13.04.2014, 20:03
Eigentlich wissen wir es im Grundsatz: Die Ukraine hat eine Reihe von ex-sowjetischen Rüstungsfirmen übernommen. Panzer, Kriegsschiffe, Flugzeuge werden gebaut oder zumindest überholt.
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Dazu aktuell eine relativ umfangreiche Darstellung der FAZ:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/russland-und-die-ukraine-das-sowjetische-erbe-lockt-12893029.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 93029.html</a><!-- m -->
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Zitat: Russland und die Ukraine
Das sowjetische Erbe lockt
13.04.2014 · Kiew will „den Feind nicht mehr aufrüsten“ und stellt die Rüstungsexporte nach Russland ein. Moskau ist jedoch darauf angewiesen. Es geht um Interkontinentalraketen, Kampfhubschrauber und Kriegsschiffe.
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Jeder zweite Panzer und jede zweite Interkontinentalrakete wurden in der Ostukraine gebaut. Trägerraketen für Weltraumfracht und Satelliten stammten von dort. Auf den Werften am Schwarzen Meer im Süden entstanden vierzig Prozent aller Kriegsschiffe. Als die Sowjetunion zerfiel, fanden sich 14 Prozent der Rüstungsunternehmen auf ukrainischem Boden wieder.
Damals waren das 700 Betriebe mit 1,4 Millionen Beschäftigten, sie erwirtschafteten ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Bis heute hat nur ein kleiner Teil der Unternehmen überlebt. Die meisten gehören dem Staat, sie wurden in der Holding Ukroboronprom zusammengefasst: gut hundert Betriebe, 120.000 Arbeitskräfte, 1,6 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Das ist gerade einmal ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts; die gesamte Schwerindustrie im Donbass kommt auf einen Anteil von 16 Prozent.
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In der Ostukraine sitzen hochspezialisierte Unternehmen, die Komponenten für russische Waffensysteme herstellen, diese warten und reparieren. Auf dem Rüstungssektor ist die Sowjetunion nie untergegangen, schließlich sind die Waffensysteme von damals weiter im Einsatz, Neuentwicklungen fußen auf sowjetischer Technik.
Und vor allem gilt: Die Produktion ist wie früher auf mehrere Standorte verteilt – jetzt eben in mehreren Staaten. Das war immer das oberste Organisationsprinzip der Sowjetindustrie. Russland hat sich nach 1991 nicht sonderlich bemüht, daran etwas zu ändern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion galt die fortdauernde Zusammenarbeit im Rüstungssektor als ein Garant guter Beziehungen mit den nunmehr unabhängigen Staaten.
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Ende Februar, kurz nach dem Sturz Janukowitschs, erschien im russischen Monatsmagazin „Sovershenno Sekretno“ („Streng Geheim“) ein ungewöhnlich detailreicher Beitrag über die „Slawischen Waffenbrüder“. Der Militärfachmann Wladimir Woronow beschrieb mit viel Insiderwissen, welche russischen Waffensysteme von der Zusammenarbeit mit der Ukraine abhängen. Seine These: „Nicht nur ist die ukrainische Verteidigungsindustrie von Russland abhängig, sondern die russische Verteidigungsindustrie ist in hohem Maße von der ukrainischen abhängig.“ Das war nicht übertrieben, für Moskau steht tatsächlich eine Menge auf dem Spiel.
Zum Beispiel bei den strategischen Nuklearstreitkräften, aus denen Russland seinen Großmachtstatus ableitet. Die Sowjetunion entwickelte zwanzig Typen von Interkontinentalraketen, zwölf davon wurden im ostukrainischen Dnipropetrowsk geplant und gebaut (von Yuzhmash, heute Pivdenmash). Ein Teil dieser Raketen ist immer noch im Einsatz, Ersatzteile werden in der Ukraine hergestellt, von dort kommen auch die Techniker für die aufwendige Wartung.
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Heute noch bedeutsam ist vor allem die SS-18 Satan, eine gewaltige Rakete für den nuklearen Erstschlag. Kein anderes Modell im russischen Arsenal trägt so viele Sprengköpfe (zehn) und fliegt so weit (16.000 Kilometer). Außerdem kann sie mit vierzig Täuschkörpern versehen werden – dagegen ist keine Raketenabwehr der Welt gefeit. Russland hält immer noch 54 SS-18 einsatzbereit, von 2019 an sollen sie durch das modernere Modell Topol-M ersetzt werden. Bis dahin ist Moskau auf ukrainische Unterstützung angewiesen.
Noch größer ist die Abhängigkeit bei Kampfhubschraubern. Alle russischen Typen (auch zivile) fliegen mit Triebwerken von Motor Sich, einem der wenigen privat organisierten ukrainischen Verteidigungsunternehmen. Militärexperte Woronin macht folgende Rechnung auf: Die russische Armee soll in den nächsten Jahren im Zuge eines Modernisierungsprogramms tausend neue Kampfhubschrauber bekommen. Dafür werden, Ersatz eingeschlossen, 3.000 Triebwerke benötigt. Russische Hersteller hätten es 2013 aber nicht einmal geschafft, die geplanten 50 Triebwerke zu bauen. Motor Sich, folgert Woronin, werde auf lange Sicht seine Monopolstellung behalten, zumal es auch Triebwerke für Kampf- und Transportflugzeuge baut.
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Ähnlich ist die Lage im Schiffsbau. Russland hat ein ehrgeiziges Programm für 78 neue Kriegsschiffe aufgelegt, kann sie aber gar nicht selbst herstellen. Mit der Eroberung der Krim hat sich die Lage zwar gebessert, dort sind große Werften. Jedoch bleibt Russland weiterhin darauf angewiesen, Gasturbinen für die Schiffe zu importieren. Der größte Hersteller im Bereich der früheren Sowjetunion heißt Zorya-Mashproekt und sitzt in Mykolajiw an der ukrainischen Schwarzmeerküste. Er stattet seit langem russische Fregatten und Zerstörer aus. Außerdem liefert er Gasturbinen für die Kompressorstationen an den Erdgasleitungen von Gasprom.
Auch das russische Weltraumprogramm könnte ins Trudeln geraten.
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Solange sich die Regierung in Kiew bedroht fühlt, wird es die Geschäfte unter Waffenbrüdern nicht mehr geben.