(15.05.2024, 20:48)Broensen schrieb: [ -> ]Da bin ich ausnahmsweise deiner Meinung. Die BW - so wie sie ist - braucht Zeitsoldaten.
Natürlich braucht die BW Zeitsoldaten, aber sie braucht eben auch eine realistische Perspektive für diejenigen, die gerne eine Laufbahn einschlagen und ein Leben lang als Soldat dienen möchten.
Und da sind wir wieder beim Thema "Berufssoldat werden in der Bundeswehr", bei welchem das aktuelle Auswahlverfahren einem Lotteriespiel gleicht und zahlreiche Unzulänglichkeiten aufweist (Stichwort Vitamin B, undurchsichtige und ungerechte Abfrage der Jahrgänge etc.).
Der Bundeswehr gehen zahlreiche gute Bewerber durch die Lappen, weil vielen die Gefahr, im mittleren Lebensalter trotz hervorragender Leistungen und hoher Motivation in der zivilen Welt bei 0 anfangen zu müssen, einfach zu hoch ist.
Aber das Thema hatten wir schon beim Strang "Wiedereinführung einer Wehrpflicht", im Kommentar #95 und folgende haben wir das diskutiert.
(15.05.2024, 23:51)alphall31 schrieb: [ -> ]Das einzige was zieht ist Geld heutzutage und das Ansehen in der Öffentlichkeit . Solange Bw nicht als Armee gesehen wird steigt auch das Ansehen nicht . Das was man heute erntet ist eher Mitleid .
Im Grunde gebe ich dir recht, sofern ich deine Worte richtig auslege. Was mir bei dieser Diskussion bezüglich der Motivation von Soldaten jedoch regelmäßig zu kurz kommt ist, dass in den vergangenen Jahren auf verschiedene Arten versucht wurde, dem deutschen Soldaten seinen Stolz auszutreiben. Vaterlandsliebe und Soldatentum sind Begriffe, die heutzutage -vorallem in der Zivilgesellschaft, aber auch in der Bundeswehr- nicht gern gesehen bzw. sogar verpönt sind.
Für die Motivation eines Soldaten, welcher seinen Beruf nicht als Job, sondern als Berufung versteht, sind solche Werte jedoch unabdingbar. Und ebensolche Soldaten braucht man, sollte die Welt weiter eskalieren. Der Verdienst wird für einen Soldaten mit einem solchen Selbstbild automatisch weniger gewichtig. Das es zunehmend Soldaten gibt, welche die BW ihrerseits als "Firma" bezeichnen und dort maßgeblich "auf Feierabend warten", ist in diesem Kontext eine gefährliche Entwicklung in die falsche Richtung (selber schon erlebt).
Ich meine natürlich nicht, dass man nationalsozialistische Tendenzen fördern sollte, sondern dass man es zulässt, dass sich ein Soldat als Teil einer großen Soldatentradition in unserem Land betrachten darf. Geschichtsvergessenheit und der Wunsch, alles zu eliminieren was vor der Gründung der BRD war, sind hier äußerst hinderlich.
Beispielsweise gab es in meiner Dienstzeit viele, die das "Großreinemachen" in den Kasernen im Bezug auf sämtliche Dinge (Bilder / Bücher / Helme und andere Relikte etc.) welche auch nur ansatzweise im Kontext mit der Wehrmacht stehen als sehr unnötig, wenn nicht sogar bedrückend empfunden haben.
Ob man transgeschlechtliche Battalionskommandeure mit peinlichen Einhorn-Zeremonien in den Vordergrund heben sollte darf in diesem Kontext ebenfalls in Frage gestellt werden. Dabei bin ich nicht transophob, sondern vielmehr sollte schlicht nur der Soldat und nicht sein Geschlecht oder sexuelle Neigung eine Rolle spielen (Quintus hatte das ausgeführt, und ich würde das in seinem Sinne unterschreiben).
Zur Wahrheit gehört eben auch, dass der durchschnittliche Typus, der als "geborener Soldat" infrage kommt, im Kriegsfall eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen sämtliche Widrigkeiten aufweist und im großen Chaos konsequent handeln kann, meist nicht allzuviel mit den extrem liberalen Strömungen in unserer Gesellschaft anfangen kann.
Das unsere Gesellschaft so ist wie sie ist, daran wird sich so schnell nichts ändern. Diese Strömungen aber in die Bundeswehr zu übertragen spricht schlichtweg die falsche Zielgruppe an und betrachte ich aus genannten Gründen als Fehler.
Es gibt schon einen gewissen Teil in unserer Bevölkerung welcher passable Soldaten abgeben würde, welcher aber unsere heutige Gesellschaft als nicht mehr verteidigungswert empfindet (was man durchaus kritisch betrachten kann, ist aber so).
Schafft es die Bundeswehr nicht, wieder als "Armee im eigentlichen Sinne" aufzutreten und ein schlagkräftiges Bild zu generieren, verliert man auch automatisch noch diejenigen, die nicht Teil dieser "Gurkentruppe" sein wollen und dafür schon garnicht persönliche Nachteile in Kauf nehmen würden. Auch hier ist der finanzielle Anreiz in diesem Moment völlig nebensächlich.
Deshalb empfinde ich es als schwierig, wenn die Bundeswehr mit blumigen Bildern, Versprechungen von Familienfreundlichkeit und einer Darstellung der BW als "Abenteuerspielplatz" wirbt. Man spricht nämlich nicht nur die falsche Zielgruppe an, man vergrault gleichzeitig diejenigen, die tatsächlich gerne Teil einer schlagkräftigen Armee wären.
Denn wie schon oft festgestellt würde es der Bundeswehr heutzutage gegen einen brutalen, rücksichtslosen Gegner auch an Soldaten fehlen, welche im Feld gegen einen solchen Feind in großer Menge bestehen könnten. Dazu bräuchte man nicht zuletzt beispielsweise jene Typen, welche von unseren Politikern -noch bevor irgendwelche Ermittlungen abgeschlossen waren- kategorisch als "rechtsradikaler Sauhaufen" öffentlich diffamiert wurden (Stichwort KSK).
Ich hoffe, ich habe mit meinen Ausführungen keinen beleidigt und gebe zu, dass ich das ein oder andere überspitzt dargestellt habe. Wir haben durchaus auch viele fähige, robuste Soldaten in der Bundeswehr.
Ich denke aber es ist klar, worauf ich hinaus möchte:
Unsere Armee muss wieder eine Armee werden, welche -wenn sie schon keine Furcht einflößt- etwaigen Feinden aber zumindest einen gewissen Respekt abverlangt.
Bevor das nicht gelingt, kann man mit keinem Geld der Welt wirklich motivierte Soldaten gewinnen, welche morgens mit einem gewissen Stolz ihre Uniform anlegen.
(15.05.2024, 23:51)alphall31 schrieb: [ -> ]Beim Geld brauch man sich glaub ich nicht beschweren heute wenn ich überlege was ich als Fw damals hatte .
Sehe ich ähnlich, am Geld liegt es nicht. Dennoch darf man nicht vergessen, was allein in den letzten Jahrzehnten durch Inflation etc. an reeller Kaufkraft verloren gegangen ist.
Das, was du "damals" (hier wäre es interessant, wann "damals" war) als FW verdient hast, ist also mit dem heutigen Verdienst nicht direkt vergleichbar. Aber wie gesagt, finanzielle Anreize generieren ab einem gewissen Punkt sowieso nicht die Bewerber, welche die Bundeswehr meines Erachtens nach benötigt.