Das Versagen der Japaner in Pearl Harbour wird in dem verlinkten Statement ja offenkundig: Sie haben zwar der Schlachtflotte einen erheblichen Schlag versetzt, aber ansonsten - langfristigt gesehen - völlig versagt: Die Träger der Navy kamen ungeschoren davon, obgleich man gezeigt hatte, was diese Schiffe leisten können; die Öllager und Reparatureinrichtungen, ja selbst wichtige Landebahnen, blieben ebenso verschont, also genau das, was den Krieg wiederum antreibt. (Und fast alle Schiffe, die in Pearl getroffen worden waren, kam ja wieder zum Einsatz.)
Und genau genommen blieb Pearl trotz einiger Wrackteile im Hafenbezirk einsatzbereit. Einige beschädigte Schiffe, z. B. die Maryland, wurden sofort in eine Bereitschaftsposition geschickt, weil man eine Landung der Japaner befürchtete (dass eine solche indessen nie geplant war, zeigt auch, dass man über die japanischen Absichten wenig im Bilde war).
Warum die Japaner die strategisch wichtigen Punkte nicht angriffen - darüber streiten sich die Geister. Einige sagen, es sei als wenig "ruhmreich" seitens der japanischen Piloten empfunden worden, Öltanks anzugreifen; wiederum andere sagen, das Nagumo nur seine Aufgaben (die Ausschaltung der Schlachtflotte) umzusetzen gedachte und seine Schiffe nicht dem Risiko eines Angriffs durch überraschend auftauchende US-Träger aussetzen wollte. Wie auch immer...
Psychologisch gesehen war Pearl sicher der Kulminationspunkt, die Zäsur, die es Roosevelt gestattete, die US-Öffentlichkeit in den Krieg zu führen, der bislang wenig populär war. Man hatte zwar die Ereignisse in Europa und auch in Asien (Krieg in China, auch die japanische Besetzung Französisch-Indochinas im Sommer 1941) mit zunehmendem Argwohn gesehen, aber es gab keine wirklich Basis in der Bevölkerung für einen Kriegseintritt.
Wurden die Japaner also provoziert? Nun ja, in gewisser Weise schon, aber in gewisser Weise waren sie auch selbst an der Misere schuld durch ihre größenwahnsinnigen Ambitionen und ihren Militarismus. Man muss dieses "Ja" insofern wiederum relativieren. Man hatte es seitens Washingtons mit einer expansionistisch geprägten, brutal vorgehenden Militaristenclique in Tokio zu tun, die man irgendwie in ihrer Aggressionspolitik eindämmen wollte. Aber wie? Krieg führen? Die Mehrheit in der US-Bevölkerung und in der Politik lehnte dies ab. Also was tun? Man verhängte Sanktionen. Und wie trifft man einen Militärapparat mit Sanktionen? Man nimmt ihm das weg, was er zum Arbeiten braucht - Öl, Stahl und Geld. Und genau dies taten die USA dann 1940/41 u. a. mit einem Öl- und Metall- bzw. Schrottembargo (und einem Einfrieren von Finanzdepots).
In Tokio wusste man, dass vor allem die "Ölschraube" in ca. 1-2 Jahren die Maschinerie zum Stehen bringen könnte - es sei denn, man würde neue Lager finden. Und diese wiederum waren v. a. im Süden (z. B. Niederländisch-Indien, Borneo, Philippinen) zu finden. Ein militärischer Zugriff auf diese, besonders die US-kontrollierten Philippinen - die USA hatten diese im Krieg gegen Spanien 1898 erobert -, würde allerdings den offenen Krieg mit den USA bedeuten. Also was tun? Man schlägt der Navy kurzum vorab den Knüppel aus der Hand, der eine Operation gen Süden gefährden könnte. Und dieser Knüppel nannte sich Pazifikflotte und lag in Pearl.
Der Rest ist bekannt...
Schneemann.