06.03.2022, 07:30
@Nightwatch
Hallo erst einmal - schön, dass es dich noch gibt und du dich nach langer Zeit mal wieder meldest.
Bzgl.:
@Helios
1.) Eine durch uns selbst - d. h. die Schlagkraft der russischen Luftwaffe wurde unsererseits deutlich überbewertet, was dazu führt, dass wir uns nun etwas wundern, warum sie in der Ukraine so "wenig" aktiv ist.
2.) Eine durch die Russen selbst - weil man angenommen hat, dass das, was in Syrien klappt(e), eben auch in der Ukraine klappen wird und übertragbar wäre.
@Quintus
Abgesehen davon ist der "French/Freedom Fries"-Vergleich andererseits auch nicht ganz passend. Diese lächerliche Aktion wurde ja von der Macht, die den Angriff ausführte (d. h. USA), gegen ein Land vorgenommen (d. h. Frankreich), das gegen den Krieg war. Wenn man es also umlegt, hieße das, dass die Russen nun Mercedes boykottieren müssten, weil wir gegen ihren Krieg sind. Es hat also nichts damit zu tun, wenn wir nun russische Waren etc. boykottieren würden.
Schneemann
Hallo erst einmal - schön, dass es dich noch gibt und du dich nach langer Zeit mal wieder meldest.
Bzgl.:
Zitat:Die Russische Armee seht seit dem dritten Tag effektiv untätig im Feld. Raumgreifende neue Vorstöße sind nicht zu verzeichnen, die glorreiche Offensive war und ist effektiv nach den ersten 100km beendet. [...]Das hat mich genauso irritiert. Nur ertappe ich mich dabei, dass ich derzeit in alle möglichen Verhaltensmuster alles mögliche hineininterpretiere. Vermutlich ist die Ursache hier, dass ich es nicht für möglich gehalten habe, dass man auf breiter Front angreift, sondern dass man allenfalls die Separatistengebiete über eine Art DMZ absichert oder vllt. noch eine Landverbindung zur Krim freikämpfen will, aber breit aufgestellte Großangriff hat mich doch sehr überrascht und recht perplex hinterlassen. Aber vermutlich ist dieses Feststecken eben keine Taktik sondern ein wirrer Knäuel aus Zurückhaltung, Wetter, Schlamm, Versorgungsproblemen, unerwartet heftiger Gegenwehr und einem wachsenden Frust - der die Kampfmoral drückt - darüber, dass die Ukrainer einen eben nicht mit offenen Armen empfangen.
Zitat:Das Resultat ist ein russischer ‚Konvoi‘ verteilt irgendwie von Kiew bis zur weißrussischen Grenze, keinerlei sichtbaren Ambitionen die Achse des Vorstoßes nach Westen hin zu verbreitern und Kiev nach Süden hinzu umfassen sowie eine zunehmende Präsenz der Ukrainischen Armee im Raum südwestlich von Kiev.Diesen Eindruck habe ich auch zunehmend gewonnen. Überall wurde von einem bevorstehenden Großangriff gefaselt und es wurden Horrorszenarien an die Wand gemalt. Ein Großangriff wird aber dann zum Problem, wenn er sich entfalten kann. Wenn aber die Fahrzeuge wie an der Perlenschnur hintereinander stehen, quasi also "vorne" nur nacheinander antreten könn(t)en, was es eben auch einem Gegner dann erlauben würde, sie nacheinander niederzukämpfen, dann wird kein Durchbruch in Sicht sein. Zumal ich vor einem urbanen Gebiet stehe - und in ein solches einzurücken mit einer Fahrzeugkolonne ist gegen jede taktische Erkenntnis. Abgesehen davon, würden wohl die vorderen Fahrzeuge schon wieder Sprit brauchen, bevor die hinteren überhaupt losfahren. Insofern hatte ich mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass dieser "Konvoi" eher eine Art Verzweiflungstat ist und kein ausgefeilter Plan...
@Helios
Zitat:Es ist interessant zu beobachten, wie die russische Luftwaffe (bzw. die russische Militärfliegerei, das betrifft ja das Heer und die Marine genauso) versucht, Lehren aus Syrien auf die Ukraine zu übertragen und damit offenbar aufgrund des viel größeren Bedrohungspotenzials hinsichtlich einer weitreichenderen Flugabwehr scheitert. Anders als gegen die ukrainische Luftwaffe (die Russland ja tatsächlich sehr schnell und effektiv ausgeschaltet hat) findet man augenscheinlich gar kein Mittel, was frühere Annahmen, SEAD/DEAD ist für Russland eine große Baustelle, bestätigt. Von Anfang an haben sie daher probiert vornehmlich im Tiefflug zu agieren, was bisher klappte und nun zunehmend nicht mehr klappt.Das würde mein Gefühl, dass Syrien nur eine "Spielwiese" war für kommende Waffengänge, durchaus bestätigen. Und da in Syrien die russische Luftwaffe recht einfaches Spiel hatte bzw. zumeist ohne Gegenwehr Ziele attackieren konnte (und wir auch medienwirksame Bilder sahen, wie Fencer oder gar Tu-160 ihre Lasten abwarfen), könnte dies dazu beigetragen haben, dass zwei Fehleinschätzungen entstanden:
1.) Eine durch uns selbst - d. h. die Schlagkraft der russischen Luftwaffe wurde unsererseits deutlich überbewertet, was dazu führt, dass wir uns nun etwas wundern, warum sie in der Ukraine so "wenig" aktiv ist.
2.) Eine durch die Russen selbst - weil man angenommen hat, dass das, was in Syrien klappt(e), eben auch in der Ukraine klappen wird und übertragbar wäre.
@Quintus
Zitat:Mal eine kuriose Nebenentwicklung, die im Prinzip etwas in die von Nightwatch angerissene Richtung geht und aufzeigt wie sehr die kriegsentwöhnte Gesellschaft in Hysterie verfällt:Einerseits halte ich nicht viel von solchen Kaufboykotten, zumal es viele Russen bei uns gibt, denen die Politik Moskaus mehr als peinlich ist. Interessanterweise sind es die Jüngeren, also die "Internet- und Smartphone-affine" Generation, die den Kopf schüttelt, während die Älteren oftmals "dem Putin" das Wort reden. Das ist nun aber eine Beobachtung rein subjektiver Art meinerseits - ich rede von Kolleginnen und Kollegen aus dem Arbeitsumfeld.
Kauft nicht bei Russen und ähnliches:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unt...g-101.html
https://www.extratipp.com/welt/edeka-ald...84630.html
Und was hat man sich nicht seinerzeits hierzulande echauffiert über die Freedom Fries:
https://correctiv.org/faktencheck/2022/0...mbenennen/
Abgesehen davon ist der "French/Freedom Fries"-Vergleich andererseits auch nicht ganz passend. Diese lächerliche Aktion wurde ja von der Macht, die den Angriff ausführte (d. h. USA), gegen ein Land vorgenommen (d. h. Frankreich), das gegen den Krieg war. Wenn man es also umlegt, hieße das, dass die Russen nun Mercedes boykottieren müssten, weil wir gegen ihren Krieg sind. Es hat also nichts damit zu tun, wenn wir nun russische Waren etc. boykottieren würden.
Schneemann