Dann würden die Finnen deiner eigenen Definition nach einen Bewegungskrieg führen. Und um das nochmal zu betonen: auch wenn Fahrzeuge rein von der Leistung des Systems her wesentlich mehr Strecke machen könnten (theoretisch), sind die realen Distanzen die man heute pro Tag im echten Einsatz zurück legt wesentlich geringer und wird die Leistung der Fahrzeuge aus einer Vielzahl von Gründen nicht abgerufen. Entsprechend sind finnische Truppen sogar deutlich mobiler als es aktuelle mechanisierte Verbände der Bundeswehr wären, auch weil ihr logistischer Fußabdruck geringer ist, ihre Querfeldeinbeweglichkeit höher ist und die größere Quantität es ermöglich die Räume mit geringer Truppendichte welche unsere Streitkräfte zwingend erzeugen exploriert werden können.
Über die Logistik in der Bundeswehr:
Auf diese und andere Fragen antwortet Generalleutnant Martin Schelleis, der Inspekteur der Streitkräftebasis
https://www.bundeswehr.de/resource/blob/...b-data.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=q1NoC30orDU
Ich war ja lange Zeit kritisch gegenüber dem Konzept der SKB, aber inzwischen sehe ich da zunehmend Vorteile, man müsste dass nur von dem was aktuell ist noch weiter und konsequenter Ausbauen.
(11.04.2022, 14:10)Pmichael schrieb: [ -> ]Selbst die Finnen teilen deine Meinung wie eine Herr aufgebaut sein sollte nicht, die entsprechenden Beschaffungsmaßnahmen und die internationalen Manövers die man abhält sprechen da eine klare Sprache.
Das liegt aber eher daran, dass man auf internationaler Ebene mitspielen will, also sich an Out-Of-Area-Einsätzen beteiligen etc. Daher auch die übergroßen neuen Korvetten. Das ändert nichts am grundlegenden LV-Verständnis, sondern soll zusätzlich im IKM-Bereich befähigen.
(11.04.2022, 17:50)Broensen schrieb: [ -> ]Das liegt aber eher daran, dass man auf internationaler Ebene mitspielen will, also sich an Out-Of-Area-Einsätzen beteiligen etc. Daher auch die übergroßen neuen Korvetten. Das ändert nichts am grundlegenden LV-Verständnis, sondern soll zusätzlich im IKM-Bereich befähigen.
Totale Landesverteidigung ist ja weiterhin die Kernaufgabe der finnischen Streitkräfte, nur das Finnland seit dem Ende des Kalten Krieges halt den Zugang zu NATO Gerätschaften hat. Die neuen koreanischen Panzerhaubitzen ermöglichen den Finnen ganz andere taktische und operative Möglichkeiten.
Es fällt mir schwer Finnland als Vorbild für eine tief gestaffelte Verteidigung wenn der Reformprozess in Finnland in eine andere Richtung geht.
Nur weil etwas sich (im vorliegenden Fall
scheinbar) in eine andere Richtung entwickelt, bedeutet dass nicht, dass der Zustand von dem diese Entwicklung ausgeht schlechter wäre. Gerade das ist beispielsweise (und völlig unabhängig von Finnland) der Kern jedweder Fehlentwicklung.
Und exakt das ist mit der Bundeswehr geschehen: sie unterlag einer Fehlentwicklung. Von dem dadurch erreichten Zustand aus muss man sich fragen, wie der verfassungsgemäße Auftrag (Grundgesetz!) mit dem Geld was real zur Verfügung gestellt wird erreicht werden soll.
Innerhalb konventioneller für den Bewegungskrieg geeigneter mechanisierter Strukturen reichen auch die 2% für sich allein nicht, wenn die Armee ausreichend schnell eine ausreichende Quantität zur Verfügung stellen soll. Also muss man entweder auf die 2% des BIP noch etwas drauf legen, meiner Meinung nach
mindestens 20 Milliarden pro Jahr, oder man verzichtet eben auf die bisherigen konventionellen mechanisierten Strukturen und erfüllt den verfassungsgemäßen Auftrag auf eine andere Weise.
Zu Finnland im speziellen machen wir ab sofort hier weiter:
https://www.forum-sicherheitspolitik.org...500&page=5
Zum Sondervermögen welches ja den Wehretat für ein paar Jahre angeblich auf 2 % bringen soll und weiteren Missverständnissen:
https://www.berliner-zeitung.de/politik-...-li.223187
Die SPD will das Sondervermögen nun doch nicht nur für die Bundeswehr ausgeben. Die Union verweigert die Zustimmung. Damit wäre Scholz’ Zeitenwende vorbei.
(20.04.2022, 13:42)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die SPD will das Sondervermögen nun doch nicht nur für die Bundeswehr ausgeben.
Ich habe bisher noch nirgendwo eine
klare Aussage eines Regierungsvertreters dazu vernommen. Dass Mützenich davon faselt, dass Rüstung nicht alles sei, hat einfach mal so gar keinen Informationsgehalt. Es gibt bisher eigentlich immer nur die lautstark vorgetragenen Interpretationen der Union, dass die diskutierte Formulierung zu vage sei und die Regierung plane, das auszunutzen. Aber das nehm' ich noch weniger ernst als Mützes Gebrabbel.
Als ob Scholz nicht klar wäre, dass er das niemals an der Union vorbei gemogelt bekommen würde!
Zitat:Ich habe bisher noch nirgendwo eine klare Aussage eines Regierungsvertreters dazu vernommen.
Exakt das sehe ich hier als das eigentliche Problem an. Es wäre ja höchst einfach hier der Union jedweden Interpretationsraum zu nehmen, gerade eben indem man von höchster Ebene her (direkt vom Kanzler selbst) klare, eindeutige und im weiteren auch nicht mehr missverstehbare Aussagen dazu tätigt.
Von ESuT:
Zitat:Wie der Informationsdienst heute im Bundestag (hiB) berichtet, haben die Koalitionsfraktionen zu diesem Einzelplan zunächst keine Änderungsanträge vorgelegt. Änderungsvorschläge der Opposition (u.a. Sperrvermerk für TIGER, CDU/CSU; Erhöhung der Mittel für Materialerhaltung um 1,1 Milliarden Euro und Munitionsbeschaffung auf 1,8 Milliarden Euro, AfD; Streichung von Mitteln für NATO und internationale Einsätze um 860 Millionen Euro, Die Linke) hätten keine Mehrheit gefunden.
Wir sehen, die Zeitenwende geht voran
Das Sondervermögen soll erst im Sommer Konturen annehmen, warum dann jetzt schon mal für 2022 der Bundeswehr was Gutes tun? Gerade eine Erhöhung der Mittel für Materialerhaltung findet keine Zustimmung? Ernsthaft oder ist heute der 01. April?
Genauso könnte man auch fordern, die Mittel zur Munitionsbeschaffung um 20 Milliarden zu erhöhen. Wäre sicher auch gut und gerechtfertigt.
Aber warum sollte eine Regierungskoalition aufgrund einer Forderung der AfD ihre eigenen Planungen ändern? Sie werden sich wohl etwas dabei gedacht haben.
@Broensen:
Es wäre mal interessant zu wissen, was denn nun die Planungen der Regierung für die sog. Zeitenwende sind und diese sollten eben auch kommuniziert werden.
Aktuell ist das sehr wenig Konkretes. Die Ankündigung ist bald 3 Monate her.
Thema Verteidigungsministerin:
Selbst der Spiegel spricht von der "Null-Bock-Ministerin":
"Im sechsten Monat ihrer Amtszeit als Verteidigungsministerin sorgt Christine Lambrecht mit ihren privaten Aktivitäten für Schlagzeilen – politisch aber ist die Sozialdemokratin bisher ein Totalausfall". Der Rest ist leider hinter der Paywall".
Die Kosten von 261€ für den Mitflug ihres Sohnes in einem VIP-Cougar sind einfach nur ein schlechter Witz und zeugt mal wieder vom fehlenden Gespür unserer Politiker.
Was kostet eine Flugstunde in einem so großen Hubschrauber? 5000€?
Nochmals zum Thema Sondervermögen:
...Die vergangenen zweieinhalb Monate haben aber auch gezeigt, dass das alles nicht reichen wird. Die Zahl 100 Milliarden wurde Medienberichten zufolge aus der Schublade geholt und basierte auf einer Fähigkeitsforderung der Streitkräfte aus dem abgelaufenen Jahr. Demnach waren die Bundeswehr-Planer bei ihrer Auflistung sogar auf eine Summe von 102 Milliarden Euro gekommen, um die notwendigen aber bis dahin haushälterisch nicht hinterlegten Beschaffungsprojekte der nächsten Jahre finanzieren zu können....
Wohlgemerkt, diese Summe wurde mehrere Monate vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges zusammengerechnet.
Seitdem sind nicht nur weitere Erkenntnisse über vorhandene Ausrüstungs- und Fähigkeitslücken gereift und ist Material für die Ukraine aus eigenen Beständen bereitgestellt worden, auch die reale Kaufkraft der Summe ist von Monat zu Monat erheblich geschrumpft.
Eile ist auch aus einem anderen Grund angebracht. Die internationale Nachfrage nach Rüstungsgütern führt dazu, dass viele Produktionskapazitäten im In- und Ausland immer stärker ausgeschöpft werden. Teilweise kommt die Ausweitung dieser Kapazitäten aufgrund von Engpässen bei Personal und der Zuliefererindustrie der Nachfrage nicht hinterher. Die Industrie signalisiert, dass sich die Auftragsbücher täglich füllen und vor wenigen Monaten noch realisierbare Liefermengen heute nicht mehr ohne Weiteres zugesagt werden können. Wer also zu spät kommt, wird nicht bzw. später bedient.
Das heißt somit: Das Sondervermögen müsste eigentlich nochmal aufgestockt werden, wenn die Bundeswehr notwendige Fähigkeiten im geplanten Umfang zurückgewinnen und neue dazubekommen soll. Alternativ könnten die regulären Verteidigungsausgaben –
der knapp 7 prozentige Anstieg gegenüber 2021 wird derzeit komplett durch die Inflation aufgezehrt – deutlich, langfristig und verbindlich angehoben werden. Denn ohne verlässliche Zusagen werden keine nennenswerten neuen Produktionskapazitäten aufgebaut, dazu haben die deutsche und die europäische Verteidigungsindustrie in den vergangenen Jahrzehnten zu viele Negativerfahrungen gemacht. Die jüngsten Probleme rund um die EU-Taxonomie sind da nur die Spitze des Eisberges.
https://soldat-und-technik.de/2022/05/st...zu-werden/
(14.05.2022, 18:31)26er schrieb: [ -> ]Nochmals zum Thema Sondervermögen:
Die vergangenen zweieinhalb Monate haben aber auch gezeigt, dass das alles nicht reichen wird. Die Zahl 100 Milliarden wurde Medienberichten zufolge aus der Schublade geholt und basierte auf einer Fähigkeitsforderung der Streitkräfte aus dem abgelaufenen Jahr.
[...]
Das heißt somit: Das Sondervermögen müsste eigentlich nochmal aufgestockt werden, wenn die Bundeswehr notwendige Fähigkeiten im geplanten Umfang zurückgewinnen und neue dazubekommen soll.
Damit wird bestätigt, was hier viele schon vermutet haben...
Das Sondervermögen von 100 Mrd. EUR bildet nur den Rückstau ab, der bis Ende letztes Jahr nicht finanzierbar war, eine valide und überprüfte Schätzung, was es wirklich bedarf, um die Bundeswehr für LV/BV zu rüsten gibt es nicht und die Rede vom 27. Februar 2022 war - mal wieder - ein Schnellschuss ohne Substanz, sprich einer ehrlichen, überprüften und überprüfbaren Anforderungslage.
Wenn ich dann weiter lese, dass "Experten" der Ansicht sind, es bedürfe in der aktuellen Situation ca. 250 Mrd. EUR lagen wir hier mit unseren Schätzungen nicht weit weg...