Tiger schrieb:
Zitat:Die Pointe dabei ist, das London ursprünglich nicht bombardiert werden sollte.
Die erste Bombardierung durch die Reichsluftwaffe soll irrtümlich durch ein verirrtes Flugzeug erfolgt sein.
Das ist richtig. Es gab sogar zeitweilig von deutscher Seite aus die Direktive, keine Landziele, sondern höchstens Werftanlagen oder Schiffe in Küstennähe anzugreifen. Durch einen Navigationsfehler warf im August 1940 eine Staffel deutscher Bomber Bomben auf London, worauf die Briten in der darauffolgenden Nacht Berlin angriffen. Hitler nahm dies zum Anlass, Großangriffe auf London anzuordnen. Dies hatte u. a. zur Folge, dass die Luftwaffe der RAF wichtige Entlastungsmomente bescherte, weil die Deutschen nicht mehr deren Flugplätze, sondern nun städtische Ziele angriffen. Es war somit der Beginn der strategischen Niederlage der Deutschen in der Schlacht, weil die britischen Jägerkräfte sich dadurch erholen konnten.
Interessant ist aber, dass es bereits am 8./9. Juni 1940 einen britischen Luftangriff auf Berlin gegeben hatte (wenngleich auch mit minimalen Schäden), noch ehe eine deutsche Bombe auf London gefallen war.
Shahab3 schrieb:
Zitat:...(jährlich 3000 Tote, ein Großteil davon sind Zivilisten), in der Konsequenz (vgl. Erichs These) zur einer Veränderung der Stimmungslage in Afghanistan und Pakistan geführt hat...
Falsche Behauptung, bitte ändern. Es starben, je nach Schätzung, zwischen 2004 und 2012 zwischen 2.500 und 3.300 Menschen bei Drohnenangriffen, also etwa 300 bis 400 im Jahresdurchschnitt. Also wieder mal nicht aufgepasst und dem „Dresden-Effekt“ erlegen (d. h. den Opferzahlen eine „0“ hinzugefügt). :roll:
Zitat:Es war konkret die konsequente Zerstörung der deutschen Ballungsräume und die sehr gezielte Erzeugung einer humanitären Katastrophe in Deutschland, die zur kollektiven Kapitulation führten.
Nein. Die Zerstörungsorgien, besonders auch gegen militärisch recht unbedeutende Städte im Winter 1944 und Frühjahr 1945, hatten keine Bedeutung, selbst die Angriffe auf Hamburg, Dresden oder die sog. "Schlacht um Berlin" spielten keine große strategische Rolle. Gravierend und entscheidend waren indessen die Angriffe auf die Nachschubwege (Eisenbahn- und Verkehrswege, z. B. Operation „Clarion“), die Flugfelder und die Industrien zur Erzeugung synthetischen Treibstoffs. Man darf nicht vergessen, dass z. B. im März 1945 noch 3.000 bis 3.800 deutsche Flugzeuge theoretisch einsatzbereit waren, aber es gab keinen Sprit mehr, keine sicheren Flugplätze und keine ausreichend mehr ausgebildeten Piloten, weil kaum mehr Sprit für Pilotentraining verfügbar (gewesen) war.
Man muss aber berücksichtigen, dass die massivsten Verwüstungen städtischer Ziele in Deutschland durch die Briten erfolgten, geschätzt etwa 70% aller 600.000 deutschen Luftkriegsopfer wurden von der RAF verursacht. Die USAAF hingegen, auch wenn mancher Anti-Amerikaner hier dies nicht gerne glauben mag, konzentrierte sich eher auf das, was den Krieg antreibt: Sprit, Rüstung, Stahl, Verkehrswege. Und sie hatte damit mehr Erfolg, was nun den alliierten Sieg im Zweiten Weltkrieg angeht, als die RAF mit ihren nächtlichen Städte-Raids..,
Zitat:Ansonsten bin ich mir absolut sicher, hätte es ohne dieses zivile Leid eine massive dt. Partisanenbewegung gegeben.
Das lässt sich nicht belegen. Weder Zeitzeugenaussagen, noch z. B. die geheimen SD-Berichte aus jener Zeit, lassen den Rückschluss zu, dass es das zivile Leid war, das eine massive Partisanenbewegung zunichte gemacht oder verhindert hätte. Es lässt sich generell eine recht weit verbreitete Passivität, ja beinahe Apathie, beobachten, etwa seit Stalingrad (1942/43, also vor dem Beginn der schweren Luftangriffe). Auch nach den massiven Bombenkampagnen gegen Hamburg, Berlin, das Ruhrgebiet oder Dresden lässt sich keine Veränderung dieses Verhaltens bemerken. D. h. komischerweise haben ferne Frontereignisse offenbar mehr sich ausgewirkt, als die Bombe, die beim Nachbarn herunterkam.
Der einzige Nachweis, dass Kriegsverwüstungen ein Ansteigen der Kampfbereitschaft nach sich gezogen hätten (oder nicht, je nachdem), lässt sich in Meinungen und Aufzeichnungen nach dem Eindringen der Sowjets in Ostpreußen ab dem Spätjahr 1944 finden. Aber dies auch nur vage. Allerdings wäre dies keine Auswirkung durch Luftangriffe gewesen, sondern durch den Landkrieg.
Schneemann.