Zu Verlusten:
Der britischen Regierung zufolge haben die Verluste der russischen Armee einen neuen Höchststand erreicht. Im Monat September seien täglich über 1.270 Gefallene und Verwundete gezählt worden. Der Anstieg sei auf die Kursk-Offensive und die Intensität der Kämpfe u.a. in Charkiw zurückzuführen. Trotz des einsetzenden Winters sei mit einem Sinken der Verluste unter 1.000 pro Tag nicht zu rechnen, da die Russen kaum Bewegungskrieg führten, der auf bessere Witterungsbedingungen angewiesen sei. (
Quelle)
Luftkrieg:
Ein ukrainischer Drohnen-Angriff auf ein Treibstoffdepot auf Feodossija auf der Krim hat zu einem Großbrand geführt. (
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Zur innenpolitischen Lage Russlands:
Der auf ukrainischer Seite kämpfende russische Menschenrechtsaktivist Ildar Dadin ist vorgestern in Charkiw im Kampf gefallen. Dies gab der Journalist Illia Ponomarenko auf Twitter bekannt. Er wurde 42 Jahre alt. (
Quelle) Dadin war zwischen 2011 und 2023 wegen Regierungskritik und friedlicher Protestaktionen gegen minderheitenfeindliche Gesetze insgesamt 15 Monate in Einzelhaft. In Russland wurde seinetwegen ein als "Dadin-Schema" bezeichnetes Gesetz verabschiedet, das wiederholte politische Protestkundgebungen unter Strafe stellt, auch wenn dabei keine Straftaten begangen werden. 2017 erhielt er für sein Engagement den Boris-Nemzow-Preis für Menschenrechte. Zuletzt war Dadin wegen des Organisierens von Mahnwachen gegen den Ukraine-Krieg inhaftiert. Nach seiner Freilassung 2023 schloss er sich dem Sibirischen Bataillon an.
Mögliches Kriegsverbrechen:
Laut einer dringenden Warnung der Stadtverwaltung an die Einwohner hat die russische Armee Cherson heute mit Raketen beschossen, die als Submunition sogenannte Schmetterlingsminen enthält. Diese von der Ottawa-Konvention geächteten Antipersonenminen haben Flügel und segeln wie Ahornsamen zu Boden. Da sie von Kindern oft für Spielzeug gehalten werden, gelten sie als besonders gefährlich. (
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Kriegsverbrechen:
Erneut sind drei ukrainische Kriegsgefangene von russischen Soldaten ermordet worden. (
Quelle) Ironischerweise konnte ein Täter später gefangen genommen und anhand von Drohnen-Aufnahmen identifiziert werden; ihn erwartet nun eine Anklage. Im Verhör erklärte der Soldat vor laufender Kamera, dass es in der russischen Armee gang und gäbe sei, Untergebene wegen Dienstvergehen zu erschießen. (
Quelle) Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft meldet, dass in bisher 93 Fällen ukrainische Kriegsgefangene ermordet worden seien. (
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Kriegsverbrechen, part deux:
Ukrainischen Psychologen zufolge werden männliche Kriegsgefangene in großer Zahl Opfer sexueller Gewalt durch russische Militärangehörige. Laut einer Recherche des 'Kyiv Independent' berichten bis zu 80% der Rückkehrer von sexuellen Nötigungen und gezielter Gewalt gegen die Genitalien. Die Zeitung moniert, dass Staat und Gesellschaft das Problem ignorierten, die Hilfsangebote seien absolut unzureichend. (
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(07.10.2024, 20:07)Kongo Erich schrieb: [ -> ]Putin hat also mit seiner Invasion erreicht, dass sich die durchaus heterogene Ukraine zumindest sprachlich als eigenständige Nation konsolidiert.
Putin hat in vieler Hinsicht das Gegenteil seiner Ziele erreicht. Aus diesem Grund, und nicht etwa wegen irgendwelcher Drohungen mit dem roten Knopf, halte ich ihn für gefährlich und durchaus dazu in der Lage, Entscheidungen zu treffen, die westlichen Beobachtern als undenkbar, weil für Russland kontraproduktiv erscheinen.
Hätte Putin 2021/2022 die Füße still gehalten und den status quo gewahrt, er hätte auf kurz oder lang alles bekommen, was er wollte. Vor dem 24.02.22 hatte die Ukraine keine Chance, jemals in NATO oder EU aufgenommen zu werden, niemand hätte sich diese strategische Hypothek ans Bein gebunden.
Die Ukraine hätte sich niemals innenpolitisch konsolidiert, auf Selenskyj hätte leicht der nächste pro-russische Oligarchen-Protegé folgen können.
Die USA hätten sich von Europa ab- und dem Pazifik zugewandt, wie schon lange beabsichtigt.
Finnland und Schweden hätten niemals ihre Neutralität aufgegeben.
Deutschland wäre weiterhin verlässlicher Partner und großer Absatzmarkt für russische Exporte gewesen.
Falken wie die Polen wären in der EU isoliert geblieben.
Die Entscheidung zur Invasion war dermaßen dumm, dass nicht einmal die geschönten FSB-Berichte, die Putin versichert haben sollen, die Russen würden als Befreier begrüßt werden, einen alten Fuchs wie ihn dazu hätten verleiten dürfen, den Befehl zum Angriff zu geben.