18.09.2024, 05:55
Zitat:Solange der Konflikt in der Ukraine brennt, ist die NATO mit sich selbst und den Russen beschäftigt. Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass global gesehen vor allem die NATO Länder hier eine russlandfeindliche Position vertreten, (in)direkt im Krieg mit Russland stehen.Das ist eine nicht zutreffende Einschätzung, zumal sie Ursache und Wirkung vermischt. Vor dem Ukrainekrieg war es der NATO recht egal, was Russland eigentlich macht (was ein Fehler gewesen sein dürfte); die Europäer waren mit sich selbst beschäftigt, die EU hatte ihre Diskussionen bis hin zum Brexit, waren sich alles andere als einig und wichen höheren Rüstungsaufwendungen sowieso aus wie der Teufel dem Weihwasser, während die USA vor allem China im Blick hatten und deswegen auf die Europäer, auch die Deutschen, Druck machten zu mehr Eigenverantwortung.
Am liebsten wäre es den Westmächten gewesen, wenn Russland sich einfach nur mal um sich selbst kümmert und meinetwegen noch im Kaukasus und in Zentralasien ein weiteres Hochkommen des Islamismus verhindert. Und gerade auch die Deutschen, und einige andere Europäer auch, wollten v. a. Ruhe und eben vermeintlich billiges Gas aus Russland beziehen. Dass in Moskau aber größenwahnsinnige oder sowjetophile Paranoiker zunehmend am Werk sind, die schon vor Jahren es zum Ziel erklärt hatten, einen hybriden Krieg gegen den Westen führen zu müssen/wollen, hat man ignoriert oder kleingeredet. Passte auch nicht ins Bild.
Dank dem Ukrainekrieg sind die Reihen des Westens aber nun recht eng geschlossen worden - und zudem sind die Finnen und Schweden nun auch in NATO, etwas, das man vor drei Jahren nicht hätte annehmen können.
Zitat:Die deutsche Kriegsführung während des WKII war eher so angelegt, dass die Barbareien an bestimmte Orte (KZs) "ausgelagert" wurden, weil das die Gesamtheit des Militärs ansonsten nicht ausgehalten hätte.Es wurde mitnichten ausgelagert. Die Gesamtheit der Wehrmacht und auch der Wehrmachtführung war spätestens nach dem Polenkrieg, der ein Warnzeichen hätte sein müssen, recht gut im Bilde, was im Osten passieren würde und dann auch in der Sowjetunion passierte. Es gab zwar einige wenige Proteste, man denke an General Blaskowitz, aber ansonsten unterstützte man die Gräuel, wenn man es für nötig hielt oder man Anfragen erhielt. Und den Wehrmachtsoldaten, die von der Ostfront auf Heimaturlaub geschickt wurden, wurde aufgetragen, dass sie daheim nicht über das reden sollten, was sie gesehen hatten, weil die Heimatfront es nicht ausgehalten hätte, zumal das RSHA u. a. befürchteten, dass das die Moral zuhause erschüttern könnte. Natürlich haben dennoch genügend Soldaten auch erzählt, was sie gesehen haben - oder sie haben lieber geschwiegen...
Schneemann