(14.04.2024, 10:40)lime schrieb: [ -> ]Ich würde bezweifeln ob so eine Regelung mit Rußland überhaupt noch möglich wäre. Rußland hat inzwischen viel zu viel investiert um nur mit ein paar ukr. Provinzen zufrieden sein zu können, vor allem wenn man bedenkt dass der Hauptteil der Ukraine danach stabil zum Westen stehen würde. Insofern gehe ich davon aus dass Rußland keine Verhandlungslösung mehr anstrebt sondern die Ukraine komplett übernehmen will, vermutlich durch einen Marionettenstaat im Westteil der Ukraine und die Annexion der Gebiete im Osten.
Es kann natürlich durchaus sein, dass man dieses "Maximalziel" wieder stärker ins Auge fasst, sollten sich die militärischen Gegebenheiten weiterhin zugunsten Russlands entwickeln. Allerdings muss man hier trotz allem, was gerade für die Ukrainer schlecht läuft realistischerweise sagen, dass Russland noch längst nicht in der Position ist um diese Forderung durchsetzen zu können.
Es fehlt den Ukrainern zwar an Munition, Luftabwehr, Ausrüstung im allgemeinen und mit Blick auf den Winter ist die zunehmende Zerstörung der Energieinfrastruktur jetzt schon als kritisch zu bezeichnen.
Aber:
Solange die Front nicht komplett zusammenbricht und Russland einen "Erdrutschsieg" nach dem nächsten einfährt, haben Sie bisher nur geringe Teile der Ukraine unter ihrer Kontrolle. Zudem noch die Gebiete, in welchen die stärksten Sympathien für Russland vertreten sind.
Wenn die Russen in dieser Geschwindigkeit weiter machen, ist eine Eroberung der gesamten Ukraine aktuell utopisch.
Man müsste ja beispielsweise früher oder später über den Dnipro, was eine sehr starke natürliche Verteidigungslinie darstellt.
Sofern man die militärischen Anstrengungen nicht massiv forciert oder Waffen einsetzt welche aktuell nicht verwendet werden, muss man hier feststellen, dass dies aktuell trotz aller schwarzmalerei noch sehr unrealistisch ist.
Klar kann früher oder später der Punkt erreicht sein, dass es militärisch einfach keinen Sinn mehr macht, sich weiterhin zu wehren. Aufgrund von zu hohen Verlusten, Munition und Ausrüstungsmangel, fehlender Liquidität und weil die Verbündeten ihre Hilfen komplett einstellen. So weit ist es aber glücklicherweise noch nicht, und da die Ukraine ebenfalls schon sehr viel investiert hat würde ich vermuten, dass man noch lange weiterkämpft bevor man sich einer totalen Niederlage und einem Diktatfrieden unterwirft. Das die Ukrainer durch Druck von außerhalb einer Niederlage zustimmen, in welcher sie wirklich alles verlieren, halte ich momentan ebenfalls für äußerst unrealistisch.
Deshalb wird das ganze wohl noch einige Zeit weitergehen, mit bitteren Aussichten für die Truppen an der Front, welche mit zunehmend unzureichenden Mitteln einem verlustreichen Abwehrkampf gegenüberstehen.
Und unser Anteil an dieser tragischen Entwicklung ist nicht zu leugnen. Wenn man große Versprechungen macht, muss man diese dann auch einhalten. Das gilt für alle Verbündeten, die den zugesagten Leistungen nicht nachkommen.
Ergänzend: Ich denke auch, dass es langfristig darauf hinauslaufen wie, dass die Ukraine Gebiete abtritt um sich "Frieden" zu erkaufen. Ob dieser dann hält, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Da hierdurch jedoch bestätigt wird, dass es für Großmächte heutzutage wieder möglich ist, durch schiere militärische Gewalt imperialistische Angriffskriege zu führen und nachhaltige Erfolge zu erzielen, bin ich sehr gespannt was die Zukunft dann bringt bzw. welches Opfer sich Russland als nächstes sucht. China dürfte die Signalwirkung im Bezug auf Taiwan auch nicht verborgen bleiben.