Annahmen des früheren britischen Generalstabschefs und dann Commander des Joint Forces Command - Sir Richard Barrons, ursprünglich bei der ZEIT; da dort aber hinter Bezahlschranke zudem indirekt zitiert von web.de
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023...gle.com%2F
https://web.de/magazine/politik/russland...n-37742084
Zitat:Nach Einschätzung des britischen Ex-Generals Sir Richard Barrons geht Russlands Präsident Wladimir Putin davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch bis 2026 dauern wird. "Putin hat seine Sicht der Dinge geändert. Er betrachtet den Krieg nicht mehr als Kampf zwischen Russland und der Ukraine, sondern als einen Jahre dauernden Krieg mit der Nato", sagte Barrons im Gespräch mit "Zeit Online".
Das ist auch meine Einschätzung bezüglich der aktuellen politischen Ansicht des russischen Regimes bzw. das was ich seit einiger Zeit schon von Bekannten in Russland höre, und was dementsprechend dort zunehmend das Narrativ in den russischen Medien wird, nämlich dass man in einem jahrelangen Zermürbungskrieg mit der NATO sei.
Zitat:Außerdem mobilisiere Moskau aus diesem Grund auch Truppen "im großen Stil" und rüste seine Armee auf. "Moskau ist in der Lage, ein Heer von 1,5 Millionen Menschen aufzustellen", analysiert Barrons. Das werde zwar Zeit in Anspruch nehmen, "aber die Ukraine muss darauf gefasst sein und die Initiative übernehmen".
Nun kann man zwar argumentieren, dass die Russen keine ernsthaften größeren mechanisierten Verbände mehr in Gang kriegen können, aber ein Krieg kann auch ohne solche immer weiter und weiter geführt werden und schließlich und schlussendlich sind auch die Ukrainer stark ausgeblutet und haben sehr hohe Verluste erlitten was das Material angeht. Entsprechend müssten wir hier und jetzt die Ukraine mit modernen Panzern ausrüsten damit ukrainische mechanisierte Verbände die russische Masse zerschlagen und vernichten können.
Ansonsten wird die Ukraine fallen, durch lauter schlecht ausgerüstete und schlecht ausgebildete russische Mobiks.
Zitat:Putin gehe davon aus, dass "dem Westen der Wille fehlt, die Ukraine über viele Jahre mit dem erforderlichen Geld und Material auszustatten". Der russische Präsident sei nach Barrons Einschätzung davon "überzeugt, dass die westliche Bevölkerung irgendwann vom Krieg und der Inflation genug hat und aufgibt".
Exakt so ist das aktuelle Narrativ in Russland. Das sowohl von Oben geschürt wird, als auch ohnehin in der Bevölkerung vorhanden ist: Der Westen sei zwar technologisch überlegen, er sei materiell und vom Reichtum her überlegen, aber ihm fehle die Ausdauer und die Leidensfähigkeit und deshalb werde sich Russland durchsetzen obwohl es unterlegen sei, weil die Russen härter und zäher als der Westen seien.
Zitat:"Sollte Russland mithilfe der Nato besiegt werden, wird Moskau sich bedroht fühlen und ein aggressiver Nachbar bleiben. Die Nato muss vorausplanen, wie sie sich verteidigt", fordert der Ex-General.
Exakt so ist es. Wenn Russland verliert, wird dies in keinster Weise eine stabilen / nachhaltigen Frieden zur Folge haben, sondern der nächste Krieg wird dadurch schon vorprogrammiert.
Nach Einschätzung des britischen Ex-Generals Barrons könnte die Lieferung der Kampfpanzer den "entscheidenden Wendepunkt im Krieg" bringen.
Zitat:"Etwa 300 Kampfpanzer, darunter Leopard-Panzer, würden der Ukraine sehr helfen, eine erfolgreiche Offensive gegen die Russen durchführen zu können", sagte Barrons. "Sie könnten damit die Front durchbrechen und die russische Infanterie ausschalten."
In diesem Kontext übrigens mal eine Anmerkung: Man unterschätzt ganz allgemein die Unterschiede im Kampfwert von Kampfpanzern! Es gab schon etliche Berichte von ukrainischen Panzersoldaten, die sehr stark betonten, was für erhebliche Unterschiede es macht, welchem Typ von Kampfpanzer man genau gegenüber steht und wie modern dieser ist. Beispielsweise nannten ukrainische Panzerkommandanten ein Mindestverhältnis von 3 : 1 wenn man einen T-90 vor sich hat. Man würde dann mindestens 3 ukrainische Panzer des neuesten Typs benötigen und Glück um mit einem T-90 fertig zu werden. Ältere russische Modelle hingegen seien unterlegen und da verschiebe sich entsprechend das Verhältnis zugunsten der Ukrainer etc
Entsprechend würden moderne westliche Kampfpanzer hier meiner Überzeugung nach eine erhebliche Wirkung entfalten. Weit mehr als dies rein von ihrer Zahl her zu erwarten wäre.
Zitat: "Berlin hat eine Schlüsselfunktion dabei, der Ukraine zum Erfolg zu verhelfen. Wenn die deutsche Regierung sich jedoch gegen die Panzerlieferung entscheidet, wird sie maßgeblich dafür verantwortlich sein, wenn die Ukraine den Krieg nicht gewinnt", sagte Barrons.
Und da sieht besagter Ex-General den Widerspruch in seiner eigenen Argumentation nicht: wenn die Ukraine den Krieg gewinnt wird Russland auch laut seiner Angabe ein aggressiver und hochproblematischer Nachbar sein, ein Folgekrieg sei wahrscheinlich. Die Frage ist dann zudem unter wem und unter welchen Umständen!
Es ist immer noch die gleiche entscheidende Frage, ob Russland diesen Krieg wirklich zeitnah verlieren soll - und was dann die Folgen davon sein werden. Die Fernwirkungen solcher Entscheidungen sind extrem schwer kalkulierbar und sie könnten im Gegensatz zu einem Status Quo eines lange Jahre weiter dauernden Konfliktes der dann schließlich irgendwann aus völliger Erschöpfung einfriert ("ewiger" Waffenstillstand wie im Koreakrieg) deutlich negativer ausfallen. Meiner Ansicht nach wollen die USA in Wahrheit auf letztgenanntes hinaus und sie wollen gar keinen nachhaltigen ukrainischen Sieg, zumindest nicht zeitnah.
Und rein persönlich halte ich diesen Winter wesentlich mehr Luftraumverteidigung für die Ukraine für wesentlicher als hunderte Kampfpanzer, aber gerade damit hat man viel zu lange herum gezögert. Die Ukraine zu erhalten könnte wesentlicher werden als ihr zum Sieg zu verhelfen, denn die Ukraine wird recht ganzheitlich angegriffen und es nützt nichts, wenn die ukrainischen Truppen an der Front in der Vorwärtsbewegung Siege einfahren, wenn hinter ihnen dass ganze Land so weit zerstört wird, dass eine moderne Gesellschaft darin auf lange Zeit hin nicht mehr gedeihen kann.
Die Lieferung substanzieller Mengen von Kampfpanzern wäre meiner Meinung nach hingegen eher ein Langzeitprojekt. Man könnte und sollte durchaus schon anfangen die Besatzungen auszubilden um das vorzubereiten, denn auch das zeigt sich im Ukrainekrieg beim Einsatz von Kampfpanzern fortwährend: wie wesentlich das Können der Besatzungen ist.
Das war ja auch ein Vorschlag der Ukrainer, bereits hier und heute Besatzungen auszubilden obwohl die Lieferung noch nicht durch ist / bzw. beschlossen wurde.