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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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IMO ist Bakhmut keine Falle; Bakhmut wird mit mittlerweile erheblichen Verlusten bis zum äußersten gehalten weil die politische Führung hofft, die Stadt bis zum kulminieren der russischen Offensivbemühungen halten zu können. Militärisch wäre es nach den erfolgreichen russischen Vorstößen an den Flanken sinnvoller gewesen (und ist es immer noch) aus der Stadt zurückzuweichen und die verzögernde Verteidigung in den mittlerweile befestigten Ortschaften jenseits der Stadt mit akzeptableren Verlusten fortzuführen. Zumal die Russen dort eh so abgenutzt sind, dass selbst mittelfristig keine raumgreifende Vorstöße zu erwarten sind.

Dass die Ukrainer nicht zurückgehen (Quintus würde sagen, nicht rechtzeitig zurückgegangen sind) liegt IMO schon daran, dass Zelensky hier politischen Befindlichkeiten der Vorzug gegeben und unnötig hohe Verluste in Kauf nimmt, nur damit Bakhmut gehalten werden kann. Sei es weil er die Stadt persönlich propagandistisch zu sehr überhöht hat, sei es weil er um jeden Preis verhindern möchte, dass noch unversehrte Städte und Ortschaften jenseits von Bakhmut zum Frontgebiet werden oder sei es weil er sich schlicht verrannt hat und die vielen Opfer doch nicht umsonst gewesen sein dürfen. Am Ende ist es wohl eine Rechtfertigung aus all diesen Aspekten.

Jedenfalls, da man sich entschieden hat wurde es notwendig, die Vorstöße an den Flanken einzufangen um eine Einkesselung der Stadt zu verhindern. Dies gelang spätestens nachdem jetzt frische und besser ausgestattete Kräfte (die Videos mit APCs als Schützenpanzer) herangeführt wurden, wobei mein Eindruck wir gesagt ist, das den Vorstößen über Bakhmut hinaus schon vorher die Luft ausgegangen ist und eine Einkesselung nicht unmittelbar zu erwarten gewesen wäre.
Seis drum, im Ergebnis geht der Kampf im Stadtgebiet mit unveränderter Brutalität weiter, die Ukrainer weiche sukzessive Häuserblock für Häuserblock zurück (bzw. werden an der unmittelbaren Kontaktlinie schlicht zerschlagen) und im Ergebnis wird Bakhmut fallen, egal wo jetzt genau südlich und nördlich die Umfassungsbemühungen der Russen liegen geblieben sind. Insofern ist Bakhmut für eine noch weiter ausgedehnte Verteidigung schlicht zu klein.

Was jetzt ukrainische Gegenoffensiven angeht – sie werden allgemein von allen Seiten erwartet (die russische Winteroffensive allerdings auch). Und freilich dient der Komplex Bakhmut dabei dazu, die Russen möglichst abzunutzen und sie zu verleiten möglichst viele Kräfte dort zu binden. Insofern, es wäre doch für den geneigten Beobachter keine Überraschung, wenn nach Ende der Rasputiza ein, zwei größere Ukrainische Angriffsbewegungen erfolgen.

Es wurde ukrainischerseits mehrfach klar kommuniziert, dass man den Winter nutzt um Reserven aufzubauen bzw. es zumindest versucht. Tatsächlich scheinen dann auch an der Front keine substantiellen Verstärkungen eingetroffen zu sein, insbesondere im Westen ausgebildete Kräfte verschwinden gerne in einem großen schwarzen Loch. Ähnliches gilt erhebliche Teile des vom Westen gelieferten Materials. So zumindest mein Eindruck.

Als Erklärung dafür taugt dann wahlweise nur, dass die Verluste (auch jenseits von den vllt. mehreren Tausend in Bakhmut) substantiell höher sind und wird davon fast nichts mitbekommen, oder das eben Reserven gebildet wurden und nun für das Frühjahr vorgehalten werden.
Wenig beachtet dabei übrigens auch der Umstand, dass die US-Offizielle Anfang vor dem ganzen Panzerdrama Anfang des Jahres sehr hektisch nach Kiev gereist sind und es hinter hieß, man habe die Ukrainer überzeugt, nicht anzugreifen bevor nicht im Frühjahr westliches schweres Gerät zuläuft.
Die Frage in Bezug auf Bakhmut ist halt, inwieweit (jetzt) Kräfte dorthin verlegt wurden die später bei einer Frühjahrsoffensive andernorts fehlen werden und die Stadt insofern eher zu einer Falle für die Ukrainer als für die Russen geworden ist. Auch ist denkbar, dass sich die Ukrainer angesichts der (politischen) Lage mittlerweile dazu entschieden haben eben (auch) bei Bakhmut in die Offensive zu gehen. Meines Erachtens wäre dies ein schwerer Fehler, zumindest wenn eine Offensive dort bedeutet, dass kein erfolgversprechender Angriff mit Stoßrichtung Asowsches Meer erfolgen kann.

Dieses Ziel muss in 2023 die höchste Priorität haben, schlicht weil es den Krieg strategisch entscheidend würde. Gelingt es der Ukraine bis zum Asowschen Meer durchzubrechen fällt perspektivisch alles westlich davon, inklusive der Krim und zwar zwangsläufig, sobald die Kertsch-Brücke zerstört ist. Schließlich ist es unrealistisch, dass Russland seine Soldaten westlich von Melitopol mit Helikoptern und Schiffen über das Asowsche Meer hinweg versorgen könnte. Eine Kapitulation der Truppen dort wäre nur eine Frage der Zeit und dann ist der Krieg unabhängig davon wo jetzt die Front genau im Osten verläuft effektiv entschieden.
Gemessen daran ist das was um Bakhmut geschieht völlig irrelevant. Tatsächlich halte ich das was da um Bakhmut stattfindet politisch und medial völlig überhöht. Gefechte im nicht allzu viel geringerem Ausmaß fanden/finden auch im Raum vor Svatove, um Avdiivka und natürlich Vuhledar statt ohne das damit Wohl und Wehe des ganzen Kriegsverlauf verknüpft wird. Die Lage um Bakhmut ist schwierig, für die dort eingesetzten Soldaten ist sie mehr als brutal und sehr wahrscheinlich ist die ukrainische Führung hier auch der einen oder anderen Fehleinschätzung unterlegen.
Aber global betrachtet bleibt die Stadt irrelevant und man kann nur hoffen, dass die Ukraine hier nicht substanziell Kräfte verbraucht hat (oder gar plant dort weitere einzusetzen) und in ein, zwei, drei Monaten vor Tokmak liegen bleibt.

Rückblicken halte ich dabei übrigens auch die Offensiven bei Kharkiv und insbesondere die Befreiung Khersons für einen Fehler. Nachdem sich die Hoffnungen im letzten Jahr, dass die Ukraine noch im Spätherbst eine Offensive aus dem Raum Zaporizhzhia führen würde nicht erfüllt haben wäre es schon damals wahrscheinlich sinnvoller gewesen, alle verfügbaren Kräfte mit dem Ziel Asowsches Meer einzusetzen. Kherson fällt bei Zerschlagung der Russischen Landbrücke sowieso und so beeindruckend die Gegenoffensive bei Kharkiv gewesen sein mag – eine womöglich mögliche strategische Entscheidung wurde damit verpasst. Man kann da nur hoffen, dass sie in 2023 nicht wieder den gleichen Fehler begehen und mit einer Offenisve Bakhmut befreien und die Russen dort einige Dutzend Kilometer zurückwerfen.

Stattdessen wie Ben Hodges diese Tage meinte, 50-60 Kilometer breiter Angriffskeil nach Süden. Ich meine mit der Achse Orikhiv – Huliaipole, Stoßrichtung Tokmak an der westlichen Flanke und dann nach Osten hin ausfächernd über Polony und Kinski an der T0815 und T0819 entlang nach Süden auf Berdjansk. Eindringtiefe weniger als 100km über Straße. Wenn die USA ein paar hundert Abrams geliefert hätten wäre das eine triviale Entfernung.
(22.03.2023, 13:45)Nightwatch schrieb: [ -> ]Aber global betrachtet bleibt die Stadt irrelevant und man kann nur hoffen, dass die Ukraine hier nicht substanziell Kräfte verbraucht hat (oder gar plant dort weitere einzusetzen) und in ein, zwei, drei Monaten vor Tokmak liegen bleibt.
Ich weiß nicht. Wenn Putin mit "Oblaste Donetzk und Luhansk vollständig" ein neues Zwischenziel ausgegeben hat, nach dessen Erreichen eine Pause (zur Konsolidierung und Auf-/Nachrüstung) verhandelt werden soll, dann wären diese Verhandlungen für die Ukraine nach jetzigem Stand böse.

Hinzu kommen andere politische Fragen, wie: Sinkt die US Unterstützung wenn die Ukraine objektive Verluste an Land erleidet (mit den Republikanern auf dem Startblock), und soll Wagner und den Falken in Moskau kein Erfolg gegönnt werden damit sie kein Oberwasser bekommen?
Mit Bakhmut hätte er die Oblastgrenzen aber auch noch (längst) nicht erreicht. Und wann Putin wie verhandeln möchte ist erstmal zweitrangig solange die ukrainischen Offensive noch nicht stattgefunden hat.
Die muss dann Erfolge bringen, völlig unabhängig davon wo genau die Front im Donbas dann verläuft.
Tut sie das nicht, sondern bleibt etwa ähnlich wie die russischen Bemühungen jetzt nach wenigen Metern liegen, stellt sich für alle Beteiligten die Frage, wie es weitergehen soll.

Mein Kenntnisstand bezüglich der US-Hilfen ist, dass es für FY23 keine Probleme geben dürfte. FY23 läuft bis zum 30.06.23. Die Biden Administration hat sich entschieden, Ukrainehilfen nichts in reguläre Budget für FY24 aufzunehmen, zusätzliche Mittel müssen separat vom Kongress bewilligt werden.
Man wird sehen was passieren wird. Tendenziell sicherlich - bleibt die ukrainische Gegenoffensive aus oder ist erfolglos wird sich das House eher querstellen als wenn die Ukrainer die Russen gerade ins Meer getrieben haben.
Davon abgesehen müsste man sich separat ansehen, was Biden zumindest an militärischen Gütern als Oberbfehelshaber am Kongress vorbei in die Ukraine liefern könnte. Das größere Problem scheint hier doch zu sein, dass die Biden Administration schlicht nicht will.
(22.03.2023, 13:45)Nightwatch schrieb: [ -> ]Bakhmut wird mit mittlerweile erheblichen Verlusten bis zum äußersten gehalten weil die politische Führung hofft, die Stadt bis zum kulminieren der russischen Offensivbemühungen halten zu können. Militärisch wäre es nach den erfolgreichen russischen Vorstößen an den Flanken sinnvoller gewesen (und ist es immer noch) aus der Stadt zurückzuweichen und die verzögernde Verteidigung in den mittlerweile befestigten Ortschaften jenseits der Stadt mit akzeptableren Verlusten fortzuführen. ...

Optimistisch betrachtet wäre meine Hoffnung, dass man in Bakhmut die Russen nur genau so lange bindet, bis die Offensive an anderer Stelle erfolgt und man zeitgleich von Bakhmut auf die nächste Linie zurück weicht. So lange der russische Sieg in Bakhmut weiterhin bevorzustehen scheint, wird die Truppenkonzentration aufrecht erhalten werden. Sobald aber die symbolträchtig überhöhte Stadt fällt, werden große Kapazitäten frei, die einen ukrainischen Durchbruch an anderer Stelle verhindern könnten.
Ich möchte nochmals darum bitte, für Meldungen und Diskussionen zu den Sanktionen gegen Russland den passenden Strang zu benutzen:
https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=6614
Hab leider so wenig Zeit zur Zeit, daher nur ganz kurz: Wagner hat (angeblich) angekündigt seine Truppen vollständig oder größtenteils aus der Ukraine abzuziehen. Die freiwerdenden Kräfte will man in Afrika einsetzen, oder sonst andernortens im Ausland.
Rußland hat nun angekündigt im Jahr 1.500 Panzer zu bauen, zu vermuten ist dass damit fast nur der Typ T90 gemeint ist. Man geht nun allgemein davon aus dass Rußland diese Zahlen nicht ansatzweise erreichen wird. Vergleicht man die Panzerzahlen in den heutigen Armeen der größeren Mächte dann wäre 1.500 Stück natürlich eine sehr hohe Zahl. Nun habe ich mal geschaut wie viel die Sowjets im 2. WK gebaut haben. So kam man zwischen 42-44 auf durchschnittlich 24.000 Panzer und Selbstfahrlafetten im Jahr unter Weltkriegsbedingungen. 80 Jahre später sollen weniger als 10% dieser Zahlen nun unerreichbar sein. Auch wenn man davon ausgeht dass Panzer heutzutage um Einiges komplexer sind als damals stellt sich doch die Frage wie man sich da so sicher sein kann dass Rußland diese Kapazitäten nicht aufbauen könnte unter der Prämisse dass man dort auch auf Kriegsproduktion umstellt. Ich befürchte dass man da am Ende wieder böse überrascht werden könnte.
Das Problem ist die ganze Elektronik, die Sensorik, die Chips usw. Wenn es nur darum ginge Panzer ohne all dies zu bauen, könnte Russland locker ganz andere Zahlen produzieren, aber das nützt so halt heute nichts mehr. Zudem hat die 90er Jahre Russenmafia welche diesen Staat heute führt die russische Rüstungsindustrie in genau diesen Schlüsselkomponenten hochgradig vom Ausland abhängig gemacht um sich dadurch noch mehr selbst zu berreichern.

Und die aktuelle (selbstverschuldete) Notlage Russlands wird nun den verbliebenen ausländischen Lieferanten ausgenützt, nur noch Schrott und Veraltetes zu überteurten Preisen geliefert und das eigentlich notwendige zu nochmals weit teureren Preisen in geringen Stückzahlen.

Eigentlich eine Ironie, dass die russische Rüstungsindustrie noch nie so abhängig vom Ausland war wie sie es heute ist. So ein Missstand könnte theoretisch mit der Zeit überwunden werden, aber das dauert selbst unter optimalen Umständen etliche Jahre, nur um die Grundlagen überhaupt wiederherzustellen. Und die Umstände sind in Russland alles andere als optimal.

Die einzige Chance wie Russland daher größere Produktionszahlen realisieren könnte wäre, bewusst eine einfachere und rückständigere Technik zu verbauen und das geschieht meiner Kenntnis nach auch schon. Das sind dann auf dem Papier und nach außen T-90, aber genau genommen nicht, weil die neugebauten T-90 in wesentlichen Bestandteilen veraltete Technik verwenden.

Das ist nicht per se schlecht. Man könnte es sogar zu seinem Vorteil wenden, wenn man fähig wäre und in der Lage über die eigene unmittelbare mafiöse Gier hinaus zu denken.
(23.03.2023, 22:58)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Und die aktuelle (selbstverschuldete) Notlage Russlands wird nun den verbliebenen ausländischen Lieferanten ausgenützt, nur noch Schrott und Veraltetes zu überteurten Preisen geliefert und das eigentlich notwendige zu nochmals weit teureren Preisen in geringen Stückzahlen.

Hohe Preise sind das Eine Qualität und Quantität wären die anderen Punkte. So richtig erschließt sich mir nicht warum die verbliebenen Handelspartner das tun sollten (nur noch Schrott und/oder Veraltetes in geringer Stückzahl liefern, außer natürlich sie kommen selbst an nichts Besseres heran. Gibt es da mal ein Beispiel mit einem konkreten Teil welches nur noch so geliefert wird?
Vorweg: Ich hoffe sehr, dass deine Einschätzung zutrifft / zutreffen wird.
Ich möchte nur kurz nachhaken, warum die Russen nicht einfach die notwendige Technik aus China ordern?
Ich meine, das notwendige Wissen sollten die Chinesen ja nach Jahren des Abkupferns drauf haben. Vielleicht nicht ganz die Qualität der westlichen Welt, vielleicht auch nicht auf dem allerneuesten stand der Technik, aber Sie haben ja gerade im elektrotechnischen Bereich aufgeholt und somit sollten die benötigten Teile für einen T90 doch produzierbar sein. Und das vermutlich zu wesentlich günstigeren Erzeugerpreisen.
Die Lieferung solcher Teile könnte von China vermutlich recht problemlos "unterm Radar" geschehen, da die geforderten Teile ja weder riesige Baugruppen beinhalten, noch direkt als militärisches Material erkennbar sind.
Zudem haben sie ja ihre unbegrenzte Partnerschaft gerade erst medienwirksam zur Schau gestellt, also würde sich wohl über "ein bisschen" Unterstützung für Russland keiner wundern.
Würde mich einfach interessieren, wo hier der Haken ist.

Damit es nicht zu weit ab vom Strang ist (und ein bisschen passt es auch zum Thema):
Angeblich wurden jetzt die ersten T54 / T55 auf Güterzügen in der Region Moskau gesichtet. Es wurde ja schon öfters darüber spekuliert, wann die ersten Panzer dieser Bauart in der Ukraine gesichtet werden (Mal abgesehen vom modernisierten M55-S auf ukrainischer Seite).
Jetzt häufen sich diese Meldungen, eventuell ist es also bald so weit.
Zitat:Rußland hat nun angekündigt im Jahr 1.500 Panzer zu bauen, zu vermuten ist dass damit fast nur der Typ T90 gemeint ist.
Das ist m. E. viel Psychologie und Propaganda mit im Spiel. Der T-90 ist kein schlechter Panzer, egal nun ob mit neuerer oder älterer Technik, allerdings ist diese kolportierte Zahl völlig übertrieben. Man hat erstens in 25 Jahren vermutlich nur an die 1.000 Exemplare gebaut - und dies in Friedenszeiten und mit Exportaufträgen im Hintergrund - und zweitens wurden die Produktionslinien nach 2010 recht stark ausgedünnt, da die Industrie immer wieder mit "Großaufträgen" für den neuen Armata gerechnet hatte, die aber bislang nicht kamen. Uralwagonsawod bspw. hat von ehemals drei Produktionsstraßen für den T-90 nur noch eine.

Und als Medwedew im Oktober letzten Jahres die Industrie besuchte, musste er faktisch den Betreibern drohen, dass sie ihre Korruption in den Griff kriegen müssten. (Wobei er sich da selbst auch an die Nase fassen müsste.) Man hat ihm dann zugesichert, dass man wohl 30 Fahrzeuge (wobei da keine T-90 explizit genannt wurden) im Monat ausliefern könne. Wenn alles gut geht, wenn alles Material dableibt, wenn nichts veruntreut wird etc. pp.

Und nun will man 1.500 T-90 pro Jahre produzieren?

Schneemann
Ich habe hier ein sehr aufschlussreiches Video von Säbelzahnmöwe.

Die Analyse und Zahlen halte ich für glaubwürdig.

Kurz zusammengefasst:
  • Uralwagonsawod: 250 Neubauten. Einziges Werk was neue Panzer bauen kann.
  • Omsktransmash: 200 Modernisierungen / Jahr
  • 61. Panzerreperaturwerk: 200 Modernisierungen / Jahr
  • 103. Panzerreperaturwerk: 200 Modernisierungen / Jahr
Weiterhin soll wohl noch ein Werk gebaut bzw. wieder in Betrieb genommen werden was dann auch so ca 200 Panzer im Jahr Instandsetzen oder modernisieren könnte.

https://www.youtube.com/watch?v=8sLcx__ims8
lime:

Zitat:So richtig erschließt sich mir nicht warum die verbliebenen Handelspartner das tun sollten

Meiner Einschätzung nach, weil die VR China die gleiche Strategie fährt wie die USA und in Wahrheit keinerlei Interesse daran hat, dass der Krieg zeitnah endet. Dabei sollen sowohl der Westen wie auch Russland so weit wie möglich geschwächt werden und Russland nachhaltig so weit wie nur irgendwie möglich ausgeblutet werden. Dazu darf die Ukraine zwar nicht gewinnen, weshalb es höchstwahrscheinlich eine ganze Menge verdeckte chinesische Waffenhilfe gibt (Übersetzung: kostenlose Entsorgung abgelaufener und veralteter Militärgüter in Russland statt für deren Demontage Mittel aufwenden zu müssen), aber diese Waffenhilfe soll nie so ausfallen, dass Russland damit siegen könnte. Es soll aber umgekehrt auf gar keinen Fall zeitnah verlieren, die Hoffnung verlieren und/oder den Kampf sonstwie einstellen.

Zudem nützen die Chinesen aus West-Taiwan immer und grundsätzlich jede Schwäche zu ihrem alleinigen Vorteil aus.

Als langfristiges politisches Ziel der West-Taiwanesen sehe ich hier die Wiedereingliederung der Äußeren Mandschurei, der Mongolei und einiger anderer Gebiete in Russland und Kasachstan an. Das ist auf jeden Fall ein Primärziel von West-Taiwan, da diese Gebiete immer als genuin chinesisches Territorium verstanden werden.

Entsprechend hat China keinerlei Interesse daran Russland irgend etwas Gutes zu tun, ganz im Gegenteil. Man will Russland zudem als Teil der Vorbereitungen der Eroberung Taiwans durch West-Taiwan so weit wie nur möglich zu einem hörigen Junior-Partner degradieren, bevor der Krieg in Ostasien losbricht. Meiner Meinung nach ist der Krieg um Taiwan unvermeidbar, keine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann. Entsprechend zielt die Strategie West-Taiwans auf die Vorbereitung für diesen Krieg, wie bei den USA auch.

Man kann die Strategie beider Weltmächte in Bezug auf Russland meiner Ansicht nach nicht nachvollziehen, wenn man hier nicht die Taiwanfrage mit einbezieht. Beide Seiten wollen Russland aus dem Spiel nehmen bzw. degradieren, damit sie sich davon ungestört Taiwan widmen können. Im Fall West-Taiwans soll Russland zum bloßen Rohstofflieferanten degradiert werden, der unter Weltmarktpreis die chinesische Rohstoff- und Energiesicherheit sicherstellt und im Idealfall soll es Gebiete verlieren die man heim ins Reich holt, im Fall der USA soll Russland komplett zerlegt werden, beispielsweise durch einen internen Machtkampf / Bürgerkrieg als Folge einer katastrophalen Erschöpfungsniederlage in der Ukraine nach mehreren Jahren Krieg, damit es für West-Taiwan als Quelle von Rohstoffen und Energie so weit wie möglich ausfällt. Deshalb planen die USA ja auch explizit in Richtung eines Innenpolitischen Umsturzes in Russland, damit eine neue russische Regierung zu West-Taiwan ein anderes Verhältnis einnimmt.

Stichwort Erschöpfungsniederlage:

Russland investiert aktuell ca 15 % seiner Wirtschaftsleistung in den Krieg, da geht noch was. Die Ukraine hingegen investiert ca 45 % ihrer Wirtschaftsleistung und diese ist zudem kleiner als die russische und viel stärker unmittelbar vom Krieg betroffen. Die Differenz aus beidem muß der Westen noch mehrere Jahre lang ausgleichen, wenn die Ukraine nicht vor Russland zusammen brechen soll.
(27.03.2023, 22:41)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]lime:

Als langfristiges politisches Ziel der West-Taiwanesen sehe ich hier die Wiedereingliederung der Äußeren Mandschurei, der Mongolei und einiger anderer Gebiete in Russland und Kasachstan an. Das ist auf jeden Fall ein Primärziel von West-Taiwan, da diese Gebiete immer als genuin chinesisches Territorium verstanden werden.

Bei der Mentalität in China allgemein und gerade derer der politischen Kaste können diese Pläne aber noch mehrere 100 Jahre bis zu ihrer Vollendung dauern. Tatsächlich hat nicht einmal die Strategie der Übernahme durch Einwanderung in Richtung Mongolei funktioniert. Die Anzahl der Chinesen in der Mongolei stagniert seit Jahren. Hinzu kommt dass es sich größtenteils um Arbeiter handelt die dort keine Familien gründen und wenn dann haben sie maximal 1-2 Kinder. Dem gegenüber steigt die Geburtenrate der Mongolen in den letzten Jahren wieder an in Richtung 3 Kinder pro Frau. Die einzige Einwanderergruppe die in der Mongolei stetig wächst sind die Kasachen und somit gewinnt auch der Islam prozentual gesehen immer mehr an Bedeutung, wenn auch noch im kleinen Rahmen. Die Blaupause Tibet in der man diese Strategie seit Jahrzehnten verfolgen kann zeigt dass die Han-Chinesen wenig Interesse haben die Ideen der politischen Führung umzusetzen, denn Han-Chinesen machen auch nach Jahrzehnten noch keine 10% der tibetanischen Bevölkerung aus. Tatsächlich kann diese Strategie selbst in Tibet als gescheitert betrachtet werden, da die Anzahl der Han-Chinesen prozentual in den letzten Jahren in Tibet schon wieder am Sinken ist. Die Ideen sich über die Mongolei weiter gen Rußland auszudehnen dürften dementsprechend maximal Zukunftsmusik bleiben. Ich denke dass die chinesische Führung dies auch so realisiert hat und sich wohl auf Taiwan und den Hauptgegner USA konzentrieren wird. Hierbei besteht für China die größte Gefahr daran dass in Rußland eine Regierung an die Macht kommen könnte die zum Westen überläuft und genau deshalb glaube ich nicht dass die chinesische Regierung aktuell irgendwelche Bestrebungen hätte Rußland zu schaden bzw. nicht ausreichend zu unterstützen. Meines Erachtens wird das chinesische Hauptaugenmerk nach einer möglicherweise erfolgreichen Übernahme Taiwans weiter in Richtung Süden gehen, in Staaten die schon große chinesische Minderheiten haben, wie zum Beispiel Malaysia oder Singapur. Singapur wäre nach Taiwan sowieso das interessanteste Ziel für China, denn ca. 75% der Einwohner sind Chinesen und man könnte eine regionale Wirtschaftsmacht mit globaler Bedeutung übernehmen.
Ob die Chinesen sich tatsächlich bis nach Kasachstan hin ausbreiten wollen, kann man sicherlich hinterfragen. Nicht, dass sie es nicht vielleicht wöllten, aber es wäre ihnen vermutlich zu teuer und zu unwirtschaftlich. Ohne nun zu sehr abschweifen zu wollen: Der Hinweis, dass die Assimilierungspolitik in Tibet rückläufig sei, ist nicht ganz haltbar, es ist hierzulande nur noch nicht ganz angekommen; die genannten Abwanderungen treffen meistens administrative Personen, da die Tibeter mittlerweile sehr auf Linie sind und ferner auch durchaus die Vorzüge der chinesischen Infrastrukturinvestitionen nach und nach schätzen gelernt haben (womit ich die Besetzung nicht schönreden oder rechtfertigen will). Zumal die einfachen Tibeter die Herrschaft der Mönchskaste zunehmend kritisch sahen und sehen. Aber gut, anderes Thema... Wink

Unzweifelhaft aber wird China einer der Hauptprofiteure des Ukrainekrieges sein. Man liefert gerade so viel, wie auch Quintus schon schrieb, dass die Russen irgendwie noch weiter kämpfen können und nicht untergehen - und dass der Westen weiter die Ukraine versorgen muss, was seine Waffen- und Materialaufwendungen bindet bzw. ablenkt -, sichert sich aber selbst billigst Rohstoffe, die deutlich unter den Weltmarktpreisen zu haben sind.

Quasi lehnt man sich Rücken an Rücken aneinander, wobei aber die bereits angeschlagenen Russen im Zugzwang sind (Exportnotwendigkeiten, Materialnotwendigkeiten), während die Chinesen sich relativ ungestört freischwimmen können für den potenziell möglichen Waffengang gegen Taiwan und zugleich noch die Westmächte beständig in der Ukraine binden. Da sehr viel Öl für Peking noch über Seerouten aus Nahost kommt - und die US Navy hier leichtes Spiel hätte, diese zu kappen -, hält man sich dadurch, dass man den kleinen Bruder in Moskau an sich bindet, rohstofftechnisch den Rücken in doppelter Hinsicht frei für den Krieg gegen Taiwan.

Während die Machthaber in Peking offiziell also von "Friedeninitiativen" etc. sprechen und das Land damit als wohlmeinende, verantwortungstragende Großmacht darstellen wollen (und teils auch können), schlägt man inoffiziell drei "Fliegen" mit einer Klappe:

1.) Man zwingt den Westen indirekt, einen Teil seiner Kraft nach der Ukraine abzulenken bzw. diese kanalisiert zu divergieren, da man Russland mit entbehrlichem Material unterstützt.
2.) Man degradiert Moskau endgültig zum Vasallen und lotst es in eine Abhängigkeitsrolle und sichert sich so billige Rohstoffe.
3.) Man verbessert die eigenen Chancen und reduziert die internationalen Abhängigkeiten bzgl. eines Waffenganges gegen Taiwan.

Schneemann