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Normale Version: Papua Neuguinea
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Unter "Naturkatastrophen" haben wir Papua Neuguinea schon erwähnt.

Tatsächlich gerät das so entlegene Land zwischen Indonesien und Australien immer mehr in den Focus der Politik.
Bereits im zweiten Weltkrieg haben hier die entscheidenden Schlachten stattgefunden, um den Vormarsch der Japaner auf Australien zu stoppen - und heute?
Indonesien hat sich des Nordteils der Insel Neuguinea mit seinen reichen Bodenschätzen bemächtigt, Australien übt über den selbstständigen Staat im Süden der Insel - keine Hegemonie, eher eine väterliche Beschützerrolle aus.

Indonesien und Australien rivalisieren - auch um die Bodenschätze im Meer zwischen den beiden Ländern. Und das bevölkerungsreiche Indonesien, das mit seinen malayischen Nachbarstaaten den Kern des ASEAN-Bündnisses bildet, beginnt sich immer selbstbewusster zu zeigen.
Australien kann vor seinem menschenleeren Norden kein demographisches Gegengewicht bilden. Australien kann schon jetzt nur mühsam die eigenen Küsten schützen - vor illegalen Migranten.
Die Waffenbeschaffungen der indonesischen Streitkräfte, insbesondere der Luftwaffe und Marine, untermauern dieses Selbstebwusstsein auch militärisch.

In unserem Thread "Die Streitkräfte Indonesiens im Wandel" beobachten wir die Beschaffung modernster Systeme - auch aus Russland. Und zugleich ist bereits dort im ersten Beitrag auf folgendes hingewiesen:
Zitat:.. in der Provinz Papua ganz im Osten des Archipels ist ein Kompromiss mit den verschiedenen sezessionistisch orientierten Gruppierungen nicht in Sicht, ...
In unserem Strang "Indonesien vs Australien" hat Quintus Fabius bereits vor 6 Jahren ein mögliches Konfliktszenario zwischen Australien und Indonesien angesprochen.

Papua Neuguinea - der "Pufferstaat" zwischen den beiden potentiellen Kontrahenten - droht in einen solchen Konflikt einbezogen zu werden. Der Konflikt um Ost-Timor zeigt exemplarisch auf, was passieren könnte - und er wäre nur ein kleines Vorspiel zu einem Krieg, der sich ähnlich, aber in weit größerem Ausmaß, auf Neuguinea entwickeln könnte.

Unabhängig von aller Spekulation:
Ich denke daher, es kann nicht schaden, wenn wir immer wieder mal news und Informationen aus Papua Neuguinea sammeln und einstellen - dafür brauchen wir einen eigenen Strang.
Und ich fang jetzt auch mal mit einem Stimmungsbild über die Insel Kiriwina an. Sie ist Bestandteil der Trobriand-Inseln, das ist der Name einer Inselgruppe im Südpazifik, die zu Papua-Neuguinea gehört. Politisch ist sie Teil der Provinz Milne Bay, der südlichsten und damit Australien am nächsten gelegenen Provinz Papua Neuguineas, und deren nördlichstes Gebiet.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~E9D31F948841F4B6585EDA2616E6FC656~ATpl~Ecommon~SMed.html">http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41B ... ~SMed.html</a><!-- m -->
Zitat:Das berührte Paradies

Im westlichen Pazifik liegt die tropische Insel Kiriwina. Über tausende von Jahren hat sich auf der Insel eine eigenständige Kultur entwickelt, die die Anthropologen bis heute fasziniert. ..."
(slideshow)
Erich schrieb:Papua Neuguinea - der "Pufferstaat" zwischen den beiden potentiellen Kontrahenten - droht in einen solchen Konflikt einbezogen zu werden. Der Konflikt um Ost-Timor zeigt exemplarisch auf, was passieren könnte - und er wäre nur ein kleines Vorspiel zu einem Krieg, der sich ähnlich, aber in weit größerem Ausmaß, auf Neuguinea entwickeln könnte.
"Auf Neuguinea" sehe ich weniger das Potential für einen separatistischen Konflikt wie in Osttimor. Denn Neuguinea ist zweigeteilt, in einen indonesischen und einen ehemals australischen Teil (heute Papua-Neuguinea). In Papua-Neuguinea halte ich einen separatistischen Konflikt für unwahrscheinlich (dazu gleich mehr). Im indonesischen Teil gibt es tatsächlich Reibereien zwischen den Indigenen und der indonesischen Regierung, insbesondere deshalb, weil sich durch das Transmigrasi-Programm viele malayischen Indonesier in Irian Jaya ansiedelten und dort auf die kulturell völlig anderen (und unter sich ebenfalls extrem heterogenen) Papua trafen und deren Kulturen zu bedrohen begannen. Aufgrund des Rohstoffreichtums und einer generellen Allergie gegen Separatismus wird die indonesische Regierung Irian Jaya niemals hergeben. Bewaffnete Konflikte mit den Indigenen sind also durchaus möglich (und vielleicht auch schon vorgekommen). Das wäre dann aber eine inner-indonesische Angelegenheit und müsste auch dort diskutiert werden.

Nun zur Frage, warum ich einen separatistischen Konflikt in Papua-Neuguinea für unwahrscheinlich halte: er ist schlicht nicht nötig (abgesehen von Bougainville). PNG verfügt über wenig Staatsmacht in einigen seiner Gebiete (z.B. in den Hochlandprovinzen), somit ist de facto eine weitreichende Autonomie für zahllose indigene Gruppen bereits gegeben. In dem Zusammenhang ist auch die Frage interessant, ob sich die Bewohner von PNG überhaupt an einer nationalen Identität orientieren können (von der sie sich dann lösen könnten/müssten).
Der Fall von Bougainville ist natürlich speziell. Die Insel ist, wie das Festland, ethnisch sehr heterogen. Warum es zur Sezession kam, kann ich nicht sagen, aber das Berufen auf eine gemeinsame Identität kann es nicht gewesen sein. Vielleicht ist die Distanz zum Festland - überhaupt die Insellage - schon gross genug, um einen Alleingang zu begünstigen.

Konflikte um Bodenschätze halte ich für möglich, da PNG ziemlich reich an solchen ist. Ob aber Australien und Indonesien darüber einen Krieg vom Zaun brechen müssen, ist ungewiss. Solange PNG ein schwacher Staat ist, kann sich das Ausland relativ ungestört an seinem natürlichen Reichtum bedienen. D.h., die beiden grossen Nachbarstaaten können sich auch einfach absprechen, wer was kriegt.
Tribale Konflikte, also innerethnische Kleinkriege, sind in PNG allerdings an der Tagesordnung, vor allem in den Hochlandprovinzen (oder waren es bis vor wenigen Jahren, bin da nicht auf dem aktuellsten Stand). Auch dies ist eine Folge des schwachen Staates.

Erich schrieb:(slideshow)
Danke, genau das Richtige für einen Sonntag! Leider ist der Erzähler die absolute Schlaftablette, einfach nur unglaublich schlecht...
Aber den Ethnologen störts natürlich nicht, weil die Trobriander und Malinowski vorkommen, zwei zwingende Meilensteine eines jeden Ethnologiestudiums :wink:
Offenbar schwere Stammesauseinandersetzungen auf Papua-Neuguinea...
Zitat:Dozens killed as tribal violence erupts in Papua New Guinea’s restive highlands

At least 49 bodies were found at the site of a gun battle between tribes in Papua New Guinea’s remote highlands, police told CNN Monday, in a gruesome escalation of hostilities in the country.

Those killed were believed to be warring members of the Ambulin and Sikin tribes who were armed with “military style” automatic weapons, according to Enga Province Police Commander George Kakas. The bloodshed broke out Sunday morning over a protracted land dispute in the Middle Lai area of Enga Province, located over 600 kilometers (more than 370 miles) northwest of the capital, Port Moresby. [...]

Hostilities between the Ambulin and Sikin tribes began in 2021 over a piece of land and has since spiraled into a constant cycle of violence, Kakas said. Members of the Amublin tribe had “got wind of the Sikin staging an attack early in the morning, so they were waiting for them – setting up an ambush,” Kakas told CNN. Police had loaded 26 bodies onto trucks Sunday, before returning Monday to collect more, Kakas said, adding that his officers were still “scouring the area, the riverbanks for more.” [...]

Anthony Albanese, the Prime Minister of neighboring Australia, called news of the fighting “very disturbing.” “We are providing considerable support, particularly for training police officers and for security in Papua New Guinea,” Albanese told Australian Broadcasting Corporation Radio on Monday.
https://edition.cnn.com/2024/02/19/world...index.html

Schneemann