@Schneemann
Zitat:Das sehe ich etwas anders. Würde es Krieg geben zwischen Israel und dem Iran wäre die Lage ein ganz andere. Die USA haben ja auch keinen Krieg gegen die UdSSR geführt, obwohl sie die Contras in Nicaragua unterstützt haben. Aber ansonsten wie gesagt stimme ich dir eigentlich zu.
Du machst den Fehler und verwechselst „offene Kampfhandlungen“ mit dem rechtlichen Zustand „Krieg“.
Krieg ist ein Zustand der festgestellt wird oder faktisch existiert. Kampfhandlungen sind eine Tatsache die Krieg bedingen aber für diesen Zustand nicht zwingend notwendig sind.
Krieg im 21. Jahrhundert im Sinne von bewaffneter internationaler Konflikt findet schon viel eher statt.
Der Iran hat Israel im letzten Jahrzehnt genügend Möglichkeiten gegeben ein faktisches Kriegsverhältnis zu begründen. Rechtlich gesehen. Faktisch liegt es an Israel daraus zu machen was es möchte.
Zitat:Wenn es einen Hamas-Terroristen weniger gibt, so ist dies begrüßenswert. Aber man sollte, auch weil man weiß, wie wichtig Verbündete sind und wie wichtig "gutes Wetter" in so einem emotional hoch aufgeladenen Konflikt sein kann, nicht mit der Brechstange alles versuchen durchzuziehen.
Das ist hier sicher nicht geschehen. Wir wissen nicht warum Israel diesen Typen gemeuchelt hat. Wir wissen nicht mal ob es Israel überhaupt gewesen ist.
Wir können uns lediglich denken das dieser Typ eine wichtige Figur für wen auch immer gewesen sein muss.
Denn die Ermordung stellt doch eine absolute Ausnahme da. Israel hätte es überhaupt nicht nötig im Ausland auf Terroristenjagd zu gehen. Wenn irgendein Hamasfunktionär sterben soll kann man auch ein paar Bomben auf Gaza werfen.
Diese Umstände werden in der internationalen Bewertung des Zugriffs vollkommen ignoriert.
Anstatt sich darüber zu empören wie böse Israel doch ist sollte man sich mal fragen was überhaupt zu diesem Attentat geführt hat. Aber da würde man dann ja auf Stolpersteine treffen die die Propaganda Dubais in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen würden.
Davon ab, Israel kann auf Verbündete die es nicht aushalten das Israel Terroristen bekämpft verzichten.
Zitat:Es gibt zwischen dem Mossad und etwa dem BND, wenn du dies hier schon bemängelst, eine ziemlich enge Zusammenarbeit. Wenn der Mossad bisher in Deutschland Unterstützung brauchte oder eine verdeckte Operation durchziehen wollte, so hat der BND fast jedesmal grünes Licht gegeben. Und wenn es eine Konsultation über die Pässe gegeben hätte, so hätte es auch keinen so einen Terz wie jetzt gegeben. Das Problem ist aber (anscheinend, wie mir jemand erzählt hat, der es eigentlich wissen sollte), dass die Israelis dieses Mal aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gemeint haben, sie fragen den BND oder zuständige Stellen nicht, sondern ziehen ihre Aktionen in Deutschland einfach alleine durch. Und das wiederum ist auch dem Mossad nicht gestattet.
Die Folge war, dass einige beim BND etwas genervt davon waren. Das wäre aber auch noch kein Beinbruch gewesen. Das Problem ist/war ferner und zudem aber anscheinend, dass in der Politik einige ziemlich stinkig darüber sind, dass für die Pass-Beschaffung die falsche Identität eines vermeintlichen Holocaust-Überlebenden benutzt wurde (der, gemäß deutschem Gesetz, jederzeit einen deutschen Pass beantragen darf). Und dies zusammen - BND übergangen, Politik übergangen, Holocaust-Opfer benutzt - hat einige Leute ziemlich sauer gemacht, weswegen auch der Fahndungsbefehl zustande kam. Ich will jetzt mal noch nicht mehr sagen (ich weiß auch nicht, ob das so stimmt), aber tendenziell hat der israelische Geheimdienst sich arg bockig und unlogisch verhalten. Er hätte wissen können, dass es Möglichkeiten gibt, die Pässe in Zusammenarbeit mit deutschen Behörden ohne größere Probleme zu kriegen. Aber nein, man hat es durch die Hintertüre und ohne Rücksprachen gemacht, was dann auch noch aufflog.
Ich weiß nicht warum, aber zusammengefasst ist die ganze Dubai- und Pass-Geschichte eine einzige Story des diplomatischen und geheimdienstlichen Versagens. Und das es jetzt einigen Ärger gibt, hat mit dem unerfindlichen und auch recht unprofessionellen Vorgehen des Mossad zu tun.
Aber bitte unterstelle nicht, es gäbe keine "verantwortungsbewusste" deutsche Unterstützung. Die gibt und gab es. Nur muss man auch mal sich um Zusammenarbeit bemühen und nicht einfach mal "loswursteln".
Zwischen dem Mossad und dem BND gibt es eine enge Zusammenarbeit. Richtig, und weiter? Eine enge Zusammenarbeit gibt zwischen vielen befreundeten Diensten, das heißt noch gar nichts.
Erst recht heißt es nicht das der Mossad deswegen in deutschen Landen nach Lust und Laune rumtoben kann.
Da ist das Argument „sie hätten ja nur fragen müssen“ sehr, sehr konstruiert.
Zum einen war das womöglich überhaupt nicht mehr möglich (Geheimdienstinformationen sind in der Regel zeitkritisch), zum anderen glaube ich nicht im Ansatz das der BND mal eben Pässe für ein Attentat rausrücken würde.
Für harmlosere Aktionen kann ich mir das schon vorstellen, aber nicht für nasse Arbeit aus deutschen Hände.
Eine solche Anfrage würde nach oben gehen und die Herren weiter oben würden nur den Kopf schütteln.
Aber wie dem auch sei, die Israelis haben halt nicht gefragt. So what?! Wenn man sonst keine Probleme hat macht man wohl aus ner Mücke einen Elefanten.
BND übergangen? Wayne, das Geheimdienstgeschäft ist rau. Kein Grund sich darüber aufzuregen.
Freuen wir uns das die Aktion geklappt hat.
Der Pass eines Holocaustüberlebenden wurde benutzt? Nein wie erschröcklich! Die Israelis maßen sich an den heiligen bundesdeutschen Gral für den tatsächlich Kampf gegen Völkermörder zu missbrauchen. Was für eine Unverschämtheit, vierteilt sie!
So what?!
Ich erkenne nicht ansatzweise wo das Problem sein soll. Es ist wahrlich nicht das erste Mal das gehandelt wird bevor sich bürokratische und politische Bedenkenträger einschalten. Das sollte sich gerade unsere Regierung sehr genau ansehen und eben nicht kritisieren.
Aber egal. Wir machen schon wieder den selben Fehler. Anstatt uns zu fragen warum die Israelis so handelten wie sie handelten konstruieren wir irgendeine Unverschämtheit und Versagen. Anstatt zu hyperventilieren sollte man mal die Luft anhalten und der Sache auf den Grund gehen.
Wenn es denn die Israelis waren ist es allemal wahrscheinlicher das sie gute Gründe für ihr Verhalten hatten als das sie am Quartalsende feststellten ihre Hamastotenquote für dieses Jahr wohl nicht zu erreichen.
Zitat:Tendenziell wird genau dies geschehen. Das ganze Prozedere derzeit hat, wie gesagt, damit zu tun, dass einige in Deutschland (berechtigt) etwas sauer sind. Aber: Soweit ich es weiß, wird es keine Anklage geben, vielleicht wird der Mann auch gar nicht überstellt. Zumindest schätze ich es gerade so ein. Und um des lieben diplomatischen Friedens wegen wird es (vermutlich) so gehandhabt werden, dass es einen Fehler beim "Identifizieren" des Mannes gab und dass man sich nicht ganz hundertprozentig sicher sein kann, den Richtigen zu haben (was natürlich nicht stimmt, aber so umformuliert wird), es gibt einen kleinen Rüffel in Richtung Mossad und die Sache wird stillschweigend beerdigt. Der Mann wird dann irgendwann von Polen nach Israel abgeschoben werden, verschwindet dort erst mal in der Versenkung und gut ist.
Da wette ich mit dir drauf. Und dann wirst du sehen, was an deiner Befürchtung einer Nichtwahrnehmung der Unterstützungsverpflichtung dran ist...
Die Möglichkeit zu einer derartigen Entwicklung besteht durchaus auch wenn ich im jetzigen Klima an deiner Stelle lieber nicht drauf wetten würde.
Davon ab, Verfahrenstricks sind etwas anderes als das Verfahren aufgrund deutscher Sicherheitsinteressen einzustellen.