Schneemann:
Zitat:Bzgl. der Engstellen ist auch die Frage, ob denn z. B. diese Kolonne nördlich Kiew nun darauf zurückzuführen ist, dass man einen Großangriff plant, oder eben ob dies daran liegt, dass man querfeldein eben nicht vorankommen würde.
Man kommt tatsächlich querfeldein nur sehr schwer voran. Hab jetzt schon mehrere Filmchen gesehen wo T-90 im Schlamm stecken oder ein T-90 versucht eine Panzerhaubitze abzuschleppen und schlußendlich stecken beide im Schlamm usw.
Umgekehrt sind die ukrainischen Einheiten (abgesehen von leichter Infanterie, lokalen Kräften etc) ebenso dadurch erheblich eingeschränkt und es waren ja vor allem mechanisierte ukrainische Truppen welche gegen die ersten Überraschungsangriffe von luftbeweglichen russischen Verbänden so erfolgreich waren und diese zurückschlagen bzw. verhindern konnten.
Schlußendlich reduziert dass die Kämpfe auf einen verengten Bereich und damit auf frontales aufeinanderschlagen, worin die Russen wie ich es ja schon 6 Seiten vorher ausgeführt hatte einen Vorteil haben.
Dafür exponieren die Russen ihre Flanken und rückwärtigen Dienste immer stärker für leichte ukrainische Einheiten welche diesen zusetzen und immer mehr Kräfte binden. Diese ukrainische leichte Netzstruktur ist zur Zeit effektiver als alles andere was die Ukrainer so versuchen.
Zitat:Warten wir mal ab, wo wir in 14 Tagen sind.
Auf jeden Fall besteht von russischer Seite noch ein immenses Potential zur Eskalation. In russischen Propaganda-Foren fabuliert man sogar schon davon taktische Nuklearwaffen einzusetzen um die Sache abzukürzen und um dem Westen endgültig aufzuzeigen, dass er sich hier nicht einzumischen hat. Aber ein flächendeckender Einsatz thermobarischer Waffen und unterschiedlose Bombardierungen durch die Luftstreitkräfte würden vermutlich auch schon genügen.
Und wenn man sich den aktuellen Feuerzauber der rusischen Ari mal real ansieht, beispielsweise:
https://old.reddit.com/r/CombatFootage/c...C3%A1rkov/
Und sich dann die geringen zivilien Verluste (bis dato) vor Augen führt, zeigt das klar auf was man stattdessen auch in 5 Tagen hätte anrichten können. Bei einem Vorgehen wie in Syrien könnten die Verluste bei den Zivilisten bereits in den Tausenden sein.
Aber du hast schon recht: was jetzt noch nicht ist, kann ja noch werden.
Zitat:Abgesehen davon: Also dass 40.000 Zivilisten im Irak 2003 "vernichtet" worden sein sollen, das ist Blödsinn, sorry.
Es stört dich vermutlich mehr der Begriff, also die Wortwahl. Hätte ich also besser "ums Leben gekommen sind" schreiben sollen ?!
https://www.news.ch/Schon+39+000+irakisc...detail.htm
Die genaue Zahl spielt übrigens auch gar keine Rolle. Fakt ist: die USA haben im Irak jede Menge Zivilisten
ermordet, Kriegsgefangene ermordet (so wie auch in Afghanistan) und kein Hahn hat danach gekräht. Es gab jede Menge Kriegsverbrechen durch US Truppen, aber so ist Krieg halt nun einmal.
Und einer Gegenüberstellung Kriegsverbrechen vs Kriegsverbrechen dürfte der aktuelle Krieg in der Ukraine
bis dato der sauberste jemals geführte völkerrechtswidrige Angriffskrieg sein um es mal so zynisch wie möglich auszudrücken.
Eigentlich amüsant was für ein moralisches Bohei man nun veranstaltet, war der Irakkrieg der USA ja auch nichts anderes als das was wir da heute betrachten können: ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg.
Zitat:bzw. dass ein totgesagter Westen, dem man gerne in letzter Zeit viel Schwäche unterstellte, die Welt derart vor sich hertreibt?
Zu seinem eigenen Schaden und langfristigen Nachteil.
Allgemein:
Wenn man auf Reddit, Twitter, Telegram usw. stöbert, dann haben heute die ganzen Handy-Videos von Zivilisten deutlich abgenommen. Es wird wesentlich weniger ins Netz gestellt. Zudem scheint in manchen Regionen die russische EloKa nun richtig in Fahrt zu kommen und kappt dort einfach alles. In immer weiteren Teilen der Ukraine ist das Internet eingeschränkt, oder nicht mehr verfügbar, auch weil der Strom aus ist und Sendemasten weg sind etc
Das ist schlecht für die Ukrainer, die bisher im Medienkrieg den Russen deutlich überlegen waren und rein medial gesehen einen Sieg davon getragen hatten. Wenn auch in weiten Teilen ohne eigenes Zutun, so hat die Ukraine doch eine verblüffende Zahl von Ländern als mindestes moralisch auf ihre Seite bringen können.
Und noch was: Aufgrund gewisser Umstände kenne ich persönlich ein paar russische Soldaten im aktiven Dienst. Die stehen allerdings recht weit ostwärts um mich mal so auszudrücken. Die konnte ich jetzt - wider Erwarten - erreichen. Sie sind immer noch im Fernen Osten, wurden also Gott sei Dank nicht in die Ukraine entsandt, aber vielleicht ist es für den geneigten Leser ja interessant zu hören was sie zu dem aktuellen Krieg so meinten. 1. Die waren fast noch überraschter vom Kriegsausbruch als wir es sind. Sie gingen fest davon aus, dass man keinen Großangriff auf die Ukraine durchführen wird, sondern lediglich dass man die Seperatistengebiet besetzen wird, dann dort eine Volksabstimmung macht und diese dann nach Russland eingliedert. 2. Der Krieg ist ihnen sehr sehr unangenehm, die Ukrainer werden ja in Russland von vielen einfach als Russen (Klein-Russen) usw gesehen und als Brudervolk dem man eigentlich näher stehen sollte als jedem anderen. Nach Ansicht meiner Bekannten hat der Westen über irgendeine sinistre Verschwörung hier zwei Brudervölker in einen Krieg hinein getrieben, wie der Westen das aber geschafft haben soll konnten sie mir auch nicht erklären. Die haben halt irgendwie das diffuse dumpfe Gefühl dass da etwas nicht stimmt und suchen nun krampfhaft eine Erklärung dafür. 3. Genau so glauben sie, dass in der Ukraine nicht die Ukrainer als Volk, sondern irgendwelche Nazis und NATO Söldner kämpfen und dass dort westliche Spezialeinheiten operieren um Russland bluten zu lassen.
An dieser Stelle ein kurzer Einschub: ich hab primär einfach nur zugehört weil ich keinen Streit wollte und weil mir der Einblick in diese Gedankenwelten und Sichtweisten wichtiger war. Alles was ich da hörte zeigt klar auf, wie stark die Propaganda da einwirkt und wie weit weg die gedanklich von allem sind was wir so dazu denken.
4. Ist man sehr empört über die westlichen Waffenlieferungen. Das wurde explizit als Casus Bellli bezeichnet, und dass der Westen damit im Endeffekt Russland den Krieg erklärt. Es wurde sinngemäß so argumentiert, dass der Westen es ausnützt dass Russland schwach ist und den Westen nicht im offenen konventionellen Krieg besiegen kann und de facto Krieg gegen Russland führt ohne dass Russland etwas dagegen tun kann. Dafür will man sich sobald wie möglich rächen bzw. dass werde noch drastischste extremste Konsequenzen für den Westen haben, dass er Schuld daran hat dass nun sinnlos slawisches Blut vergossen wird.
Faszinierende Gedankenwelten, und es zeigt meiner Meinung nach auf dass wir hier einem wesentlich größeren Problem gegenüberstehen, den es ist mein rein persönlicher Eindruck, dass sogar Teile der russischen Führung angefangen haben ihre eigene Propaganda und ihre eigenen Lügenmärchen zu glauben. Ich hoffe sehr dass ich mich in diesem Punkt täusche, aber sollte dem so sein, dann wäre die Lage in Wahrheit fatal. Den wie geht man mit einem Gegner um, der in einer völlig anderen (selbstkonstruierten) Realität agiert, weshalb man überhaupt gar keinen Zugang mehr zu ihm findet ?!