deutschland das Scaf-Programm verlassen und sich dem Global Combat Air Program (GCAP) anschließen würde, einem Konkurrenzprojekt, das von Großbritannien, Italien und Japan geleitet wird. Wie sieht es aus?
Deutschland hat diese Gerüchte inzwischen offiziell dementiert. Da ich mit den Regierungen Frankreichs, Deutschlands und Spaniens, den drei Partnerländern des Scaf-Programms (und Belgien als Beobachter), in Kontakt stehe, kann ich Ihnen sagen, dass alle Ampeln auf Grün stehen. Konkret wurde von unseren drei Ländern ein signifikantes Engagement von rund acht Milliarden Euro, das bis 2029 läuft, für die Entwicklung eines Demonstrators beschlossen, der ein Kampfflugzeug und zwei Arten von Drohnen umfasst. Das Gerücht, dass Deutschland aussteigen könnte, ist nicht überraschend: Bei seinem derzeitigen Reifegrad kann das Scaf durchaus Neid hervorrufen.
Und auf Seiten der Industrie, insbesondere Airbus und Dassault, sind die Differenzen ebenfalls ausgeräumt?
Auf jeden Fall. Die Industrieunternehmen haben zwar zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre Ellenbogen eingesetzt, um ihre jeweiligen Interessen zu schützen, aber inzwischen haben sie sehr detaillierte Vereinbarungen über die Aufgabenteilung unterzeichnet. Und jetzt läuft es gut.
Können Sie uns nach dieser Klarstellung sagen, was die 100 Milliarden Euro sind, die die drei Partner für Scaf ausgeben wollen?
Die 100 Milliarden sind eine vorläufige Größenordnung. Sie sollen die Kosten für die Entwicklung, Produktion und Inbetriebnahme der zukünftigen Kampfflugzeuge und der dazugehörigen Drohnen im Rahmen des sogenannten kollaborativen Kampfes decken. In Wirklichkeit steht jedoch noch nicht fest, wie viele Flugzeuge produziert werden sollen, da das Verhältnis zwischen Kampfflugzeugen und unbemannten Flugzeugen nicht bekannt ist. Die Größe der jeweiligen Flotten der drei Luftstreitkräfte und nicht zuletzt der Marine wird anhand der von ihnen zu erfüllenden Missionen festgelegt.
Wissen wir, wie die Scaf aussehen wird?
Anfang des Jahres wurden fünf Architekturen ausgewählt. Jetzt sind es noch vier. Auch wenn wir unsere Vorstellungen haben, wird es in der laufenden Phase 1B darum gehen, die Architektur des Flugzeugs innerhalb von zwei Jahren festzulegen. Die Bilder, die im Umlauf sind, sind lediglich Künstleransichten, die für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind. Das Scaf ist ein sicherheitsrelevantes Programm. Wir vermeiden es also, unsere Karten zu früh aufzudecken, genauso wie die USA mit ihrer von den USA entwickelten Next Generation Air Dominance oder die Briten mit dem Global Combat Air Program.
Wie steht es mit den Flugdrohnen, die den künftigen Jäger begleiten sollen? Dies ist ein Bereich, in dem Frankreich offenbar einen gewissen Rückstand aufweist.
Auch wenn Airbus seit über 20 Jahren Drohnen entwickelt, müssen wir diesen Teil des Scaf-Programms beschleunigen. Aus dem einfachen Grund, dass diese Drohnen zunächst mit den vorhandenen Jagdflugzeugen fliegen müssen, d. h. mit den Rafale-Flugzeugen für die französische Luftwaffe und Marine und den Eurofighter Typhoon für Deutschland und Spanien. Unser Ziel ist es, dass die ersten Drohnen vor 2040 einsatzbereit sind, da dies das offizielle Datum ist, an dem das Scaf in Betrieb genommen wird und an dem der Flugzeugträger der neuen Generation ankommen wird. Ein kleiner Zusatz für Frankreich: Die künftigen Drohnen müssen in der Lage sein, von Fregatten aus über Rampen gestartet zu werden, aber auch auf Flugzeugträgern zu landen.
Welche technologischen Herausforderungen werden Sie zu bewältigen haben?
Wie ich bereits erwähnt habe, werden wir verschiedene Arten von Drohnen entwickeln: komplexe Drohnen, die mit verschiedenen Sensoren ausgestattet sind und aufgrund ihres Wertes zurück zur Basis gebracht werden sollen. Und kleinere Drohnen mit einer einfacheren Nutzlast, die sich selbst zerstören oder ein Ziel zerstören. Die technologische Herausforderung des kollaborativen Kampfes wird jedoch die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sein.
In der zukünftigen Generation von Kampfflugzeugen, die man sich mit einem einzigen Piloten vorstellt, wird dieser weniger Pilot als vielmehr "Missionskommandant" sein. Es müssen also leistungsfähigere Datenverbindungen entwickelt werden, damit das Flugzeug und die Drohnen, die es begleiten, dank einer "Kampf-Cloud" aus Sensoren der nächsten Generation, Supercomputern und künstlicher Intelligenz an Bord miteinander kommunizieren können.
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