Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Beide Regierungen haben sich erstmals zur Lage geäußert.
Eine Pressekonferenz der russischen Regierung entwickelte sich bemerkenswert, als der Gouverneur der Oblast Kursk, Alexej Smirnow, bei seinem Vortrag zur Lage von Präsident Wladimir Putin mitten im Satz unterbrochen wurde. Putin verlangte, dass stattdessen das Militär über die Lage referieren sollte. Die Angaben der russischen Armee zum ukrainischen Vorstoß unterschieden sich dann deutlich von denen Smirnows. Gemäß Smirnow jedoch reicht der ukrainische Einbruch (Foward Edge of Battle Area) 12 km weit in russisches Gebiet hinein und ist 40 km breit (480 km²). 28 Städte und Ortschaften wurden besetzt. Bevor er unterbrochen wurde, nannte er die Lage "schwierig"
Die Quelle besteht aus einer ganzen Reihe von kurzen Video-Schnipseln der Konferenz, die der ukrainische Regierungsberater Anton Geraschtschenko auf seinem X-Kanal geteilt hat.
In der Konferenz sagte Putin auch: "Offenbar versucht der Feind, seine Verhandlungspositionen in Zukunft zu verbessern. Aber über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten sprechen, die wahllos Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur durchführen oder versuchen, Bedrohungen für Atomkraftwerke zu schaffen?"
Was soll man da noch sagen …
Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj beziffert den ukrainischen Geländegewinn auf 1000 km². Er bezieht sich hierbei offenbar auf den Ausmaß des weitesten ukrainischen Vorstoßes (Forward Line of Troops). (
Quelle)
'Rybar' (pro-russisch) und das 'IWS' (pro-ukrainisch) melden übereinstimmend, dass der ukrainische Vorstoß anhält, und dass die Intensität der Kampfhandlungen an anderen Frontabschnitten abgenommen hat. Allerdings haben die Ukrainer auch ihre wohl größte bisherige Niederlage bei dieser Offensive erlitten. Eine Kompanie mechanisierter Infanterie geriet nach russischen Angaben (glaubhaft aufgrund des Schadensbildes) bei dem Ort Giri (südöstlich von Sudscha,
hier) in einen Hinterhalt und verlor 8 Schützenpanzer mit geschätzt 15-40 Gefallenen. (
Quelle)
'Forbes' meldet, dass die Ukrainer mit umfangreichen Schanzarbeiten auf russischem Gebiet genommen haben. (
Quelle)
Allein damit ist die Vorhersage von Oberst a.D. Ralph Thiele hinfällig, dass die Sache in "ein paar Tagen vorbei" sei, da es den Russen nicht an Kräften mangele. (
Quelle) Selbst wenn die Russen jetzt zum großangelegten Gegenangriff übergehen sollten (warum nicht schon längst, wenn es ihnen nicht an Kräften mangelt?), haben sich die in diesem Krieg gebräuchlichen Sperrwerke bereits als schier unüberwindliche Hindernisse überwiesen. Was ja auch mit ein Grund war, warum die Ukrainer diese Offensive überhaupt begonnen haben. Auch der großzügige Einsatz von Minensperren auf eigenem Gebiet lässt erahnen, dass die Sache länger dauern wird als "ein paar Tage".
Ich würde noch anmerken wollen: Anfang Juli hieß es noch aus der Ukraine, bzw. wurde von Journalisten in den Westen die Nachricht getragen, dass es 2024 keine Offensive mehr geben werde, und vielleicht nicht einmal 2025. Sowas nennt sich wohl psychologische Kriegsführung.