(11.11.2022, 17:06)Nightwatch schrieb: [ -> ]Wenn die Russen etwas können in diesem Krieg dann ist es der Rückzug. Und das meine ich nicht einmal sonderlich ironisch.
Danach sieht es auch tatsächlich aus. Zu meiner großen Verwunderung ist bislang noch nichts von Massenkapitulationen / Gefangenennahmen russischer Soldaten und Einheiten zu hören. Als die Brücke in Kherson in die Luft flog, dachte ich zuerst unwillkürlich an die Szenen an der Berezina (1812) oder die zu früh erfolgte Sprengung der Brücke über die Elster in der Völkerschlacht bei Leipzig - halt nur dieses Mal auf russischer Seite.
Genau dieses Schicksal für die russischen Truppen scheint aber nicht einmal ansatzweise eingetroffen zu sein (zumindest bislang). Klar, sie haben viel Material zurücklassen müssen und dies wohl auch überhastet, denn da scheint schon wieder schlicht nicht einmal an das allermindeste, die Unbrauchbarmachung zurückgelassenen Materials, gedacht worden zu sein.
Natürlich ist auch da wieder entsprechend Vorsicht geboten, da (pro)ukrainische Berichterstattung auch hier mit Sicherheit wieder ordentlich eine Schippe drauf packt, aber Zehntausende (die angenommenen und verlautbarten Zahlen variieren ja doch immer mal wieder recht erheblich) bei dieser doch scheinbar engen Verfolgung und Ermüdung durch die Ukrainer. Aber müssten die völlig „demoralisierten“ Russen nicht längst zu Hauf aufgegeben haben und so wenigstens ihr nacktes Überleben sichern? immerhin wäre dies auch eine recht günstige Gelegenheit sich dem regelrechten Verheizen, wie es uns immer wieder gezeigt oder meinetwegen auch nur suggeriert worden ist, zu entziehen.
Versucht man sich mal in solch eine Truppe auf verlorenem Posten (und die Lage an diesem Frontabschnitt war es prinzipiell schon seit etlichen Wochen) hineinzuversetzen, was sind die weiteren Aussichten? Alles andere als optimistisch, würde ich meinen. Dann doch lieber halbwegs gesichert überwintern.
(11.11.2022, 15:05)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]1. Angeblich ist die Stadt nicht einmal mit Fallen aller Art, Minen, Sprengfallen und ernsthaften Sprengladungen vollgestopft worden, was ja mal wenigstens das mindeste wäre. Erstaunlich.
2. Zumindest könnte man jetzt den Damm komplett hochjagen.
zu 1.: Genau dies wirft doch Fragen ohne Ende auf. Wenn das einmal passiert, oder meinetwegen in kleinerem Ausmaß immer mal wieder, geschenkt - Menschen machen Fehler. Aber immer und immer wieder? In derartig fahrlässiger, ja schon an aktive Sabotage grenzende, Art und Weise? Und dann noch in diesen Dimensionen? Das kann eigentlich nicht sein. Wollen bestimmte Kräfte bei den Russen, dass es gegen die Wand fährt? Das stinkt doch zum Himmel. Zumindest erscheint mir diese Frage völlig legitim.
zu 2.: Nach wie vor glaube ich, dass keine der beiden Seiten genau das gebrauchen kann. Klar, das würde die Übersetzung auf das Südufer gewaltig erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen, aber alle möglichen Berichte deuten doch darauf hin, dass dann das Atomkraftwerk von Saporischschja (das lateinische Alphabet treibt mich bei der Umschreibung der ukrainischen Namen echt noch in den Wahnsinn :-D ) nicht mehr zu kühlen wäre. Und die Folgen wären schlicht nicht mit Sicherheit kalkulierbar. Wettervorhersagen und damit auch Windrichtungen können sich allein durch mikroklimatische Einflüsse oder andere Phänomene extrem schnell ändern. So etwas ist immer nur eine Wahrscheinlichkeitsrechnung beruhend auf bisherigen Ereignissen seit Wetterdatenerfassung, mehr nicht. Man weiß auch nicht mit Sicherheit, was da unterirdisch alles verläuft. Ein Bekannter aus Odessa erzählte mir mal von seiner Kindheit und von dem unglaublich ausgedehnten Höhlensystemen dort. Diese Karte kann meines Erachtens niemand ernsthaft spielen wollen.
Andererseits ist in den letzten Monaten so manches kaum rational zu erklären gewesen.