11.11.2021, 16:36
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]ich würde aufgrund der oben genannten Themen und Rahmenbedingungen vorschlagen auf das große Vorhaben MGCS (u.a. Nachfolger Leopard 2) zu verzichten.MGCS ist für mich keine "Ja oder Nein"-Frage, sondern eine Frage des "wie".
Die schwere Komponente der NATO-Heere basiert im Kern auf der Konzeption des 80er-Jahre-MBT, in den meisten Fällen des Leopard2. Das kann nicht auf ewig so bleiben, also braucht es ein Nachfolge-Konzept. Wie das heißt, und mit wem wir es wie voran treiben, ist eine andere Frage. Aber darauf "zu verzichten" ist keine Lösung. Aber ich verstehe deine weiteren Ausführung so, dass du den Verzicht nur auf das konkrete D/F-Projekt beziehst, nicht auf die Konzeptentwicklung insgesamt:
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]statt eines direkten Nachfolgers für den Leopard 2 würde ich eine größere Anzahl an Lynx SPZ beschaffen ... Der Lynx SPZ wird als Hunter-Killer Panzer eingestuft und kann es somit auch mit Kampfpanzern aufnehmen.Ein durchaus denkbarer Ansatz für ein zukunftsweisendes MGCS. Da Konzeption und Systemintegration viel wichtiger sein werden als die eigentliche Fahrzeugbasis, könnte der Lynx die optimale Grundlage für eine schwere Panzerfamilie der Zukunft darstellen. Mit Blick auf Australien und die USA auch industriepolitisch höchst interessant, weil es den Weg zu einem deutschen NATO-Einheitspanzer darstellen könnte. Aber das wäre ja sogar innerhalb des aktuellen MGCS-Projektes mit Frankreich zusammen umsetzbar, wenn man dieses entsprechend steuert und sich einigen kann.
Aber dazu gibt es ja ein eigenes Thema.
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]- die Rolle Deutschlands als Anlehnungsnation in Europa (wir stellen den Rahmen einer Division müssen aber nicht alle Einheiten selbst stellen, Stichwort Multinationale Division mit einzelnen Brigaden aus unterschiedlichen europäischen Ländern)Ohne eine echte GASP oder massive Aufrüstung in ganz Europa ist das der richtige Weg, ja.
Was die potentiellen Partner angeht, kommen - über die bereits teilintegrierten Niederlande hinaus - dafür realistisch nur die drei von dir genannten und vielleicht noch Slowenien/Kroatien in Betracht. Polen ist selbst groß genug, die Belgier haben Luxemburg bereits integriert und binden sich technisch stark an Frankreich, was ja durchaus verständlich und auch wünschenswert ist. Die Dänen bilden mit ihrer Division innerhalb des MNC NordOst selbst eine Anlehnungsnation für das Baltikum und die anderen Skandinavier sind aufgrund der Mitgliedschaften EU/NATO nicht geeignet, arbeiten aber untereinander entsprechend gut zusammen. Also bleibt nur noch der Balkan. Und dort sehe ich weder Rumänien noch Bulgarien in absehbarer Zeit anschlussfähig.
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]Statt eines 2. Loses Puma SPZ und statt eines direkten Nachfolgers für den Leopard 2 würde ich eine größere Anzahl an Lynx SPZ beschaffen (1.000-1.200 Fahrzeuge).Ich hoffe, ich interpretiere dich da nicht falsch, aber das entspricht für mein Verständnis gerade eben nicht dem Konzept der Anlehnungsnation, es sein denn, diese LYNX sind zum größten Teil für Spezialfähigkeiten vorgesehen und nicht als Schützenpanzer in Kampfbrigaden.
Mit den aktuell geplanten 328 LEO2 und 350 PUMA können je nach Zusammensetzung und Umlaufplanung 4-6 Brigaden je 2-3 Kampfbataillone ausgestattet werden, ohne dass hier zusätzliche Panzer benötigt werden. Hinzu kommt die 43.NL, die man mMn guten Gewissens voll mit einplanen kann. Somit könnte man zwar auf das 2. Los verzichten, jedoch nicht für einen anderen Schützenpanzer sondern zugunsten von anderen Fähigkeiten.
Denn wollen wir ernsthaft eine Anlehnungsnation sein, die Kampftruppen von weiteren Partnernationen effektiv führen kann, dann ist es viel wichtiger, dass wir alles oberhalb der Kampfbrigade in ausreichender Menge vorhalten, als dass wir selbst ausreichend Kampf- und Schützenpanzer ins Feld bringen. Und dahingehend haben wir viel mehr Schwächen auszuräumen als bei der Anzahl von Hauptkampfsystemen der Panzertruppe.
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]Die Länder HU, CZ und SK würde ich dann im Zusammenhang des Rahmennationskonzeptes in 3 europäische Divisionen integrieren. Diese Länder können dann jeweils 1-2 Brigaden mit SPZ Lynx diesen Divisionen beistellen.Optimistisch betrachtet kann man davon ausgehen, dass die in Frage kommenden Partner mittelfristig je eine mechanisierte und eine motorisierte Brigade beisteuern können. Reine Kampftruppen, mit maximal dem Eigenbedarf an Unterstützungskräften. Es wird nicht in einem absehbaren Zeitraum möglich sein, eine derartige europäische Vereinheitlichung zu erreichen, dass über die Unterstellung einer geschlossen agierenden Brigade hinaus eine Integration von Partnerverbänden effektiv stattfinden kann.
Deutschland (ggf noch Benelux dazu) würde die fehlenden Brigaden auffüllen.
Und genau deswegen halte ich es für einen Fehler, eine Stärkung der Bundeswehr durch das Aufstellen weiterer Kampftruppenbataillone und -Brigaden zu betreiben, wie es anhand der Wende zu LV/BV häufig gefordert wird.
Das Konzept der Anlehnungsnation muss mMn so aussehen, dass unsere schweren Divisionen maximal zwei eigene - möglichst schlanke - Kampfbrigaden führen, aber Führungs- und Unterstützungskapazitäten für die doppelte Anzahl vorhalten. Das entspricht dem Souveränitätsgebot durch eine eigene Handlungsfähigkeit sowie der Kooperationserfordernis im Bündnis gleichermaßen. Weniger passen tut es allerdings zu einer Armee, die sich für Infanterie-lastige Auslandseinsätze aufstellt und entsprechend rotierende boots-on-the-ground benötigt, wie wir es in den letzten Jahrzehnten erlebt haben.
In diesem Zusammenhang kann der LYNX trotzdem auch kurzfristig für Deutschland hochinteressant sein, in dem man sich z.B. bei Lynx-Projekten der avisierten Partnernationen einklinkt und neue Unterstützungsfahrzeuge auf dieser Plattform aufbaut, sei es für Pioniere, Flugabwehr oder Artillerie/Mörser. So könnte der LYNX eine Art später M113-Nachfolger werden, der den klassischen SPz PUMA bei der BW ergänzt und bei den Partnern das Hauptkampfsystem darstellt.
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]Zentral Europa hätte hiermit 3 Divisonen mit 2.000 modernen Schützenpanzern (alle Hunter-Killer) einsatzbereit und könnte so ausreichend konventionelle Abschreckungsmöglichkeiten ggü Russland aufbieten.Der Gedanke, dass Deutschland drei multinationale mechanisierte Divisionen stellt, ist für mich ein Wunschdenken für die Zukunft. Es wird noch sehr lange dauern, bis die angeführten Partner tastächlich in der Lage sein werden, verlässlich auch nur jeweils eine Brigade mit modernem Gerät stellen zu können. Daher ist ein Aufbau mit zwei Panzerdivisionen schon ambitioniert genug. Wenn diese konsequent mit den erforderlichen Unterstützungskräften ausgestattet werden, wird es ja auch möglich sein, aus diesen perspektivisch eine dritte heraus zu bilden, wenn sie dann hoffentlich mal zu groß werden sollten.
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: [ -> ]Personalmangel bei der BundeswehrGenau der spricht gegen einen Zuwachs an eigenen Kampftruppen und für die Konzentration auf Spezialfähigkeiten.
Momentan leidet die Bundeswehr ja nicht darunter, dass sie zu wenig Verbände besitzt, sondern eher darunter, dass die vorhandenen nicht einsatzbereit sind. Daher sollte man eher die Zahl der Verbände dem verfügbaren Material und Personal annähern und die Mittel in all das investieren, das diese Verbände auch tatsächlich einsatzfähig macht. Denn nur so wird es auch für die anderen Nationen interessant, sich ernsthaft an die Bundeswehr zu binden.