Zum Angriff auf den Fliegerhorst Lipetsk:
Definitiv ein zweites Morosowsk. Die Munitionsniederlage sieht jetzt so aus: (
Link) Der Z-Blogger Fighterbomber äußert, dass die Angriffe auf die beiden Fliegerhorste bis zu 700 Fliegerbomben vernichtet hätten. Das entlastet die Ukrainer natürlich ganz erheblich.
Mögliche Kriegsverbrechen:
Ein russischer Marschflugkörper ist in einem Supermarkt in Kostjantyniwka (bei Donetsk) eingeschlagen. 14 Menschen wurden getötet und 43 verletzt. (
Quelle) Die Lagekarte zeigt keine ukrainischen Aktivitäten in dem Gebiet. Dass es sich um ein Versehen handelt, ist natürlich möglich, insgesamt aber sehr unwahrscheinlich.
Russische Blogger berichten überdies, dass ukrainische Soldaten in Sudscha mindestens zwei Zivilisten in ihrem Auto erschossen und fliehende Zivilisten unter Feuer genommen hätten. Obwohl die Behauptung nur durch Links zu den Telegram-Profilen der angeblichen Opfer "belegt" wird, erwähne ich es hier, weil ich Bildaufnahmen gesehen habe, wie Ukrainer auf zwei Kadyrowzy schießen, die in einem Zivilfahrzeug nach Osten zu fliehen versuchen. Es wäre also im Bereich des Möglichen, dass die russische Seite entweder die Kadyrowzy zu zivilen Opfern umgewidmet hat, oder dass wirklich – versehentlich oder absichtlich – Zivilisten getötet wurden.
Definitives Kriegsverbrechen:
Der Z-Blogger Condottiero verkündet, dass vereinzelt in russischen Verbänden die Parole ausgegeben wird, keine Gefangenen zu machen. (
Quelle)
(09.08.2024, 21:54)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]alphall31:
Völlig richtig - sie rücken dort seit 4 Monaten vor ! Seit 4 Monaten, und sie sind dabei nur eine geringe Strecke voran gekommen.
Überleg mal wie weit die Russen hier gekommen sind im Vergleich zu anderen Kriegen, wie weit man im Zweiten Weltkrieg in 4 Monaten kam oder was für Strecken in 4 Monaten bereits in anderen Kriegen zurück gelegt wurden !
Das allergrößte Problem aber spezifisch in Bezug auf den Krieg in der Ukraine ist meiner Meinung nach, hier Erfolge über den Besitz von Gelände definieren zu wollen. Nur wenig könnte dort irrelevanter sein. Es ist daher völlig irrelevant ob die Russen pro Tag 500 m oder 1 km vorrücken, und nach einem Monat dann 20 km weiter sind. Das ist vollkommen irrelevant. Relevant ist allein die Frage der Verluste und der Abnutzung beider Seiten im Verhältnis zueinander und im Verhältnis zur Frage des Nachschubs an Material und Kämpfern.
Zustimmung, aber nicht vollumfänglich.
Ich denke schon, dass Geländegewinne eine relevante Größe sind, und was das anlangt, erzielt die russische Armee derzeit nordwestlich von Donetsk (vor allem bei Nju-Jork) Geländegewinne. Diese sind nicht zuletzt im Informationskrieg und als mögliche Faustpfänder bei Verhandlungen von einiger künftiger Bedeutung.
Aber, wie Du ja selbst sagt: Es stellt sich die Frage nach dem Preis und nach dem Zustandekommen dieser Gewinne. Wurden die Ukrainer geworfen, oder führen sie ein erfolgreiches Verzögerungsgefecht? Es sieht eher nach Letzterem aus.
Die bildlich bestätigten Materialverluste im Raum zwischen Awdijiwka und Horliwka weisen ein Verhältnis von über 5:1 zugunsten der Ukrainer aus. Die Russen dürften in diesem Sektor seit Jahresanfang zwei Korpsäquivalente eingebüßt haben, und das zum Preis einiger Kleinstädte und Industrieanlagen, die schon seit 2014 (mit Unterbrechungen) umkämpft waren.
Es kann den Ukrainern auch auf andere Weise nützen, Awdijiwka geräumt zu haben. Westliche Beobachter – vom notorisch optimistischen Ben Hodges bis zum notorisch pessimistischen Markus Reisner – haben immer wieder kritisiert, dass Kiew den Besitz solcher Orte eher nach politischen als militärischen Gesichtspunkten beurteile ("keinen Schritt zurück").
Diese Kritik ist zwar insofern müßig, als die weiter oben von mir zitierte Umfrage klar zeigt, dass die große Mehrheit der Ukrainer diesen Kurs verlangt, aber das Risiko ist nicht von der Hand zu weisen, dass für Orte mit Symbolkraft wie Awdijiwka und Bachmut zu große Verluste riskiert werden könnten.
Manche ukrainische Medien und Politiker kritisierten denn ja auch die Ernennung Oleksandr Syrskyjs zum Oberbefehlshaber, als dessen Markenzeichen defensive Operationen zum Ausbluten des Gegners galten, auch unter Hinnahme hoher Eigenverluste. Der Opposition in der Rada galt Syrskyj geradezu als zweiter Haig.
Wobei ich mich mittlerweile frage, ob z.B. die Niederlage bei Bachmut nicht auf dem Mist seines eigentlich als "General Vorwärts" bekannten Vorgängers Walerij Saluschnyj gewachsen war. Das kennzeichnende Element von Syrskyj ist gerade das Zurückweichen unter Druck im Sinne des Verzögerungsgefechts, nicht das starre Festhalten an einem Raum. Das zieht sich eigentlich seit seiner Ernennung wie ein roter Faden durch das Jahr.
Aber wie auch immer, ich denke, dass den Ukrainern – trotz zwischenzeitlicher Lagestabilisierung – die Situation in Charkiw mehr Sorgen machen wird und muss. Hier den Druck rauszunehmen, ist meiner bescheidenen Meinung nach ganz offenkundig das Ziel des Vorstoßes in die Oblast Kursk.