(22.05.2024, 13:50)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Mal abgesehen davon dass ich dir hier nur zustimmen kann; wie sähe denn eine optimale Gliederung der Luftraumverteidigung / Flugabwehr aus und wie wäre die NNbs optimal in diese eingebunden ? Mit was für Systemen in was für Strukturen ?
Ich gehe davon aus, dass man bei der Bundeswehr eine seriöse Bedrohungsanalyse für den NNbs erstellt hat, allein mir scheint es, als treibt man dort einfach eine Sau nach der anderen durchs Dorf. Gegen die Interimsbeschaffung spricht nichts, aber die mittelfristigen Gedanken beispielsweise in Richtung SADM, C-RAM, Jammer und so weiter sind in meinen Augen eine zu große Spezialisierung mit einer zu großen Fokussierung auf die Netzwerkfähigkeiten.
Natürlich lassen sich nicht alle notwendigen Fähigkeiten in einem Fahrzeug integrieren, aber die Basis für NNbs muss ein einziges System darstellen (die Fahrzeugplattform kann je nach Anforderung variieren), das in der Lage ist einen effektiven Schutz über eine Distanz von bis zu acht bis zehn Kilometern kostenoptimiert zu ermöglichen. Der Kern dieses Systems muss ein vergleichsweise kostengünstiger FK sein, weil der Leistungsbereich rohrbasiert nicht sinnvoll abgedeckt werden kann. IRIS-T ist hier gar kein schlechter Ansatz, zum einen liegt der Preis jetzt schon auf dem Niveau der leistungsschwächeren Stinger oder Mistral 3, zum anderen ist es hinsichtlich der Beweglichkeit ein FK, der gerade gegen manövrierfähige Gegner großes Potenzial besitzt. Die Größe muss man in Kauf nehmen und die anderen Komponenten des Fahrzeugs müssten sich dem unterordnen. Die alternative wäre die Entwicklung eines neuen, kostenoptimierten FK für diesen Leistungsbereich, der dann kleiner/leichter ausfallen und so in größerer Zahl mitgeführt werden könnte.
Dieses FK-System braucht eine Ergänzung in Form einer Rohrbewaffnung für den Nahbereich, deren Leistungsfähigkeit sich aus den Möglichkeiten der FK-Bewaffnung ergibt. Ich befürchte, mit 30x173 könnte es da eng werden, aber eine auf Flugabwehr optimierte Waffenstation mit 30x113 und ABM wäre machbar. Dieses System könnte gleichzeitig den Grundstock für die Integration einer Nahbereichsflugabwehr in andere Fahrzeuge sein, beispielsweise in den dezidierten Geleitstörer für den erweiterten elektromagnetischen Kampf bspw. auch gegen Drohnenschwärme (auch autonome Systeme brauchen dafür eine Kommunikation zur Koordination) oder weiterreichende Aufklärungsdrohnen. Gegen die direkte Gefahr durch angreifende Drohnen braucht es einen Nahbereichsstörer in jedem relevanten Fahrzeug, das ist ja keine neue Erkenntnis sondern wird beispielsweise mit dem CG-12 primär gegen Sprengfallen bereits seit Jahren umgesetzt.
Die Verteidigung gegen feindliche Artillerie ist ein großes Problem, das lässt sich aber insbesondere langfristig auch nur bedingt durch Systeme wie 30x173 oder 35x228 lösen, weil die Reaktionszeit und die Zielzahl bei koordinierten Schlägen in Kombination mit MRSI vor allem quantitativ fordernd ist. Beim Schutz von teilstationären Hochwertsystemen lässt sich sowas berücksichtigen, weil dort der Bedarf aufgrund von anderen Anforderungen (Marschflugkörper, ARM, etc.) eh ein anderer ist.
Die Vernetzung der unterschiedlichen System besitzt natürlich eine Relevanz und lässt sich dezentral im Nahbereich auch signaturarm realisieren (teilstationär sind immer noch Drahtverbindungen die bessere Wahl), hierbei geht es aber primär um die Teilung von Aufklärungsergebnissen und die Koordination der einzelnen Fahrzeuge zur Leistungsoptimierung, sie darf nicht Basis einer grundsätzlichen Leistungsbereitstellung sein. Jedenfalls nicht für die mobile Flugabwehr.
(22.05.2024, 15:41)Kopernikus schrieb: [ -> ]Wenn C-RAM mit 35mm eher besser ist als 30mm, wie ist dann das amerikanische C-RAM auf Basis des Phalanx-systems zu bewerten? Liegt da der Erfolg in der menge der abgefeuerten Projektile?
Es sind zwei unterschiedliche Herangehensweisen, erstere Versuchen die Ziele mit AB-Munition aus der Flugbahn zu lenken, letztere mit HE-Munition direkt zu treffen. Viel Masse brauchen beide Varianten, erstere erzeugen diese über das Kaliber, letztere über die Kadenz. Preislich liegen zwischen den beiden Munitionen buchstäblich Dimensionen, ein Schuss 30 mm ABM liegt irgendwo bei 850 bis 1.000 Dollar, ein Schuss 20 mm MP-T-SD bei unter 40 Dollar.