@Erich
Zitat:Russland hat sich damit aber auch als vertragsbrüchig erwiesen.
Na und?
Diese Orientierung an Verträgen und Regeln ist ein typisch deutscher Zug, den man im kulturell eben anders geprägten Russland nicht teilt. Dort ist man eher hierarchie- und personenorientiert.
Während in Deutschland der Chef eine funktionierende Ordnung mittels Regeln zu garantieren hat, ist der Führungsstil in Russland patriarchalisch. Der Chef steht dem Kollektiv vor und kümmert sich als Person um seine Untergebenen, lobt und hat auch das Recht zu tadeln - "Zum Chef, auf den Teppich", wie ein russisches Sprichwort sagt.
Dieser patriarchalische Führungsstil macht sich dann auch in der Politik bemerkbar. Als russischer Präsident bedienst du dann das Prestigedenken der Bevölkerung, kümmerst dich um sie damit sie zu dir aufsehen kann, gibst deinen Untergebenen Anweisungen, und lobst dann z.B. die Feuerwehr für ihre Tapferkeit oder die Streitkräfte für ihre Einsatzbereitschaft oder aber du tadelst die Bürokratie wegen ihrem Schlendrian und ein Unternehmen für seine Korruption.
Mit der Einhaltung von Regeln hat man es nicht so, man ist da fatalistisch und sagt sich: "Wird schon schiefgehen".
Man kann natürlich auch die deutsche Regelorientierung besser finden - aber ist sie so gut?
Ich persönlich stehe ihr inzwischen reichlich kritisch gegenüber, da ich erkannt habe das sie sehr viel an Kreativität und neuen Ideen abwürgt. Sie schadet uns und unserem Land mehr als sie nützt, und wir sollten mit unserer deutschen Regelorientierung viel flexibler umgehen.
Zitat:Russland ist eine der "Garantiemächte", die als Gegenleistung für die atomare Abrüstung der ukrainischen Nachfolgestreitkräfte der ehemaligen UdSSR die territoriale Integrität der Ukraine garantiert haben.
Wann war das? Wo stehen Russland und die Ukraine heute?
Zitat:Und daher geht die Frage der Krim und der Ostukraine in ihrer Bedeutung weit über das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine hinaus. Es stellt Russland als Vertragstreuen Partner insgesamt in Frage.
Wie dramatisch! Auch andere Staaten brechen Verträge, einschließlich Deutschland!
Zudem reagiert man auf Russland in letzter Zeit bedenklich hysterisch, und tut so als stände es kurz davor im Baltikum einzumarschieren und bis zur Oder vorzustoßen. Frage mich nur warum es das tun sollte...
Ich habe den Eindruck, das da häufig eine geradezu institutionalisierte Feindschaft gegenüber Russland kultiviert wird. Ich halte sie für nicht nur schädlich, sondern auch gefährlich. Sie vernebelt nur den Blick und ebnet den Weg zur Kriegstreiberei.
Deutschland sollte so etwas nicht unterstützen, sondern sich dagegen stemmen. Wenn man so will, ist es sogar unsere "historische Verantwortung". Denn eine ähnliche Marginalisierung eines Staates und seiner Bevölkerung hat Hitler an die Macht gebracht.