(24.01.2021, 00:53)Kul14 schrieb: [ -> ]Wenn du die Radare nur anhand ihrer Frequenzen unterscheidest, dann machst du es dir eindeutig zu einfach. Ja mit niedrigeren Frequenzen kann man bei gleicher Leistung eine höhere Reichweite erzielen, aber gleichzeitig sinkt auch die Genauigkeit. Wenn man jetzt den Aufgabenbereich von der F126 und die vermutlich relativ hohe Sendeleistung des TRD-4D betrachtet ist es von der Leistungsfähigkeit keine Schlechte Wahl. Ein S-Band Radar mit einer ähnlichen Leistung wäre vermutlich kleiner, aber da ist dann natürlich immer die Frage ob es sich extra dafür lohnt ein neues Radarsystem in der Marine einzuführen.
Auch für BMD ist ein L-band Radar nicht unbedingt gesetzt. Das von Hendsold und IAI vorgeschlagene BMD Radar ELM-2090S ist z.b. ein S-Band Radar, das AN/TPY-2 sogar ein X-Band Radar.
Also erstmal gehe ich davon aus, das die zur Diskussion stehenden Radarsysteme alle state of the art sind (sprich entsprechende Leistung der Elemente/GaN, Steuerbarkeit auf Elementebene, etc.). Davon ab ist es müßig sich hier über Sendeleistung eines einzelnen Radarsystems gedanken zu machen, denn so Information sind nicht zu bekommen und währen auch schwer einzuordnen. Thales fährt (wie manche andere Hersteller auch) dazu auch noch ein Modularitätsprinzip. Sprich wenn bei zwei verschiedenen Kunden NS100 draufsteht müssen nicht zwingend die gleiche Anzahl von "Sendekacheln" (Modulblock mit n-Sendeelementen) drin sein (Wennn man genauer hinschaut tauchen dann Bezeichnungen wie NS103 oder NS106 auf). Gleiches galt im übrigen auch schon für Sea-Master.
Im übrigen ist die Sendeleistung selbst bei dem gleichen verwendeten Frequenzband alleine auch nicht entscheidend wenn es nur um die Reichweite ginge. Es ist ja gerade das fazinierende an diesen AESA-Systemen, das letztlich die Programmierung entscheidet wie ich mein Zeit/Leistungs-Budget verwende. Entsprechend kann man auch nur eine, aber entsprechend starke Sendekeule (Beam) mit der Antenne ausbilden und viel Zeit (Dwell-Time) da rein stecken. Dann wird man für diesen einen Strahl (Natürlich immer noch im Rahmen der physikalischen Grenzen) eine entsprechende Reichweite erzielen. Das Problem entsteht dann aber an anderer Stelle. Mein Multifunktionsradar mit dem Schwerpunkt "Suche" soll ja (zumindest im Idealfall) eine vollständige hemisphärische Abdeckung liefern und diese möglichst häufig updaten.
Jetzt kommen wir zurück auf das verwendete Frequenzband. Wie du richtig anmerkst, lassen sich mit einer höheren Frequenz genauere Ziel/Trackingdaten erzeugen als mit einer niedrigeren. Das steht in direktem Zusammenhang zur größten "Schärfe" (Keulenbreite/Beamwidth), die man je nach Frequenz unter Vorgabe einer gewissen Antennenfläche ausbilden kann. Das spielt bei der F-126 aber keine sonderlich große Rolle, denn hier stellt APAR (X-Band) sowieso die genaueren Zieldaten bereit. Umgekehrt hast du nun aber das Problem, das du nun für eine vollständige hemisphärische Suche viel mehr Sendekeulen ausbilden musst als es bei einer niedrigeren Frequenz (z.b. im S-Band) der Fall währe. Das wirkt sich dann auch entsprechend auf die Gesamtperformance des Suchradars aus.
Technisch nicht ganz korrekt aber sehr bildlich ist der Vergleich mit Lichtstrahlen: Wenn du in einem dunkeln Zimmer sitzt kannst du das Zimmer mit Impulsen aus einer sehr scharf fokusierten Taschenlampe/Laserpointer abtasten oder eben mit einer weniger fokusierten Taschelampe. Mit letzterer bist du deutlich schneller fertig.
Dazu kommen dann natürlich noch Frequenzspezifische Effekte wie Ausbreitung, Dämpfung (vorallem auch bei entsprechendem Wasseranteil in der Luft/Wetter) und natürlich auch die Aufklärung Signaturreduzierter Ziele, die eine niedrigere Frequenz für die Hauptaufgabe "Suchradar" bevorzugt erscheinen lassen.
Natürlich ist für die F-127 auch ein S-Band Radar denkbar, hier stellt sich dann aber die Frage nach der Größe um die entsprechende Reichweite zu erzielen. Der von dir angesprochene AN/TPY2 im X-Band ist ein reiner BMD-Radar, der zum einen eine Unmengen an Transmittern braucht (ca. 25000?, vgl. APAR alt ca. 3200) um überhaupt auf die Reichweite von 1000 km zu kommen und zum anderen für seine Aufgabe keine vollständige hemisphärische Suche durchführen muss. Hier verwendet man meines Wissens typischerweise ein oder zwei "Fences" also eine Art Fächer, durch die anfliegende Raketen früher oder später durchfliegen müssen und die ab diesem Zeitpunkt dann auch getrackt werden. Die F-127 muss aber ihre Aufgaben gleichzeitig erfüllen und dazu gehört dann auch jederzeit eine vollständige Weitbereichssuche durchzuführen.
Wenn man richtig groß planen wollte wäre sogar ein Schiff mit drei Systemen denkbar: X-Band für die Horizintsuche und die klassische Feuerleitung, S-Band für die klassische Volumensuche und ggf. Tracking BMD und L-Band als Frühwarnradar großer Reichweite. X und S müssten dann zwingend mit 3 oder 4 feststehenden Antennen ausgebildet sein, das L-Band System wäre auch rotierend denkbar, das man je nach Szenario auch anhalten und auf die Bedrohungsachse ausrichten kann. Die Schiffbauliche Integration wird dabei aber sicher sehr herausfordernd.
(24.01.2021, 12:09)ObiBiber schrieb: [ -> ]Nicht immer alle so pessimistisch hier...
die f127 wird ein gutes brauchbares Schiff...wie es die f124 schon ist und wie es die f126 auch werden...
das Radar wird brauchbar und State of the Art sein...
man wird mindestens 48-64 VLS Module haben... was mehr als ausreichend ist!
man wird 8 BMD FK SM3 an Board haben, ca 24 SM6 und der Rest ESSM
immer diese Schw.... Vergleiche wer mehr Module hat...
ich hatte es schonmal geschrieben...
selbst eine f126 mit 2 mal RAM und 16er VLs mit 64 ESSM Block 2 ist kampfkräftiger und hat mehr FK
als die Zerstörer der Engländer, Franzosen und Italiener!!
Die "Kampfkraft" durch zählen der Flugkörper ermitteln zu wollen wobei man dabei auch gleich noch die unterschiedliche Leistungsklasse der Flugkörper ignoriert fällt für mich in die exakt gleiche Kategorie wie VLS-Zellen zählen, (wobei letzteres da eigentlich noch weniger Absurd ist, denn hier kann man ja jederzeit den Inhalt tauschen, z.b. Aster-15 durch 4x Sea Ceptor/CAMM/ESSM/RAM/was auch immer ersetzen).
Im Vordergrund steht doch zunächst mal die Aufgabe eines Schiffes, für die F-126 eben ASW (da sehe ich perspektivisch aber eben auch einen VL-ASROC Nachfolger), für die F-127 eben Verbandsflugabwehr und BMD. Ich würde mich dabei aber nicht von irgendwelchen Reichweitenangaben zu ESSM aus dem Internet blenden lassen sondern für die Erfüllung dieser Aufgabe eine entsprechend hohe Anzahl SM-2/SM-3/SM-6 vorsehen. Ich bin mir auch nicht sicher in wie weit man bei den zu erwartenden Szenarien immer gleich zwei Flugkörper startet also nicht erst einen Nachschuss startet wenn der erste Flk. das Ziel verfehlt hat (shoot-shoot-look vs. shoot-look-shoot). Das ist natürlich die schnellste Art seine Magazine leerzuschießen aber wenn die Zeit/Möglichkeit für einen Nachschuss nicht mehr gegeben ist und man eine entsprechend hohe Abfangwahrscheinlichkeit haben möchte muss man derlei Vorgehen auch bei der Flugkörperbevorratung berücksichtigen.
Darüber hinaus ist dann immer zu Fragen in wie weit man eine Aufwuchsreserve für die Lebensdauer des Schiffes vorsehen möchte. Hier ist die F-123 eigentlich ein gutes Beispiel. 16 Zellen waren für Sea-Sparrow schon alleine auf Grund der begrenzten Möglichkeit zur Feuerleitung völlig OK, hätte man die ASW Fähigkeiten ausgebaut und in dem Zuge auch VL-ASROC beschafft, wäre eine Option auf weitere 16 Zellen gegeben gewesen. Das das ganze am Ende auch von anderen Dingen wie Gewichtsreserven abhängt ist dabei natürlich immer zu berücksichtigen.
Sprich mit einer vernünftigen Anzahl möglicherweise an der unteren Grenze habe ich solange kein Problem, wie es die Möglichkeit gibt später falls notwendig mit wenig Aufwand nachzulegen.
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Nachtrag zum TRS-4D:
(22.01.2021, 21:41)Helios schrieb: [ -> ]Anhand des Exporterfolgs (Quantitativ und Qualitativ).
Für TRS-4D fallen mir US-Navy (8 Stk. LCS Freedom Klasse), Chile (3 Stk. refit Type 23) und Saudi Arabien (4 Stk. LCS) ein.
Die Informationslage beim NS100 ist da zwar dünn aber auf der arrowhead140 Seite (Babcock/Type31) kann man folgendes lesen:
"These include the 4D AESA S-band Surveillance Radar: Thales’s NS100 dual-axis multi-beam family (23 radars sold in and outside NATO as of February 2019). " Wenn man da die zwei/drei für die Niederlande abzieht wären das noch ca. 20 Systeme für Exportkunden. Klar ist mir aber bisher nur Singapore (8 Stk. LMV), ggf. noch VAE und Rumänien (zusammen 6 Gowind). Für die Type 31 ist meines Wissens bis heute noch kein System nominiert, der Gewinnerentwurf von Babcock zeigt zwar NS100, im Feb. 2019 war das aber noch nicht Spruchreif.
Unterm Strich werden beide Systeme ihre Kunden finden, einen Trend mag ich da noch nicht sehen aber der Vollständigkeit halber wollte ich meine Zählung dennoch erwähnen.