@MartiniX
Zitat:Immerhin hatte sie eine offensivfähige Reserve für Kursk, von der niemand etwas wusste...
Ein dezent formulierter Hinweis, den ich gerne hervorheben möchte.
Auch ich selbst ging in der Annahme, dass die Ukrainer zu einer solchen Offensivoperation aktuell nicht fähig sind, zumal allenthalben (und dies gerade auch in den Berichterstattungen) von einem großen Druck der russischen Kräfte im Osten gesprochen wurde und von einem schrittweisen, wenngleich auch teils als taktisches Manöver dargestellten, Rückzug der Ukrainer von einer Ortschaft zur nächsten. Vermutlich alle, selbst die Proponenten der Ukraine - wozu ich mich auch zähle -, gingen von aus, dass Kiew allmählich immer weiter zurückgehen wird müssen.
Das war sicher noch keine "Kriegsentscheidung" für Russland, aber der "Eindruck" war kein guter bzgl. der Lage der Ukrainer, ja sie erschienen extremst hart bedrängt. Dass nun eine solche, gegenwärtig sich wohl noch ausweitende Offensive, überhaupt denkbar sein könnte, schien bis zum 6. August kaum vorstellbar. Und dennoch geschah es und es geschieht auch noch weiter.
Langfristig wage ich gerade nur eine vorsichtige Prognose abzugeben. Denn eines ist allerdings auch auffällig: Nach verschiedenen Quellen sind die Ukrainer mit ca. zehn bis 14 oder gar 16 Brigaden aktiv. Im Schnitt schwankt die Kopfstärke einer solchen Brigade zw. etwa 1.000 und bis zu 7.000 Mann. Nehmen wir also einmal im Minimum 30% bzw. 2.500 bis 3.000 Mann an. So haben wir hier also im Minimum 25.000 Mann. Wie gesagt - im Minimum. Und nun melden z. B. klar prorussische Quellen relativ lautstark - vermutlich ohne vorher nachgerechnet zu haben -, dass man etwa in einer Woche 500 Gegner getötet oder gefangen genommen hätte.
500, in einer Woche, nach knapp zwei Wochen Offensive. Wenn man diesen "Wert" wiederum hochrechnet - lassen wir es im Extremum 2.000 Mann sein bzw. verdoppeln wir es -, so ist es geradezu erstaunlich, wie gering die ukrainischen Ausfälle sind, gerade auch, wenn zugleich von "heftigen Kämpfen" berichtet wird. D. h.: Sollten diese Angaben auch nur grob ineinander greifen, so wären in zwei Wochen weniger als 10% der ukrainischen Angriffskraft in irgendeiner Art von Ausfall (gefallen, verwundet, vermisst, gefangen) betroffen gewesen. Das ist sehr wenig angesichts dieser Materialschlachten, zumal diese 10% eine recht hohe Schätzung meinerseits sind (ich tendiere eher zu 5% oder weniger).
Ergo: Die Masse der ukrainischen Einheiten dürfte auch nach knapp zwei Wochen erstaunlicherweise noch weitgehend einsatzbereit sein, während zugleich überraschend hohe Zahlen an Russen in Gefangenschaft gehen - wenn man den Meldungen Glauben schenken mag. Insgesamt betrachtet erachte ich es also als möglich, dass die Ukrainer ihre Offensive noch weiter ausbauen werden können, zumal die Russen wohl erkennbare Erosionserscheinungen zeigen (was angesichts des Moskowiter Sklavensystems aber auch nicht verwundert). Entscheidend dürfte aber sein, wie a) gut der ukrainische Nachschub funktioniert und b) wie gut man die Drohnen- und Luftplage im Griff hat.
Schneemann