10.10.2022, 09:53
@Quintus
Aber ich habe ein wenig Schwierigkeiten damit, es alles so in einen Topf zu werfen. Tschetschenien mal außen, das was dort teils geschah, auch an Gefangenentötungen, sprengt den Rahmen. (Gleichwohl aber gab es auch damals schon heftige Proteste im Westen.)
Womit ich aber etwas Probleme habe, ist die Formulierung, dass es z. B. in Syrien den Westen nicht interessiert hätte, was dort geschah. Ich denke, es war genau das Gegenteil der Fall - die willkürlichen russischen Bombenangriffe auf Hospitäler oder Konvois von Zivilisten haben durchaus heftige Proteste hervorgerufen, von einem Ignorieren kann man also schwerlich reden.
Und hier müsste man zugleich innerhalb dieses Geschehens unterscheiden: Die Art und Weise, wie willkürlich Bomben auf zivile Ziele geworfen wurden, geschah auch schon in Syrien und wir sehen nun die Wiederholung in der Ukraine, wo Städte ähnlich zerbombt wurden (und wo auch ein Mann wie Misinzew aktiv ist, der schon in Syrien für seine Brutalität bekannt war). Gleichwohl aber waren die Russen in Syrien nur in wenige Bodenkämpfe direkt verwickelt, während sie in der Ukraine massiv in solche verstrickt sind, und aus diesen resultierten auch zahlreiche bzw. die meisten Massaker. D. h. Syrien und die Ukraine ähneln sich bzgl. der Bombardierung ziviler Ziele, aber sie unterscheiden sich hinsichtlich der Intensität der Bodenkämpfe und der Ermordung von Zivilisten im Rahmen solcher Kämpfe bzw. während Rückzügen. Auch diese Plünderorgien wie aktuell finden sich in Syrien quasi kaum (was vermutlich auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass die meisten Russen ihren Basen nicht verlassen mussten und dass es wenig zum Plündern gab).
In Georgien 2008 wären mir zudem solche Übergriffe, wie wir sie derzeit sehen, nicht in Erinnerung. Vermutlich kamen während des ganzen Georgienkrieges geschätzt 250 Zivilisten ums Leben (deutlich weniger als in Butscha alleine getötet wurden), davon vermutlich die Hälfte alleine schon bei Artillerie- oder Raketenangriffen. D. h. die Zahl derjenigen, die wirklich Gräueltaten wie in der Ukraine zum Opfer fielen, dürfte sich sehr stark eingrenzen lassen auf ein paar dutzend Personen. Und darin sind auch solche Ermordete enthalten, die von georgischen Sicherheitskräften getötet wurden, weil man sie der Kollaboration mit den Russen verdächtigte. Insgesamt gesehen lassen sich meiner Meinung nach die Geschehnisse in Georgien also nicht mit dem Wüten der Russen gegenwärtig in der Ukraine vergleichen.
Schneemann
Zitat:Wenn du mit vorangegangene Kriege nun russische Kriege meinst: absolut nicht. Die Russen kämpfen in der Ukraine hier und heute zurückhaltender, teilweise deutlich zurückhaltender als in Tschetschenien oder in Syrien. Gerade der Vergleich mit Tschetschenien zeigt auf, wie extrem kass die russische Armee wüten kann, da sind alle bisherigen Tagen in der Ukraine noch harmlos im Vergleich. Auch in Georigen wurde ganz genau so rummarodiert. Der Westen hat all diese Greuel nur einfach völlig ignoriert, traf ja nur irgendwelche Tschetschenen oder Syrer. Und Wagner hat de facto mit seinem Auftreten in Afrika auch nur ein Verbrechen nach dem anderen angehäuft.Also zunächst: Ja, ich meinte vorangegangene russische Kriege.
Aber ich habe ein wenig Schwierigkeiten damit, es alles so in einen Topf zu werfen. Tschetschenien mal außen, das was dort teils geschah, auch an Gefangenentötungen, sprengt den Rahmen. (Gleichwohl aber gab es auch damals schon heftige Proteste im Westen.)
Womit ich aber etwas Probleme habe, ist die Formulierung, dass es z. B. in Syrien den Westen nicht interessiert hätte, was dort geschah. Ich denke, es war genau das Gegenteil der Fall - die willkürlichen russischen Bombenangriffe auf Hospitäler oder Konvois von Zivilisten haben durchaus heftige Proteste hervorgerufen, von einem Ignorieren kann man also schwerlich reden.
Und hier müsste man zugleich innerhalb dieses Geschehens unterscheiden: Die Art und Weise, wie willkürlich Bomben auf zivile Ziele geworfen wurden, geschah auch schon in Syrien und wir sehen nun die Wiederholung in der Ukraine, wo Städte ähnlich zerbombt wurden (und wo auch ein Mann wie Misinzew aktiv ist, der schon in Syrien für seine Brutalität bekannt war). Gleichwohl aber waren die Russen in Syrien nur in wenige Bodenkämpfe direkt verwickelt, während sie in der Ukraine massiv in solche verstrickt sind, und aus diesen resultierten auch zahlreiche bzw. die meisten Massaker. D. h. Syrien und die Ukraine ähneln sich bzgl. der Bombardierung ziviler Ziele, aber sie unterscheiden sich hinsichtlich der Intensität der Bodenkämpfe und der Ermordung von Zivilisten im Rahmen solcher Kämpfe bzw. während Rückzügen. Auch diese Plünderorgien wie aktuell finden sich in Syrien quasi kaum (was vermutlich auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass die meisten Russen ihren Basen nicht verlassen mussten und dass es wenig zum Plündern gab).
In Georgien 2008 wären mir zudem solche Übergriffe, wie wir sie derzeit sehen, nicht in Erinnerung. Vermutlich kamen während des ganzen Georgienkrieges geschätzt 250 Zivilisten ums Leben (deutlich weniger als in Butscha alleine getötet wurden), davon vermutlich die Hälfte alleine schon bei Artillerie- oder Raketenangriffen. D. h. die Zahl derjenigen, die wirklich Gräueltaten wie in der Ukraine zum Opfer fielen, dürfte sich sehr stark eingrenzen lassen auf ein paar dutzend Personen. Und darin sind auch solche Ermordete enthalten, die von georgischen Sicherheitskräften getötet wurden, weil man sie der Kollaboration mit den Russen verdächtigte. Insgesamt gesehen lassen sich meiner Meinung nach die Geschehnisse in Georgien also nicht mit dem Wüten der Russen gegenwärtig in der Ukraine vergleichen.
Zitat:Dazu kommt noch, dass die russische Gesellschaft an sich kulturell hochgradig gewaltätig ist...Ich denke, dass man immer etwas vorsichtig sein sollte, einer Gesellschaft eine (generelle?) Kultur der Gewalttätigkeit zu unterstellen. Man kann sowas erzeugen, durch Propaganda, durch Hass oder Angst, und das hat das gegenwärtige russische Regime in Teilen der Bevölkerung wohl auch geschafft (und die Zustände in der Armee spotten eh jeder Beschreibung), aber eine generelle kulturelle Neigung dazu sollte man nicht annehmen, weil dies wiederum irrige Rückschlüsse generieren könnte.
Schneemann