08.03.2022, 17:35
(07.03.2022, 23:08)Tarond schrieb: [ -> ]Wie kommt es eigentlich, dass unsere Schiffe, obwohl Sie mittlerweile so große wie ausgewachsene Zerstörer (Arleigh Burke) werden vergleichsweise leicht bewaffnet sind?
Die Größe der deutschen Einheiten resultiert aus den Anforderungen an Redundanz, Standfestigkeit, Automation und Personalanforderungen (nein, Komfort ist dafür der völlig falsche Ausdruck), und auch wenn es naheliegend ist, diese als Vergleichsmaßstab zu setzen, so ergibt das letztlich keinen Sinn, weil es eine völlig andere Klasse von Schiffen darstellt. Das schlägt sich auch sehr deutlich in den Kosten nieder, denn wenn man Anschaffung und Unterhalt vergleicht, dann ergeben sich doch trotz vermeintlich hoher Kosten durch den "Kleinserienbau" recht ordentliche Unterschiede.
Zitat:Und warum müssen wir gefühlt alle Nase lang neue Schiffe designen, was sehr teuer ist während andere Marinen das gleiche Schiff (wiederum Arleigh Burke) einfach modernisieren und ansonsten den gleichen Schiffstyp seit 30 Jahren bauen.
Die heutigen Burkes nicht mehr viel mit den ersten Einheiten der Klasse zu tun, und natürlich ändert die benötigte Masse etwas an der Art, wie man Schiffe baut. Wenn man rein statistisch alle zwei Jahre eine Fregatte in Dienst stellt, noch dazu mit wechselnden Schwerpunkten, muss man häufiger neu ansetzen, als wenn man für den eigenen Bedarf jedes Jahr drei Zerstörer baut, plus weitere Einheiten wie eben die LCS, oder die kommenden Fregatten. Diese Vergleiche mit der US Navy ergeben auf nationaler Ebene schlicht keinen Sinn, völlig egal ob es da um Schlagkraft oder Bauweisen geht. Wenn dann müsste man einen europäischen Kontext bemühen, da könnte man viele gute Fragen stellen (brauchen wir so viele Unternehmen, brauchen wir so viele Klassen, brauchen wir so viele Fregatten) - aber bitte nicht hier im Thema.
Übrigens könnten wir uns für unsere aktuell 12 Fregatten rein rechnerisch vermutlich maximal 6 Burkes leisten, mit halbvollen Arsenalen und einer realen dauerhaften Einsatzbereitschaft von zwei Schiffen. Die Realität ist kein Quartettspiel und besteht aus mehr Faktoren als nur Tonnage, Kampfkraft und Anschaffungskosten.
(08.03.2022, 16:36)Seafire schrieb: [ -> ]Ein Blick auf die obige Tabelle zeigt Absurditäten wie die, dass ein einziges südkoreanisches Schiff der Sejong-der-Großen-Klasse mehr Raketen zum Einsatz bringen kann als: Die gesamte deutsche Brandenburg/Sachsen/MKS180-Klasse
Die Diskussion um exakt diesen Artikel hatten wir hier doch schon einmal, und die zitierte Aussage stimmt nicht. Ein KDX-III-Zerstörer führt 165 Raketen, eine F124 üblicherweise 130, kostet dafür aber bei angeglichenen Verhältnissen (kulturbereinigt) auch nur die Hälfte im Unterhalt. Der Unterschied ist die Art der Waffen, die ins Feld geführt werden, und die wiederum sind eine Folge von Einflussfaktoren, die eine Rolle spielen, aber selten beachtet werden (wie beispielsweise die geographischen Unterschiede, die unterschiedlichen Einsatzdoktrin, usw.). Solche Artikel sind plakativ, und natürlich haben sie einen wahren Kern, europäischen Marineeinheiten fehlt es in letzter Konsequenz an tatsächlicher Schlagkraft, das muss man nicht beschönigen. Aber man muss für einen seriösen Vergleich schon mehr Faktoren ins Feld führen als die Zahl der VLS-Zellen - insbesondere dann, wenn diese anders verwendet werden.