(08.10.2024, 23:00)alphall31 schrieb: [ -> ]Die Ukraine ist doch seit 30 Jahren eine Demokratie.
Dem Namen nach ist auch Russland eine Demokratie. Gegenwärtig ist die Ukraine demokratischen Idealen wesentlich näher als Russland, aber das heißt nicht, dass es nicht noch viel zu verbessern gäbe. Jahrelange Reformen stehen den Ukrainern bevor, ehe sie in die EU aufgenommen werden könnten.
(08.10.2024, 23:00)alphall31 schrieb: [ -> ]Das man für wirtschaftlichen Aufschwung keine Demokratie braucht gibt es wohl genug Beispiele.
Bedenke bitte, dass ich von allgemeinem Wohlstand sprach. Ein Land mag auf dem Papier reich sein, aber das sagt wenig über die hier diskutierte Frage aus, wie es der Bevölkerung wirtschaftlich geht und was sie deswegen bereit ist, zu tun oder zu erdulden. Weiter im Folgenden.
(08.10.2024, 23:00)alphall31 schrieb: [ -> ]Sind die ehemaligen Ostblockstaaten wirklich reicher geworden ?
Ja, sehr sogar. Hier die Entwicklung einiger osteuropäischer Volkswirtschaften nach Bruttonationaleinkommen pro Kopf, mit Russland, Deutschland und der Schweiz als Vergleich.
Das Schema ist überall das Gleiche: Nach 1990 und insbesondere nach 2000 erlebten alle Länder einen starken Wohlstandszuwachs. Man kann das Experiment mit allen anderen Ländern wiederholen, es kommt immer das gleiche Ergebnis heraus, ausgenommen Moldau.
(08.10.2024, 23:00)alphall31 schrieb: [ -> ]Nichts Gegenden Wohlstand in dem wir in großen Teilen Europas leben, aber der hat nichts mit Demokratie zu tun.
Doch, das tut es. Wenn Du nicht Statistiken wälzen willst, empfehle ich das Buch 'Aufklärung jetzt' von Steven Pinker, der das Thema ausführlich und dennoch leicht verdaulich behandelt.
Stark vereinfachend: Wirtschaftswachstum braucht Investment.
Investoren sind aber weniger bereit, Geld in Deinem Land zu investieren, wenn sie fürchten müssen, dass irgendein korrupter Richter daherkommt und sie mit fadenscheinigen Begründungen enteignet.
Oder, dass ihre Abmachungen mit Dir in zwei Monaten wertlos werden, weil irgendein Offizier gegen Dich putscht. Deswegen braucht Wirtschaftswachstum auch Rechtssicherheit und politische Stabilität.
Ersteres garantieren nur Demokratien, weil nur dort halbwegs transparent und vorhersehbar Gesetze erlassen werden und nur dort die Gerichte unabhängig sind. Letzteres garantieren fast nur Demokratien.
Einige wenige autoritäre Staaten (wie eben Russland) mit selten wechselnden Regierungen können zumindest Stabilität ebenfalls garantieren. Doch haben diese Staaten alle eine Gemeinsamkeit: Öl und Gas.
Die Achillesferse der reichen Staaten.
Ausländische Investitionen in Ländern wie Russland oder Saudi-Arabien beschränken sich in der Sache oder im Ziel darauf, die Versorgung mit Rohstoffen sicherzustellen. Das ist aber keine stabile Wirtschaftsgrundlage. Warum wohl war Russland so darauf bedacht, Westeuropa an russische Gasexporte zu binden? Weil es nichts anderes hat. Niemand kauft russische Autos, Computer und Medikamente.
(08.10.2024, 23:17)lime schrieb: [ -> ]Die Einkommensschere ist nicht unbedingt aussagekräftig. Zum Beispiel stehen Weißrußland, Moldau und Algerien wesentlich besser da als Deutschland während die USA und China signifikant schlechtere Werte als Rußland aufweisen.
Freilich, deswegen der Hinweis auf die Größe der Volkswirtschaft, die alleine ebenso wenig aussagekräftig ist. In der Kombination ist sie es aber.
Die Einkommensschere an sich sagt natürlich nicht alles aus, das sollte offensichtlich sein. Ein Land wie Moldau mag egalitärer sein als Deutschland, das nützt aber nichts, wenn alle gleich wenig haben.