(11.03.2022, 21:33)lime schrieb: [ -> ]Den Jubel halte ich für verfrüht. Leider ist das irgendwie typisch heutzutage von einem Extrem ins Andere. Erst geht man davon aus dass Rußland das Baltikum und Polen in wenigen Tagen/Wochen aufrollen könnte und nun meint man dass Rußland gar nichts mehr gebacken bekommt. Meines Erachtens kann man dies aus den 14 Tagen Krieg in der Ukraine nicht ablesen. Allein weil der Krieg zumindest bisher so geführt wurde dass man zivile Opfer in Grenzen halten möchte. Dies wäre bei einer Konfrontation mit Polen sicher nicht gegeben, im Baltikum vielleicht noch wegen der großen russischen Minderheiten. Dann ist das Terrain in der Ukraine auch "spezieller" als in Polen.
Was man aber jetzt schon ablesen kann ist dass man bei der NATO und Rußland hat sich in den letzten 20 Jahren in eine ähnliche Richtung entwickelt viel zu wenig auf Masse setzt. Berufsarmeen sind nicht tauglich echte große Kriege zu führen. Was ich eigentlich schon immer so formuliert habe: man braucht auch in Zukunft zwingend die Wehrpflicht. Außer man hat eine strategische Position wie die USA, GB oder Japan.
Naja, die kriegen sicherlich nicht garnichts auf die Reihe aber eben auch nicht sehr viel. Nach vierzehn Tagen Krieg lässt sich halt schon feststellen, dass die Russische Armee in der Breite hinsichtlich Ausrüstung, operativen Geschicks und Logistik halt eine doch deutlich niedrigere Qualität besitzt als gemeinhin kolpotiert wurde.
Von mir aus hat man dort die zweite und dritte Garde ins Gefecht geschickt und der ein oder andere vermeidliche Eliteverband deckt die polnische Flanke. Warum auch immer. Diese leistungstärkeren Verbände werden es aber nicht rausreißen wenn auf der Gegenerseite ein Verteidigungsbündnis steht, das insgesamt gesehen noch vorsichtigt ausgedrückt ein vielfaches der Feuerkraft der Ukrainisches Armee aufbieten könnte.
Sicherlich, die russischen Verbände spielen ihre Feuerkraft nicht voll aus und man würde gegen die Nato sicherlich auch kompromissloser vorgehen als bei dieser angeblichen Befreiungsaktion. Aber das ändert doch nichts dran, dass Gardepanzerarmeen, Combined Arms Armies und haste nicht gesehen in der Ukraine aktuell von leichter Infanterie mit minimaler Feuerunterstützung überall dort aufgehalten, wenn nicht gleich gestoppt werden, wo sie ernstlich auf Widerstand treffen.
Es ändert nichts daran, dass das Equipment der von mir aus gerne zweite und dritten Garde irgendwie Stand 1980 ist. Und eigentlich nicht mal das. Wenn das so weitergeht ist es ja fast nur noch eine Frage der Zeit bis der erste T-34 an der Front gesichtet wird. Ganz offensichtlich ist von den ganzen Reformen der Streitkräfte kaum was in der Breite angekommen.
Es ändert auch nichts daran, dass die russische Luftwaffe in diesem Krieg eine Performance darbietet die mit Arbeitsverweigerung noch höflich umschrieben ist. Wenn die Zahlen die das US DOD zur Ukrainischen Luftwaffe heute veröffentlicht hat einigermaßen stimmen ist schlicht festzustellen, dass die russische Luftwaffe sich als vollkommen unfähig erwiesen hat, einem krass unterlegenen Gegner zu neutralisieren.
Der Erstschlag war samt einer immensen Anzahl eingesetzter Ballistischer Raketen weitgehend wirkungslos, SEAD läuft bestenfalls so mittel und über jedwedes Zusammenwirken mit den Bodenstreitkräften bereiten wir lieber den Mantel des Schweigens. Es existiert schließlich schlicht nicht.
Man kann das noch länger ausbreiten, aber wie bitteschön soll das so jemals gegen Nato-Verbände funktionieren? Was wollen die alleine gegen unsere Luftstreitkräfte ausrichten?
Masse fehlt uns bestimmt nicht und wir brauchen auch ganz bestimmt keine Wehrpflicht. Wir brauchen Vollausstattung inklusive Munition, eine Heeresflugabwehrtruppe, APS für Puma und Leopard und ein ordentliches Reservistensystem. Wenn wir damit zwei Panzerdivisionen für Osteuropa aufbieten können ist das im Bündnis absolut ausreichend. Wir sind kein Frontstaat mehr und die Polen selbst sind alles andere als wehrlos. Ein Blick auf das Polnische Heer kann hier Augen öffnen.