Es ist ja nicht so, dass alle von Kugeln getroffenen (also Verletzte
plus Tote) nur eine Schußverletzung haben. Und nicht jeder mit einer Schußverletzung ist Tot. Von den durch Kugeln getöteten (!) hatten aber knapp über 80 % nur eine Kugel abbekommen.
Beide Seiten verwenden in der Nahdistanz (!) überwiegend Einzelfeuer. Das hat nicht nur mit früherer sowjetischer Doktrin zu tun, sondern ergibt sich an der Front schlicht und einfach auch aus der Notwendigkeit die Munition sparsam einzusetzen, mangelnder Versorgung und dass die Gefechte ohne Munitionsnachschub sich teilweise ordentlich lang ziehen.
Entsprechend feuert man auf kürzeste Distanzen oft nur einzelne Schüsse. Gerade auf diese Distanzen aber entstehen die tödlichen Verletzungen, weil auf diese kurze Entfernung auch getroffen wird. Während Feuer über "weitere" Distanzen sehr oft nicht trifft. Mit weitere Distanzen meine ich hier schon 30 m oder 50 m oder dergleichen.
Entsprechend entsteht die Mehrheit dieser tödlichen Verletzungen durch Kugeln auf sehr kurze Distanzen. Man könnte also genau so schreiben, dass um die 80% der Erschossenen auf unter 30 m getötet wurden.
Warum aber auf kürzeste Distanz nur eine Kugel und nicht mehrere hintereinander ? Der Grund liegt darin, dass die Wirkung meist schon mit einem Schuss ausreichend ist, also bereits eine Kugel Mannstoppwirkung erzielt. Die Getroffenen sind dem folgend also keineswegs bereits auf der Stelle tot, aber kampfunfähig.
Die schlechte medizinische Versorgung und die teilweise über längere Zeiträume gehende Unmöglichkeit Verletzte abzutransportieren und teilweise auch die Unwilligkeit der Ukrainer verletzte Russen zu versorgen oder die Unmöglichkeit diese zu versorgen weil der Kampf noch andauert, führen dann dazu, dass diese Schussverletzungen die andernfalls keineswegs tödlich sein müssten dann entsprechend tödlich werden.
Noch ein Aspekt über den wenig bis nicht berichtet wird sind "verirrte" Kugeln, und Querschläger etc. Gar nicht wenige Treffer werden durch Querschläger angerichtet, teilweise intentional im OHK so gewirkt, dass Querschläger entstehen welche dann die Wände entlang pfeifen.
Daraus kann man aber noch etwas anderes ableiten. Zum einen, dass es dort viel mehr Nahkämpfe gibt als dies gemeinhin wahrgenommen wird und diese für den Kampf Infanterie vs Infanterie dominierend sind. Desweiteren dass Infanterie dort eine größere Rolle spielt als man gemeinhin wahrnimmt, denn ansonsten wäre der Anteil der tödlichen Verletzungen durch nur eine Kugel nicht so hoch. Der Kampf ist also von der Artillerie dominiert, aber nach dieser dominiert Infanterie das Geschehen und nicht mechanisierte Einheiten.
Man sollte sich zudem davor hüten, allzuviel davon für einen Krieg der NATO gegen die Russen ableiten zu wollen.
Zitat:Persönlich finde ich es bemerkenswert, dass man oft selbst in Fachzeitschriften in Artikeln, die sich mit den Lehren aus diesem Krieg beschäftigen, nichts von der ersten und wichtigsten Lektion liest: Dass dieser Krieg vor allem bestätigt, was man längst wusste. Artillerie, Artillerie, Artillerie.
Kann deine Wahrnehmung hier diesbezüglich nicht so nachvollziehen. In zu vielen Artikeln wird fortwährend die Artillerie regelrecht überhöht, gerade eben weil sie diesen Krieg so extrem dominiert.
Die Lehre daraus sollte aber nicht sein, dass man selbst das eigene Artilleriefeuer verstärkt, sondern dass man vor allem anderen die Befähigung zur Konterartillerie und insbesondere die Luftwaffe massiv verstärkt. Im Krieg macht es gerade eben keinen Sinn, Stärke gegen Stärke zu setzen, und gerade weil Russland im Bereich Artillerie so stark ist, macht es keinen Sinn auf das gleiche zu setzen. Die Ukrainer tun dies auch nur deshalb, weil sie keine anderen Möglichkeiten haben. Wir aber hätten diese.