Kurzzusammenfassung - was gibts neues:
Ukrainische Sondereinheiten - ich meine natürlich heldenhafte Partisanenfreiheitskämpfer - haben eine für die Versorgung der Russen wesentliche Eisenbahnbrücke gesprengt und es gab auch sonst mehrere Angriffe auf Eisenbahnlinien. Erfahrungsgemäß können die Russen zerstörte Gleise extrem schnell wieder instand setzen, aber die Brücke stellt für sie ein ernsthaftes Problem dar. Was für ein Klassiker ! exzellent durchgeführt.
Die Ukrainer greifen wohl derweilen primär entlang der Grenze zwischen den Oblasten Donezk und Saporischschja entlang in Richtung Süden an. Es geht aber praktisch gesehen nicht voran, sie standen zumindest gestern Nachmittag noch nördlich der russischen Hauptverteidigungslinien (MDA - Main Defence Area) und kämpften sich dort an russischen Vorposten ab.
Der Hauptvorstoß (so weit man das überhaupt sagen oder identifizieren kann) lief gestern nachmittag die T0518 direkt östlich des Mokri Yali Flusses entlang. Aktuell wird wohl um die Ortschaft Staromlyniwka gekämpft.
https://www.google.com/maps/place/Starom...?entry=ttu
Direkt südlich von dieser fangen die primären russischen Verteidigungslinien an. Sollte sich das so fortführen und tatsächlich dort dann der Hauptvorstoß und Durchbruch erfolgen, so würden die Ukrainer tatsächlich wie von vielen erwartet östlich von Polohy durchbrechen und dann könnten sie von dort je nach den Umständen in Richtung Berdjansk oder Mariopol vorstoßen. Vorausgesetzt ihnen gelingt der Durchbruch.
Die ukrainischen Verluste sind bisher meiner Meinung nach weiter im Bereich des erwartbaren und durchschnittlich. Insgesamt gehen die Ukrainer vergleichsweise langsam vor, was an den ausgedehnten Minenfeldern der Russen liegt. Wenn die Ukrainer diese mal überwunden haben, sollte es sich deutlich beschleunigen. Frei nach Patton: Kampfpanzer sind erst im Rücken des Feindes am allerbesten. Da ist ihr natürliches Jagdrevier.
BLICK VON OSTEN:
Das russische Verteidigungsministerium hat derweilen angeordnet, dass alle Söldner, Milizen, sonstigen Truppen allesamt dem Verteidigungsministerium allein unterstellt werden.
https://twitter.com/wartranslated/status...80/photo/1
Dies betrifft ab dem 01.07. auch Wagner, dass sämtliche seiner Truppen an die Russische Armee abgeben soll. Damit würde Wagner in der Ukraine bzw. in Russland nicht mehr existent sein, wobei nach russischem Gesetz ja ohnehin keine PMC auf russischen Boden existieren dürfen.
Prigoshin hat diese Anordnung bereits zurück gewiesen und erklärt, Wagner würde diesem Befehl keine Folge leisten, und er sei auch unsinnig, weil die Truppen von Wagner ja bereits dem Verteidigungsministerium unterstellt wären. Dieses will aber nicht nur den theoretischen Oberbefehl, sondern auch die direkte und unmittelbare Befehlsgewalt über die Kampfeinheiten, und dass diese von regulären russischen Offizieren geführt werden. Prigoshin erklärte dazu, dass Wagner solche Befehle nicht befolgen werde.
Strelkov äußerte sich dazu dahingehend, dass diese Äußerungen Prigoshins im Prinzip offene Meuterei seien und entsprechend gehandhabt werden müssten. Mal sehen was daraus ab 01.07. fort folgend erwächst.
Der Brigade-Kommandeur den Wagner vor kurzem gefangen genommen, verprügelt und dazu gezwungen hat sich vor laufender Kamera zu äußern ist wieder frei und spricht gleich im nächsten, vollkommen freiwilligen Filmchen nun mit bittersten Vorwürfen gegen Wagner:
https://twitter.com/wartranslated/status...u5v6EuAAAA
Wenn nur 10% von dem stimmen was er da erzählt sind dass mal wieder schier unfassbare Zustände. Soldaten werden verkauft, oder sie werden entführt und als Sklaven gehandelt, Militärmaterial gestohlen, man bedroht sich gegenseitig mit dem Tode, Soldaten werden entführt und gefoltert um Geld zu erpressen, oder um Waffen von der regulären Armee zu erpressen, usw usw
Er selbst erklärt, dass er bei einem Frontbesuch von Wagner Kämpfern angehalten und entführt wurde. Dann sei er geschlagen worden, man habe ihn dreimal scheinexekutiert und ihm nicht erlaubt zu schlafen. Deshalb habe er dann aus dieser Folter heraus die Angaben in dem Video von Wagner gemacht.
Zu den Vorwürfen von Wagner er habe die Rückzugsrouten und den rückwärtigen Raum von Wagner verminen lassen erklärt er, dass dieser Raum in der Zuständigkeit seiner Brigade lag und daher Wagner dort nichts zu vermelden hat (richtig leugnen tut er das also nicht).
STRELKOV
über die aktuelle Ukrainische Offensive von Gestern Nachmittag:
https://vk.com/igoristrelkov?w=wall347260249_678779
Zitat:Im Netz tauchten immer wieder Hinweise auf, dass die aktuelle Schlacht in Saporoschje „mit der Schlacht von Kursk verglichen werden kann, da alles sehr ähnlich sei.“ Um einen Kommentar gebeten, nun, meiner Meinung nach: „Ja und Nein.“
"Ja":
- Die Schlacht findet im Sommer und auf einem sehr ähnlichen Gelände statt;
- Die Streitkräfte der Ukraine versuchen, die russischen Verteidigungslinien durch den massiven Einsatz moderner Panzerfahrzeuge zu frontal zu zerschlagen;
- Die verteidigende Seite enthüllte die Pläne des Feindes im Voraus und bereitete sich darauf vor, seine Offensive abzuwehren;
"Nein":
- Das Ausmaß der Schlacht ist um Größenordnungen kleiner als die der Schlacht von Kursk, (die Deutschen griffen allein an der Südfront mit einem Dutzend Panzer- und Panzergrenadierdivisionen an - der Feind - bisher mit nicht mehr als 5-6 Brigaden, die gerade mal gleich groß sind wie die damaligen deutschen Regimenter);
- Die Offensive wurde ohne eine auch nur relative Lufthoheit gestartet (im Gegenteil, die russische Luftwaffe ist relativ gesehen überlegen);
- In den ersten drei Tagen der Offensive konnten die Streitkräfte der Ukraine nicht einmal die erste Verteidigungslinie durchbrechen (bereits am zweiten Tag gelang es den Deutschen, die erste Verteidigungslinie zu durchbrechen);
- Die Streitkräfte der Ukraine zeigen (zumindest vorerst) keinerlei Flexibilität in ihren Aktionen - sie „stoßen immer frontal mit der Stirn voran“. (Die Wehrmacht schaffte es hingegen viel besser, ihre Angriffe in verschiedene Richtungen weiter zu entwickeln und sie versuchte immer nur dort weiter anzugreifen, wo sie Erfolge hatte);
- Am wichtigsten aber ist, dass die Rote Armee im Sommer 1943 über strategische Reserven verfügte, die es ermöglichten, eine eigene strategische Gegen-Offensive zu starten, noch bevor der Feind seine eigene (in allen Richtungen ins Stocken geratenen) Offensivoperationen abgeschlossen hatte. Den Streitkräften der Russischen Föderation stehen solche Kräfte nicht zur Verfügung.
Schlussfolgerungen:
1) Die Wahrscheinlichkeit eines entscheidenden Sieges der Streitkräfte der Ukraine wird von Tag zu Tag geringer, nicht größer (da die Verteidiger ihre Reserven heran führen und neue Verteidigungsstrukturen aufbauen können).
Selbst bei maximalem Erfolg der Streitkräfte der Ukraine werden sie nicht mehr erreichen können, als unsere Front irgendwie in Richtung Melitopol „durchzudrücken“. Das muss jedoch nicht so kommen. Vieles hängt im weiteren von der Munitions- und Ausrüstungsversorgung im angegriffenen Sektor ab.
2) Wenn die Streitkräfte der Ukraine irgendwann beschließen, den Kampf zu beenden, werden die Streitkräfte der Russischen Föderation mit dem Erfolg der passiven Verteidigung zufrieden sein müssen und keinen Gegenangriff durchführen können;