04.06.2022, 09:02
Das denke ich eher auch. Vermutlich wollte man die Stadt in der Hand haben, da man sie als Nachschubbasis, rückwärtige Drehscheibe etc. nutzen wollte. Nachdem man anfangs doch etwas unvorhergesehen rasch vorankam, stieß man eben flott nach (vielleicht unter Vernachlässigung des Flankenschutzes und der Aufklärung?) und rannte dann in einen ukrainischen Gegenangriff hinein. So etwas kann im Krieg nun mal passieren...
Weiterhin:
Zunächst halte ich die Einschätzung, der Krieg könne in zwei bis sechs Monaten enden, durchaus für realistisch. Ich mache das nicht mal unbedingt an Gebietseroberungen fest, sondern sehe erstens den Abnutzungsgrad und zweitens (wieder mal) das Wetter als entscheidend an. Wir werden vermutlich noch eine gewisse Heftigkeit der Kämpfe in den Sommermonaten sehen, wenn beide Parteien sich entsprechend gut im freien Feld bewegen können. Aber ab dem Herbst, wenn der Boden wieder grundlos wird, grob etwa ab September, werden die beiden abgekämpften Kontrahenten im Stillstand und im Schlamm verharren.
Gut möglich also, vor allem wenn die hier genannten Verlustzahlen stimmen - und interessant ist auch, dass die Ukrainer einräumen, dass sie ebenso hohe Verluste wie die Russen erleiden (dass die Verluste sich angleichen, war schon mein Eindruck vor rund einer Woche) -, so wird dies schlicht und einfach zu einem immer stärkeren personellen Engpass führen. Man wird die Sommermonate noch nutzen und es wird den einen oder anderen blutig erkämpften Gebietsgewinn geben, aber spätestens wenn der Herbstregen kommt, werden diese Verluste in Kombination mit dem Schlamm und Nachschubthemen zu einem Erstarren der Front führen - allenfalls gekennzeichnet noch von sporadischen Artillerie- und Mörserduellen über die Linien hinweg und ggf. kleineren Infanterieaktionen
Und dann, in dieser Agonie des Grabenkampfes, werden beide Seiten überlegen, was man noch machen bzw. gewinnen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann mit dem Verhandlungstisch geliebäugelt wird, ist durchaus hoch. Bleibt höchstens noch die Frage, was die Ukrainer bereit wären aufzugeben in diesen Verhandlungen bzw. was die Russen einfordern.
Schneemann
Weiterhin:
Zitat:Kiew glaubt an Kriegsende in zwei bis sechs Monatenhttps://www.sueddeutsche.de/politik/krie...-99-545021
Kiew (dpa) - Die ukrainische Präsidialverwaltung prognostiziert, dass der russische Angriffskrieg noch bis zu einem halben Jahr dauern kann.
"Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen", sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Interview mit dem oppositionellen russischen Online-Portal "Medusa" mit Blick auf die mögliche Kriegsdauer am Freitagabend. Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere. [...]
Er warnte dabei einmal mehr vor territorialen Zugeständnissen an Russland. Das werde den Krieg nicht beenden. "Weil es für die Russische Föderation - und das hat Herr (Wladimir) Putin mehrmals gesagt - prinzipiell ist, dass allein die Existenz der ukrainischen Staatlichkeit schädlich ist." Der russische Vormarsch ziele daher weniger auf die Eroberung konkreter Gebiete als auf die Zerstörung der Ukraine an sich.
Podoljak schätzte die russischen Verluste auf insgesamt 80.000 Menschen. Das seien Tote und Verwundete bei der regulären Armee, den Separatisten und der Söldnertruppe "Wagner". Allerdings räumte er ein, dass nach einer für Moskau katastrophalen Anfangsphase des Kriegs mit bis zu 1000 Kriegstoten pro Tag die derzeitigen Verluste der russischen und ukrainischen Truppen "vergleichbar" seien. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die eigenen Verluste jüngst auf täglich bis zu 100 Tote und 500 Verletzte beziffert.
Zunächst halte ich die Einschätzung, der Krieg könne in zwei bis sechs Monaten enden, durchaus für realistisch. Ich mache das nicht mal unbedingt an Gebietseroberungen fest, sondern sehe erstens den Abnutzungsgrad und zweitens (wieder mal) das Wetter als entscheidend an. Wir werden vermutlich noch eine gewisse Heftigkeit der Kämpfe in den Sommermonaten sehen, wenn beide Parteien sich entsprechend gut im freien Feld bewegen können. Aber ab dem Herbst, wenn der Boden wieder grundlos wird, grob etwa ab September, werden die beiden abgekämpften Kontrahenten im Stillstand und im Schlamm verharren.
Gut möglich also, vor allem wenn die hier genannten Verlustzahlen stimmen - und interessant ist auch, dass die Ukrainer einräumen, dass sie ebenso hohe Verluste wie die Russen erleiden (dass die Verluste sich angleichen, war schon mein Eindruck vor rund einer Woche) -, so wird dies schlicht und einfach zu einem immer stärkeren personellen Engpass führen. Man wird die Sommermonate noch nutzen und es wird den einen oder anderen blutig erkämpften Gebietsgewinn geben, aber spätestens wenn der Herbstregen kommt, werden diese Verluste in Kombination mit dem Schlamm und Nachschubthemen zu einem Erstarren der Front führen - allenfalls gekennzeichnet noch von sporadischen Artillerie- und Mörserduellen über die Linien hinweg und ggf. kleineren Infanterieaktionen
Und dann, in dieser Agonie des Grabenkampfes, werden beide Seiten überlegen, was man noch machen bzw. gewinnen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann mit dem Verhandlungstisch geliebäugelt wird, ist durchaus hoch. Bleibt höchstens noch die Frage, was die Ukrainer bereit wären aufzugeben in diesen Verhandlungen bzw. was die Russen einfordern.
Schneemann