@triangolum
Zitat:Die Junta in Kiew begann diesen Krieg.
Eine "Junta", die normal ins Amt gewählt wurde, wohlgemerkt. Ich habe sicher arge Bedenken gegen manche Partei dort, aber gewählt wurde die jetzige Regierung trotzdem. Von einer "Junta", also einem Militärregime, kann man also nicht wirklich reden. Da es in Kiew, bei allem Durcheinander und bei allen Korruptionsproblemen, aber sogar immerhin noch etwas demokratischer zugeht als in Moskau, wäre die Frage allerdings, als was du denn dann Putins Regierung bezeichnest/bezeichnen würdest, wenn du die Kiewer Regierung schon als Junta ansiehst.
Zitat:Sie brach die erste Feuerpause, sie Startete den zweiten Krieg, den dritten und bereitet den vierten nun wieder vor. Das die Voljswehren, zusammen mit Hilfe aus Russland nicht Tatenlos sein werden sollte doch klar sein.
Man sollte sich vielleicht erinnern, dass unmittelbar nach der Wahl der neuen ukrainischen Regierung russische (reguläre) Kommandos völkerrechtswirdig die Krim besetzten und abriegelten, bevor sich überhaupt irgendein ukrainischer Soldat bewegt hatte. Das hat in Kiew zu einer Mischung aus Zorn und Panik geführt. In die aufkeimenden Separatistengebiete im Donbass wurden aber dennoch nach den ersten Gesetzlosigkeiten und Schießereien dort zuerst nur Polizeieinheiten geschickt; nachdem diese aber ziemlich blutige Nasen sich geholt hatten, rückten ukrainische Soldaten an. Und als diese dann die Oberhand zu gewinnen drohten, erschienen plötzlich Kampfpanzer und Werfer russischer Provenienz bei den Separatisten. Es ist also schwer, hier einer Seite alleine die Schuld zuzuschieben, indessen hat aber Russland zu Beginn den Konflikt mit der Krim-Besetzung in eine gefährliche Richtung der Eskalation gedrückt (und wir hatten hier auch schon im Forum darüber spekuliert, dass diese Vorgehensweise Moskau "später auf die Füße fallen könnte").
Zitat:Schon allein weil die Interessen des Auslandes es so verlangen. Die Ukraine ist nur Mittel zum Zweck um Russland weiter zu isolieren und die eigenen NATO Pläne so wie Wirtschaftsinteressen umzusetzen.
Interessant finde ich hier immer die Betonungen: Die russische Perspektive sieht in der Regel nur das "bedrängte" Russland und die böse NATO, redet aber quasi kaum oder gar nicht von der eigentlich ja betroffenen Ukraine, so als wenn sie quasi nicht existent wäre. Im Westen redet man indessen eher von der Ukraine, von möglichen Hilfen oder von Russland und seiner aggressiven Politik. D. h. also, dass sich Russland hier vor allem ziemlich um sich selbst dreht, das "Böse" im Ausland verortet und die Ukraine ignoriert. Und genau das spiegelt sich leider auch in deinen Sätzen: In der Ukraine herrscht eine unwichtige Junta (quasi eine "faschistische"
quantité négligeable), Russland ist ist im Recht und die NATO ist ja eh an allem schuld.
Das Problem ist jedoch, dass man mit dieser Sichtweise gar nicht in der Lage sein kann, eine halbwegs tragfähige Kompromiss- bzw. Friedenslösung zu erreichen, da man sich selbst in eine Position verfrachtet hat, die fast gar keine andere Lösung mehr zulässt als eine gewaltsame (wenn man sich nicht völlig blamieren will) und die es verhindert, ja fast unmöglich macht, den anderen Gegenpart irgendwie zu verstehen. Und genau dieses Problem sehe ich auch in der russischen Politik. Nur: Die Geschichte zeigt oft genug, dass genau solche Denkweisen dem Land, von dem sie ausgehen, am meisten schaden.
Insofern: Ich hoffe auf ein stabiles und verläßliches Russland - auch im Sinne europäischer Politik und Partnerschaft -, befürchte aber, dass Putins Politik das Land selbst in eine Sackgasse der nationalistischen Kurzsichtigkeit und von Eitelkeiten und Desinformation geprägten Intoleranz führt - und diese wird langfristig evtl. mehr zu Instabilität und Problemen in Russland selbst beitragen als zu einer Lösung.
Schneemann.