Das ist schon eine sehr grobe Verkürzung.
Die Ukrainische Offensive auf Kherson begann Ende Mai 2022 mit vorbereitenden Angriffen am Inhulets, 100km nördlich von Kherson. Im Raum Bilhoirka/Davydiv Brid gab es da ein blutiges Ringen bis Ende August, in das die Russen mehr und mehr Reserven investieren mussten.
In der ersten Septemberwoche Erfolgte dann der nächste Ukrainische Angriff an der nordöstlichen Flanke der russischen Präsenz westlich des Dnepr. Der Angriff lief sich nach geringfügigen Geländegewinnen im starken russischen Widerstand fest und auch bei parallelen Angriffen am ukrainischen Frontbogen über den Inhulets gab es keine entscheidenden Fortschritte.
Nicht weniger Beobachter fragten sich, warum sich die ukrainischen Offensivbemühungen soweit von Kherson entfernt konzentrierten während die Front im Süden nur wenige Kilometer vor Kherson noch im September durch russische Entlastungsangriffe zurückgedrängt wurde.
Es dauerte dann wieder mehrere Wochen bis Anfang Oktober bis die Ukrainer in einem mechanisierten Angriff wieder von Nordosten zunächst entlang des Dnepr nach Südwesten zwei Dutzend Kilometer vorstießen. Infolgedessen drückte die AFU in der zweiten Oktoberwoche den kompletten nördlichen Frontabschnitt bis Höhe Davydiv Brid ein.
Die Front hielt dann bis zum russischen Rückzug ab dem 9. November.
Sprich, es gab dort letztes Jahr wenigstens 5 Monate erbitterte Kämpfe, in denen die Ukrainer das russische Potential soweit reduzierte, dass eine effektive Verteidigung westlich des Dnepr nicht mehr möglich gewesen ist.
Das 'schwer zu verteidigende Terrain' wurde dabei von den Russen zäh und oft bis zur Zerschlagung der involvierten Verbände verteidigt. Und ist übrigens ziemlich identisch zu dem Terrain auf den anderen Seite des Dnepr. So unterschiedlich ist die Situation nicht und es mag gut sein, dass wir auch in 2023 nach langen und zähen Kämpfen überraschende Frontverschiebungen sehen nachdem die verteidigenden russischen Truppen verbraucht sind.
Das Ukrainische Narrativ lautet aktuell jedenfalls:
Zitat:Ukraine says ‘main event’ in counteroffensive still to come
Ukraine has hit back at doubters over the progress of its summer counteroffensive, insisting recent modest gains against Russian occupiers were merely a “preview” of a much bigger push to come.
Oleksiy Reznikov, Ukraine’s defence minister, told the Financial Times that the liberation of a group of villages under Russian occupation in recent weeks was “not the main event” in Kyiv’s planned attack.
“When it happens, you will all see it . . . Everyone will see everything,” said Reznikov, brushing aside media coverage of slow progress against well-fortified Russian positions.
He confirmed that Ukraine’s main troop reserves, including most brigades recently trained in the west and equipped with modern Nato tanks and armoured vehicles, have yet to be used in the operation.
https://www.ft.com/content/a3df689a-74c2...6eef311b43
Ich neige dem zuzustimmen. Wenn man durch die Brigaden geht stehen hinter vielen Verbänden große Fragezeichen. Nicht nur weil sie noch nicht eingesetzt wurden sondern auch, weil so manche Brigade mit nicht viel mehr als Bataillonsstärke im Einsatz zu stehen scheint. Wobei sich da gleichzeitig die Frage stellt, ob so manche 'Brigade' überhaupt mehrere Kampfbataillone besitzt.
Jedenfalls prominent vermissen würde ich aktuell
13. Jäger Brigade
21. Mechanisierte Brigade
22. Mechanisierte Brigade
46. Luftmobile Brigade
38. Marinebrigade
71. Jäger Brigade
82. Luftsturm Brigade
116. Mechanisierte Brigade
117. Mechanisierte Brigade
118. Mechanisierte Brigade
Im weiteren Verlauf des Jahres sollten dann auch noch wenigstens folgende Brigaden dazustoßen:
5. Panzer Brigade
41. Mechanisierte Brigade
42. Mechanisierte Brigade
43. Mechanisierte Brigade
44. Mechanisierte Brigade
88. Mechanisierte Brigade
Dazu kämen dann noch Territorialeinheiten und wie gesagt, inwieweit Brigaden die irgendwo aufschlagen tatsächlich 100% comitted sind kann aktuell niemand seriös sagen.