Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Russland vs. Ukraine
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@Quintus
Zitat:Schneemann:

Das folgende passt auch ganz gut zu unserem aktuellen Diskussionsthema und wird dir gefallen: [...]

Der Grund für das massive Absinken der Zahlen ist, dass schwere Kampfpanzer einfach derart teuer und aufwendig geworden sind, dass man dafür erhebliche Mittel aufwenden muss und sie erhebliche Teile der Truppe binden. Es ist den meisten ja gar nicht klar wie aufwendig der Einsatz allein eines Kampfpanzer-Bataillons geworden ist und was das für einen Rattenschwanz an Aufwand hinter sich herzieht, bis ein Gros aller Soldaten nur noch dem Einsatz dieser Einheit dient, die selbst nur noch eine Minderheit der Soldaten selbst hat.

Viele kleinere Armeen können sich ernsthafte moderne Kampfpanzer einfach gar nicht mehr leisten und veraltete Systeme hier vorzuhalten bringt wenig bis nichts (siehe türkische Leopard in Syrien) - und selbst wirtschaftliche und/oder technologisch starke Länder haben zunehmend Schwierigkeiten damit (siehe Armata).
Naja, ich stelle mich nun nicht hin und sage "Hab's doch gesagt!", sondern überlege, ob ich mich nicht verschätzt habe hinsichtlich meiner Zeitprognose. Dass das Schlammproblem besteht, lasse ich mal außen vor. Auch der Sachverhalt, den du nanntest hinsichtlich der Konzentration der Gefechte auf die Hauptverkehrsachsen (was ich auch so sehe), bleibt davon unberührt. Mir geht es darum, dass ich sagte, man müsse in 3-4 Wochen mit dem Tauwetter rechnen. Ich fürchte, und ich habe gerade mitten im Februar 14 Grad bei mir auf der Veranda, dass es schon in 1-2 Wochen soweit sein könnte, dass die Wege grundlos werden. Und wenn ich nun die US-Warnungen mir anschaue und diese Schießereien im Donbass, dann könnte es sogar sein, dass es in den nächsten Tagen zu einem Angriff kommt.

Bzgl. der Panzer: Das fiel mir auch schon auf. Ich sehe auf den Bildern, soweit es erkennbar ist, aufgerüstete T-90 oder gar T-72. Aber interessanterweise keine T-80. Ich weiß leider nicht mehr wo, aber ich hatte mal gelesen, dass der T-80 (obwohl im Westen gefürchtet) bei den Russen gar nicht so beliebt war, v. a. seine Turbine soll arg wartungsintensiv gewesen sein, musste im Winter ständig laufen gelassen werden, war schwer zu starten und generell soll der Panzer ein Spritfresser, störanfällig und "unwohnlich" gewesen sein, was viele russische Tankisten bewogen haben soll, sogar ältere T-72-Modelle vorzuziehen. Und vom viel gerühmten Armata hört und sieht man in letzter Zeit so gut wie nichts...

Schneemann
Tatsächlich hat die Tauphase in Teilen der Ukraine schon angefangen und bereits in einer Woche dürfte dort der allgemeine Schlamm ausbrechen.

Vielleicht solltest du umdenken und Russland lässt das ganze einfach noch einen weiteren Monat so weiter laufen und der Angriff folgt dann nach der Schlammphase. So hätte man mehr Zeit für einen weiteren Truppenaufbau, mehr Zeit um die ständige Aufmerksamkeit abzubauen, mehr Zeit für Verhandlungen und so kann man auch tun als hätte man alles versucht.

Man sitzt die Schlammphase einfach aus und greift unmittelbar in deren Ende hinein an.
(18.02.2022, 14:20)Schneemann schrieb: [ -> ]Bzgl. der Panzer: Das fiel mir auch schon auf. Ich sehe auf den Bildern, soweit es erkennbar ist, aufgerüstete T-90 oder gar T-72. Aber interessanterweise keine T-80. Ich weiß leider nicht mehr wo, aber ich hatte mal gelesen, dass der T-80 (obwohl im Westen gefürchtet) bei den Russen gar nicht so beliebt war, v. a. seine Turbine soll arg wartungsintensiv gewesen sein, musste im Winter ständig laufen gelassen werden, war schwer zu starten und generell soll der Panzer ein Spritfresser, störanfällig und "unwohnlich" gewesen sein, was viele russische Tankisten bewogen haben soll, sogar ältere T-72-Modelle vorzuziehen. Und vom viel gerühmten Armata hört und sieht man in letzter Zeit so gut wie nichts...

Schneemann

Für schwieriges Gelände wäre der T-80 mit Gasturbine eigentlich ideal. Würde mich wundern wenn noch keine vor Ort sind. Im Tschetschenienkrieg haben die Panzer allerdings regelrecht "aufs Dach" bekommen, was sie zusätzlich unbeliebter machte. Inzwischen dürften aber erweiterte Panzerungen nachgerüstet sein. Gebaut wird der T-80 ja sowieso schon ewig nicht mehr.
Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist ein nicht unerheblicher Teil der T-80 für den Einsatz unter arktischen Bedingungen modernisiert und im Fernen Osten sowie im Norden stationiert worden, da die Gasturbine weniger Kälteanfällig ist als die Dieselmotoren. In den genannten Regionen wird der Panzer meines Wissens sogar von Küstenschutzeinheiten der Marine genutzt. Da der Bestand insgesamt (im Vergleich zum T-72) eh nicht besonders hoch ist, und im Zweifel der T-90 eine höhere Priorität genießt, würde es mich nicht wundern, wenn tatsächlich keine oder wenig T-80 an der ukrainischen Grenze zu finden wären.
Die Ukraine hat welche.
Ja, etwa 20 beim Heer und 30 bei der Marineinfanterie. Ich meinte aber russische T-80, das sollte aus dem Kontext klar sein. Wink
(18.02.2022, 19:03)Helios schrieb: [ -> ]Ja, etwa 20 beim Heer und 30 bei der Marineinfanterie. Ich meinte aber russische T-80, das sollte aus dem Kontext klar sein. Wink

Mir war so als wenn die Ukrainischen normale Dieselmotoren hätten. Kann mich aber auch irren.
(18.02.2022, 19:48)lime schrieb: [ -> ]Mir war so als wenn die Ukrainischen normale Dieselmotoren hätten. Kann mich aber auch irren.

Die pakistanischen T-80 sind meines Wissens noch mit Dieselmotor ausgestattet, die in Russland und der Ukraine aktiven Varianten des Typs besitzen alle eine Gasturbine. Depotware lasse ich da mal außen vor. Der Hauptkampfpanzer der Ukrainer ist aber der T-64, der wird von einem Dieselmotor angetrieben (dessen Fehleranfälligkeit ja letztlich zur Entwicklung des T-80 geführt hat).
@Helios
Zitat: [...] da die Gasturbine weniger Kälteanfällig ist als die Dieselmotoren. [...]
So weit ich es in Erinnerung habe, war es aber anders herum: Gerade weil im Winter die Gasturbine nicht überzeugte - man musste sie fast immer laufen lassen, da es schwierig war, sie wieder zu starten, wenn sie bei Minusgraden einmal ausgeschaltet worden war -, und auch sie generell sehr wartungsintensiv war, hat man entweder die Umrüstungen vorgenommen (was ich so nicht parat hatte) bzw. zog andere Modelle, auch ältere wie den T-72, mit Dieselmotoren vor. Leider kann ich aber nicht mehr genau sagen, wo ich das irgendwann vor ein paar Jahren mal gelesen hatte, ich glaube aber, es war in einem Militär-Magazin, insofern ist es etwas spekulativ von mir.

Aktuell scheinen die Gefechte im Donbass besorgniserregend zuzunehmen. Zudem behauptet die ukrainische Seite, dass sich Wagner-Söldner auf dem Gebiet der Ukraine aufhalten, ggf. um einen Vorfall zu inszenieren...
Zitat:Ukrainian soldiers "ready for any scenario" as mortar shells explode near front line, interior minister says

A CNN team and other journalists accompanying Ukraine’s interior minister on a tour of the front lines in eastern Ukraine came under mortar fire Saturday. [...] Interior Minister Denys Monastyrskiy sought cover as several mortar rounds landed nearby. Shortly after the shelling, he gave interviews to international media in Novoluhanske. About a dozen mortar rounds landed within a few hundred meters of the group. [...]

At a news conference later in Kramatorsk, Monastyrskiy was asked by CNN what role Ukraine believed that Russian military advisers were playing in the fighting in the eastern part of the country. "We have information about the advance of the Russian army along our territory," he said. "There is also information that certain units of the Wagner PMC have entered our territory. The purpose of the stay is to organize sabotage in our territory."
https://edition.cnn.com/europe/live-news...c4e4a6df56

Ferner:
Zitat:Die russische Luftwaffe ist bereit für den grossen Schlag gegen die Ukraine

Bei einem Angriff auf die Ukraine käme den Helikoptern und Flugzeugen der russischen Streitkräfte eine wichtige Rolle zu. Satellitenbilder zeigen, dass sie in ihren Startpositionen sind. [...] Beim russischen Aufmarsch gegen die Ukraine konzentrierte sich die Aufmerksamkeit in den letzten Wochen stark auf die Landstreitkräfte. Doch der Luftwaffe kämen bei einem Angriff wichtige Rollen zu: Wenn Russland die Lufthoheit über dem Nachbarstaat erobert, können sich seine Bodentruppen viel freier bewegen. [...]

Auf der Luftwaffenbasis in Millerowo herrscht ein ziemliches Gedränge. Neben Helikoptern stehen zahlreiche Suchoi-Su-25-Flugzeuge eng beieinander. Diese Jets sind auf den Erdkampf spezialisiert, sie unterstützen Einheiten am Boden und geben ihnen Deckung aus der Luft – genau das, was es braucht bei einer Bodeninvasion. [...]

Rund fünf Fahrstunden nordwestlich von Millerowo liegt Waluiki. Auch von Waluiki sind es in Luftlinie nur rund 20 Kilometer zur ukrainischen Grenze, also wenige Flugminuten. Dort waren am 15. Februar auf freiem Feld Helikopter zu sehen. Da Helikopter regelmässig gewartet werden müssen, ist es aufwendig, sie über längere Zeit auf einem improvisierten Flugfeld einsatzbereit zu halten. Dies deutet auf einen baldigen Einsatz hin – der natürlich auch eine Übung sein kann. [...]

Die Krim, die Russland 2014 völkerrechtswidrig annektiert hat, dient auch als Aufmarschgebiet. Am 18. Februar waren am Südende des Donuslaw-Sees auf Satellitenbildern Helikopterstaffeln zu sehen. Es sind einerseits Kampfhelikopter, andererseits auch Modelle, die zum Transport und zur logistischen Unterstützung von Bodentruppen zum Einsatz kommen. Insgesamt befinden sich gegenwärtig mehr als 70 Helikopter dort, 60 davon wurden Anfang Woche erstmals auf Satellitenbildern entdeckt.
https://www.nzz.ch/international/ukraine...ld.1669860

Schneemann
Dieselmotoren benötigen bei scharfen Minusgraden teilweise mehr als eine halbe Stunde bis sie richtig laufen und man loslegen kann (man muss entsprechend vorheizen). Eine Gasturbine kriegt man auch bei hohen Minustemperaturen in unter 1 Minute an.

Spezifisch zum T-80:

https://www.weaponews.com/de/weapons/111...hanik.html

Und aus genau diesem Grund sind die meisten T-80 so weit nördlich bzw. nordöstlich stationiert, weil sie dort am meisten Sinn machen.
Israel scheint ukrainische Juden zur Einwanderung nach Israel animieren zu wollen

Zitat:HILFE Aus Israel komme leider nicht sehr viel Hilfe, sagt Bleich. Stattdessen spreche Jerusalem angeblich lieber Angriffe in Syrien mit Moskau ab. »Ich denke, das liegt daran, dass die Regierung sehr unkoordiniert und ohne richtige Führung ist.« Sie sei unerfahren und handle seiner Meinung nach nicht besonders schlau.

Ukrainische Juden, die derzeit nach Israel reisten, würden nachdrücklich gefragt, warum sie denn nicht Alija machten, also nach Israel einwandern. Sie würden laut Bleich regelrecht unter Druck gesetzt. Israel gehe es nur um seine eigenen Bürger und um die Alija. Er kenne nicht viele Gemeindemitglieder in Kiew, die derzeit wirklich Alija machen wollten.

Von westeuropäischen Juden, ihren humanitären Organisationen und jüdischen Gemeinden bekämen sie hingegen eine Menge Unterstützung – in Form von Nahrungsmittellieferungen oder anderen humanitären Hilfen. »Menschen aus jüdischen Gemeinden in der Slowakei, Italien oder Großbritannien rufen uns an und fragen, was wir brauchen.«

https://www.juedische-allgemeine.de/jued...rangstigt/
@Schneemann
Diesel sind Selbstzünder, ohne Vorglühen geht da gar nichts. Das bekommt man bei modernen Fahrzeugen zwar nur noch selten mit, aber wir haben hier halt auch sehr selten wirklich niedrige Temperaturen. Gasturbinen funktionieren wie Benziner, werden mit Zündkerzen gezündet, die Kaltstartfähigkeit hängt also nur vom Material ab. Prinzipbedingt haben Gasturbinen dementsprechend sehr viel weniger Probleme mit niedrigen Temperaturen. Natürlich kann das dann im Anwendungsfall anders sein (das liegt dann nicht am Prinzip, sondern der Ausführung), aber da die T-80 wie von mir beschrieben bei den russischen Streitkräften explizit "in der Kälte" stationiert sind, weil sie dort bessere Leistungen erzielen, scheint die Ausführung gelungen zu sein. Vielleicht erst nach Modifikationen, das mag sein, da müsste ich mich erst schlau machen.
Macron und Putin wollen angeblich eine Waffenruhe erzielen:

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022...gle.com%2F

Es war im Zuge der ganzen Treffen und Gespräche in der letzten Zeit auch mein Eindruck, dass Macron insgesamt am erfolgreichsten war. Nach dem sehr langen Gespräch mit Macron wirkte Putin tatsächlich mal vorübergehend ernsthafter und ernsthaft besorgt.

Sollte Macron tatsächlich die Situation wie sie real ist der russischen Führung näher gebracht haben, wäre damit viel erreicht, da mein rein persönlicher Eindruck ist, dass die russische Führung die Realität nicht mehr vollständig richtig wahrnimmt. Aus solche Informations-defiziten und Assymetrien heraus ist ein Krieg umso wahrscheinlicher.

Sollte Macron es tatsächlich schaffen die Russen zu weiteren Verhandlungen zu bringen (woran ich nicht glaube), wäre das eine tatsächlich bemerkenswerte Leistung !
Die Ukrainer erklären derweilen, dass Deutschland sie verraten hat:

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022...-news-live

Fairerweise muss man einräumen, dass wir bis jetzt noch nicht einmal die lächerlichen 5000 Helme geliefert haben. Das ist schon abstrus.


Derweilen setzen die USA ihre ziemlich genuine Strategie des sofortigen Herausposaunens tatsächlicher oder angeblicher Geheimdienstinformationen im Umgang mit dem Problem fort:

https://www.fr.de/politik/ukraine-krise-...60188.html

Zitat:+++ 22.47 Uhr+++: Der US-Regierung liegen Medienberichten zufolge Geheimdienstinformationen vor, wonach Moskau seinem Militär an der Grenze zur Ukraine den Befehl gegeben haben soll, mit Einmarschplänen fortzufahren.

Die Geheimdienstinformationen sollen auch zeigen, dass 40 bis 50 Prozent der mehr als 150.000 russischen Soldatinnen und Soldaten an der ukrainischen Grenze sich in Kampfformation begeben hätten.

Ergänzend:

https://www.welt.de/politik/ausland/arti...teilt.html

Zitat:Die Zahl der Explosionen in der Ost-Ukraine nimmt nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stetig zu. Am Freitag habe es mehr als 1400 Detonationen nach 654 einen Tag zuvor gegeben, teilten Beobachter der OSZE mit. Außerdem habe es mehr als 1500 Verletzungen des Waffenstillstands gegeben nach 870 am Tag zuvor. Laut einem Diplomaten wurden am Samstag sogar fast 2000 Explosionen gezählt.

Heute sollen es laut russischen Quellen die wir hier nicht vernetzen bereits über 3000 sein.