21.08.2024, 08:32
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Der ukrainische Oberkommandierende Syrskyj hat erstmals die Öffentlichkeit umfassend gebrieft. Die Karte ist von einem Slide abfotografiert und zeigt die Lage vor zwei Tagen aus ukrainischer Sicht. Die Qualität ist nicht besonders gut, deswegen habe ich Sudscha und Korenewo als Anhaltspunkte eingezeichnet. Die blauen Rechtecke zeigen natürlich ukrainische Einheiten, die roten Rauten russische.
Man muss hinzufügen: Diese Karte enthält mit Sicherheit veraltete oder bewusst irreführende Informationen. Die Ukrainer wären schwerlich so blöde, die Standorte ihrer Einheiten und Verbände derart offenzulegen.
Laut der 'Neuen Zürcher Zeitung' umfasst der ukrainische Vorstoß etwa 10.000 Soldaten, davon 6.000 in Russland in Kämpfe verwickelt. Die Russen hätten in dem Gebiet nur 5.000 Soldaten. Noch seien keine Kräfte von der Front aus der Ukraine abgezogen worden, doch seien Truppen durch die Offensive gebunden, die in die Ukraine hätten verlegt werden sollen. (Quelle)
Dem widerspricht nun aber der Milblogger 'Romanow Light'. Er meldet einen ukrainischen Vorstoß auf das besetzte Saporischschja, dem zugute komme, dass von dort Truppen zur Verteidigung von Kursk abgezogen worden seien. Die Ukrainer nützten jetzt einfach ihre Gelegenheit. Er schließt mit den Worten: "Gerassimow, pennst du etwa?" (Quelle)
Zum russischen Vorstoß im Donbass:
Anders sieht es nordwestlich von Donetsk aus. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, dass Nju Jork erobert worden sei. (Quelle) Von ukrainischer Seite liegt kein Kommentar vor. Perpetuas Lagekarte vermerkt das Stadtgebiet als russisch kontrolliert bzw. umkämpft.
Zur militärischen Gesamtlage der Ukraine:
In seiner Präsentation äußerte sich Syrskyj auch zur Bedrohung der Ukraine durch russische Luftangriffe und zeigte eine entsprechende Statistik, die Abfangerfolge seit Jahresbeginn und die verursachten Schäden auflistet. Ich habe sie nachstehend übersetzt bzw. zusammengefasst.
Die obere Tabelle schlüsselt die Angriffe nach Datum auf. Interessanter ist die untere. Sie nennt in der ersten Spalte die russische, nordkoreanische oder iranische Bezeichnung des Waffensystems, dahinter folgt die Zahl der insgesamt auf die Ukraine abgefeuerten Waffen dieses Typs, dann die der Abfangerfolge. In der letzten Spalte steht aufgeschlüsselt, wie viele militärische und zivile Objekte jeweils von der Waffenwirkung betroffen waren. Rosa hervorgehobene Waffen bezeichnete Syrskyj im Vortrag als besonders gefährlich bzw. schwierig abzufangen. Zur Verdeutlichung habe ich die Abfangquote auf ganze Zahlen abgerundet ergänzt, da sie interessanterweise nicht immer mit der Einstufung als besonders schwierig abzufangen übereinstimmt. Das weist meines Erachtens deutlich darauf hin, dass hier der Abfangerfolg ausblieb, weil keine Flugabwehrsysteme oder -munition zur Verfügung standen.
Marschflugkörper, subsonisch
²) Seezielflugkörper, gegen See- und Landziele abgefeuert
³) Flugabwehrrakete, gegen Landziele abgefeuert
Die Zahlen verdeutlichen, dass die Ukraine weiterhin Flugabwehrwaffen und -munition dringend benötigt. Außerdem zeigt sich eine massive Diskrepanz zwischen der Zahl der angegriffenen militärischen und der zivilen Ziele. Für ein absichtliches Terrorbombardement spricht auch, dass Waffen mit hoher Marschgeschwindigkeit und geringer Vorwarnzeit überwiegend auf zivile Ziele abgefeuert werden.
Nicht zuletzt zeigt sich, dass Drohnen nach wie vor nicht die größte Sorge sind. Zu bedenken ist hier, dass ein System wie Shahed 136 einen Gefechtskopf von 40 bis 60 kg trägt und leicht abzufangen ist, während bspw. der Kaliber-Flugkörper einen Gefechtskopf von 500 kg hat.
Zu Entwicklungen in Russland, die sich auf den Krieg auswirken können:
Die 'NZZ' analysiert in einem Artikel die russische Wirtschaftslage. Die Zeitung urteilt: "Der neue Glaube an die fortgesetzte Resilienz der russischen Wirtschaft ist so verfehlt wie die ursprüngliche Erwartung eines kurzfristigen Einbruchs." Schon die Umstellung auf Kriegswirtschaft habe einen abrupten Absturz verhindert, doch spreche einiges für einen langfristigen Abwärtstrend, denn: "In der kurzen Frist wird die Wirtschaftsleistung durch die Nachfrageseite bestimmt, in der langen Frist durch die Angebotsseite." Kurzfristig wachse die russische Wirtschaft jetzt, da mehr Geld in die Industrie fließt. Das Wachstum beruht aber nicht auf Konsumgütern und Wohlstand, sondern auf Waffen und Munition.
Die Zeitung betont: "Die aggregierte Wirtschaftsleistung taugt in Kriegszeiten eben nur begrenzt als Wohlstandsindikator." Denn: "Die Verdreifachung der Militärausgaben und der höhere Aufwand für interne Unterdrückung verdrängen öffentliche Ausgaben, die für den Erhalt des Produktionspotenzials unabdingbar wären. Kombiniert man die Zahlen der jüngsten russischen Staatsbudgets mit Inflationsdaten, ergibt sich ein klares Bild: Die Mittel für Bildung, Gesundheit, Infrastrukturentwicklung und dergleichen sind real deutlich am Sinken. Auf diese Weise erodieren die Kriegslasten das Produktionspotenzial der russischen Wirtschaft." (Quelle)
Der ukrainische Oberkommandierende Syrskyj hat erstmals die Öffentlichkeit umfassend gebrieft. Die Karte ist von einem Slide abfotografiert und zeigt die Lage vor zwei Tagen aus ukrainischer Sicht. Die Qualität ist nicht besonders gut, deswegen habe ich Sudscha und Korenewo als Anhaltspunkte eingezeichnet. Die blauen Rechtecke zeigen natürlich ukrainische Einheiten, die roten Rauten russische.
Man muss hinzufügen: Diese Karte enthält mit Sicherheit veraltete oder bewusst irreführende Informationen. Die Ukrainer wären schwerlich so blöde, die Standorte ihrer Einheiten und Verbände derart offenzulegen.
Laut der 'Neuen Zürcher Zeitung' umfasst der ukrainische Vorstoß etwa 10.000 Soldaten, davon 6.000 in Russland in Kämpfe verwickelt. Die Russen hätten in dem Gebiet nur 5.000 Soldaten. Noch seien keine Kräfte von der Front aus der Ukraine abgezogen worden, doch seien Truppen durch die Offensive gebunden, die in die Ukraine hätten verlegt werden sollen. (Quelle)
Dem widerspricht nun aber der Milblogger 'Romanow Light'. Er meldet einen ukrainischen Vorstoß auf das besetzte Saporischschja, dem zugute komme, dass von dort Truppen zur Verteidigung von Kursk abgezogen worden seien. Die Ukrainer nützten jetzt einfach ihre Gelegenheit. Er schließt mit den Worten: "Gerassimow, pennst du etwa?" (Quelle)
Zum russischen Vorstoß im Donbass:
Anders sieht es nordwestlich von Donetsk aus. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, dass Nju Jork erobert worden sei. (Quelle) Von ukrainischer Seite liegt kein Kommentar vor. Perpetuas Lagekarte vermerkt das Stadtgebiet als russisch kontrolliert bzw. umkämpft.
Zur militärischen Gesamtlage der Ukraine:
In seiner Präsentation äußerte sich Syrskyj auch zur Bedrohung der Ukraine durch russische Luftangriffe und zeigte eine entsprechende Statistik, die Abfangerfolge seit Jahresbeginn und die verursachten Schäden auflistet. Ich habe sie nachstehend übersetzt bzw. zusammengefasst.
Die obere Tabelle schlüsselt die Angriffe nach Datum auf. Interessanter ist die untere. Sie nennt in der ersten Spalte die russische, nordkoreanische oder iranische Bezeichnung des Waffensystems, dahinter folgt die Zahl der insgesamt auf die Ukraine abgefeuerten Waffen dieses Typs, dann die der Abfangerfolge. In der letzten Spalte steht aufgeschlüsselt, wie viele militärische und zivile Objekte jeweils von der Waffenwirkung betroffen waren. Rosa hervorgehobene Waffen bezeichnete Syrskyj im Vortrag als besonders gefährlich bzw. schwierig abzufangen. Zur Verdeutlichung habe ich die Abfangquote auf ganze Zahlen abgerundet ergänzt, da sie interessanterweise nicht immer mit der Einstufung als besonders schwierig abzufangen übereinstimmt. Das weist meines Erachtens deutlich darauf hin, dass hier der Abfangerfolg ausblieb, weil keine Flugabwehrsysteme oder -munition zur Verfügung standen.
Marschflugkörper, subsonisch
- Ch-101/555—1.846 geortet, 1.441 abgefangen; 276 zivile Ziele, 129 militärische Ziele (Abfangquote 78%)
- 3M14 Kaliber—804 geortet, 443 abgefangen; 137 zivile Ziele, 314 militärische Ziele (Abfangquote 55%)
- 9M727/8/9 Iskander-K—202 geortet, 76 abgefangen; 97 zivile Ziele, 29 militärische Ziele (Abfangquote 37%)
- 3M55 Onyx²—211 geortet, 12 abgefangen; 161 zivile Ziele, 38 militärische Ziele (Abfangquote 5%)
- Ch-22/32² ¹—362 geortet, 2 abgefangen; 271 zivile Ziele, 89 militärische Ziele (Abfangquote <1%)
- 3M22 Zirkon² ¹—6 geortet, 2 abgefangen; 4 zivile Ziele, 0 militärische Ziele (Abfangquote 33%)
- Ch-47M2 Kinschal—111 geortet, 28 abgefangen; 68 zivile Ziele, 15 militärische Ziele (Abfangquote 25%)
- 9M723 Iskander-M¹ und Hwasong-11Ga*—1.300 geortet, 56 abgefangen; 980 zivile Ziele, 262 militärische Ziele (Abfangquote 4%)
- 9K79 Totschka-U¹—68 geortet, 6 abgefangen; 40 zivile Ziele, 22 militärische Ziele (Abfangquote 8%)
- S-300P/S-400³ ¹—3.008 geortet, 19 abgefangen; 2.176 zivile Ziele, 813 militärische Ziele (Abfangquote <1%)
- Ch-35²—15 geortet, 1 abgefangen; 5 zivile Ziele, 9 militärische Ziele (Abfangquote 6%)
- Ch-25/29/31/48/59/59¹—1.547 geortet, 343 abgefangen; 944 zivile Ziele, 259 militärische Ziele (Abfangquote 22%)
- nicht identifiziert—57 geortet, 0 abgefangen; 38 zivile Ziele, 19 militärische Ziele (Abfangquote 0%)
- Shahed 131/6—13.315 geortet, 8.836 abgefangen; 1.004 zivile Ziele, 3.469 militärische Ziele (Abfangquote 66%)
- andere—682 geortet, 436 abgefangen; 18 zivile Ziele, 228 militärische (Abfangquote 63%)
²) Seezielflugkörper, gegen See- und Landziele abgefeuert
³) Flugabwehrrakete, gegen Landziele abgefeuert
Die Zahlen verdeutlichen, dass die Ukraine weiterhin Flugabwehrwaffen und -munition dringend benötigt. Außerdem zeigt sich eine massive Diskrepanz zwischen der Zahl der angegriffenen militärischen und der zivilen Ziele. Für ein absichtliches Terrorbombardement spricht auch, dass Waffen mit hoher Marschgeschwindigkeit und geringer Vorwarnzeit überwiegend auf zivile Ziele abgefeuert werden.
Nicht zuletzt zeigt sich, dass Drohnen nach wie vor nicht die größte Sorge sind. Zu bedenken ist hier, dass ein System wie Shahed 136 einen Gefechtskopf von 40 bis 60 kg trägt und leicht abzufangen ist, während bspw. der Kaliber-Flugkörper einen Gefechtskopf von 500 kg hat.
Zu Entwicklungen in Russland, die sich auf den Krieg auswirken können:
Die 'NZZ' analysiert in einem Artikel die russische Wirtschaftslage. Die Zeitung urteilt: "Der neue Glaube an die fortgesetzte Resilienz der russischen Wirtschaft ist so verfehlt wie die ursprüngliche Erwartung eines kurzfristigen Einbruchs." Schon die Umstellung auf Kriegswirtschaft habe einen abrupten Absturz verhindert, doch spreche einiges für einen langfristigen Abwärtstrend, denn: "In der kurzen Frist wird die Wirtschaftsleistung durch die Nachfrageseite bestimmt, in der langen Frist durch die Angebotsseite." Kurzfristig wachse die russische Wirtschaft jetzt, da mehr Geld in die Industrie fließt. Das Wachstum beruht aber nicht auf Konsumgütern und Wohlstand, sondern auf Waffen und Munition.
Die Zeitung betont: "Die aggregierte Wirtschaftsleistung taugt in Kriegszeiten eben nur begrenzt als Wohlstandsindikator." Denn: "Die Verdreifachung der Militärausgaben und der höhere Aufwand für interne Unterdrückung verdrängen öffentliche Ausgaben, die für den Erhalt des Produktionspotenzials unabdingbar wären. Kombiniert man die Zahlen der jüngsten russischen Staatsbudgets mit Inflationsdaten, ergibt sich ein klares Bild: Die Mittel für Bildung, Gesundheit, Infrastrukturentwicklung und dergleichen sind real deutlich am Sinken. Auf diese Weise erodieren die Kriegslasten das Produktionspotenzial der russischen Wirtschaft." (Quelle)