So, jetzt habe ich ein bissel Zeit gefunden, um meine Erfahrungen mit dem M1A1 der Nationalgarde und dem M1A2, wie er an der Tankschool in Fort Knox verwendet wird.
Also der Fahrerplatz des M1 ist schon gewöhnungsbedürftig für einen Leofahrer, denn man liegt eigentlich da unten drin. Die Körperstabilität läßt sehr zu wünschen übrig. Soll heißen der Fahrer trägt nicht ohne Grund einen Helm, weil er sich im schwerem Gelände mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine Platzwunde holen würde. Würde? Ja wenn die Amis mehr vertrauen in ihr Fahrwerk hätten, also im Friedensbetrieb haben sie sehr viel Angst um ihre Drehstäbe, sobald mal ein Drehstab sich irgendwie akustisch zu Wort meldet ( die Panzerfahrer hier wissen was ich meine, übrigens ein absolut normales Geräusch in schwerem Gelände) kommt vom Kommandant die Anweisung langsamer zu fahren, im Extremfall habe ich es erlebt sie anhielten und absaßen um das Fahrwerk zu überprüfen (:pillepalle

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Tja zum Thema Turbine, sie fährt schnell an aussem Start und hat ne schöne Beschleunigung. Und dann hat sie eigentlich nur Nachteile, die Hitze z.B. Ich habe durchs WBG Panzer erkannt die hinter einem Hügel im Verfügungsraum mit laufenden Turbinen standen. Woran habe ich sie erkannt? An der Hitzesäule die ca. 20m hoch aufstieg über jeder Turbine (zugegeben es war Windstill und früh am Morgen aber naja, irgendwie suboptimal). Der Verbrauch ist doch ganz schön Hammer, bei der Nationalgarde habe ich zwei Einheiten besucht, die einen bereiteten sich gerade auf ihren Einsatz im Irak vor, die anderen hatten ihre jährliche Übung. Die Einheit die gerade ihre normale Übung fuhr benötigte bis zu zweimal am Tag neuen Sprit (zum Vergleich wir haben im GÜZ im Schnitt alle zwei Tage getankt und waren auch sieben tage die Woche draussen im Gelände). An der Tankschool habe ich erfahren, das während der Operation Iraqi Freedom im Schnitt einmal pro Woche das Triebwerk eines jeden sich im Einsatz befindlichen M1 ausgetauascht werden mußten und runderneuert werden mußten, weil der Sand in erster Linie die Schaufelräder für die Luftzufuhr enorm abnutzten.
Der Ladeschütze im M1 ist ne arme Sau, kein Hülsenkasten zum auffangen der Hülsenböden, die fliegen einfach irgendwo in den Turm, und jeder weiß das die durchaus schnell rausgeschmissen werden. Aber das sieht er ja gar nicht, denn der LS muss bei jedem Wetter die dicke feuerfeste Kleidung tragen, denn die Kanone spuckt nicht nur nach vorne Feuer sondern auch hinten kommt eine 30cm - 80cm lange Stichflamme raus. Ich habe sowas noch nicht gesehen, nur von einzelnen Fällen gehört beim Leo, aber beim M1 ist das normal.:frag:
Richtschütze sein ist auch nicht leicht aufm M1, mal abgesehen von der Grundfarbe des WBG (rot, sehr aggressiv für die Augen) und dem monokularen Einblick so stimmt entweder was nicht mit der FLA oder die ÜbMun ist echt sch****e. Ich habe schon einige Schüße mit dem Leo gemacht, sowohl als Richtschütze, als auch als Kommandant (ca. 30 bei denen ich selbst den "Abzug" betätigte und mindestens 200 bei denen ich als Kommandant drauf saß und den Feuerkampf des panzers geleitet habe) und bin auch ansonsten ein relativ guter Handwaffenschütze (egal ob Faustfeuerwaffe, Gewehr, MG oder PzFst) aber mit diesem Panzer (M1A1) waren die ersten drei Schüsse Fehlschüsse. Das habe ich noch nie bei einem Leo erlebt (Falsch, einmal, aber da hat sich der FLR als defekt erwiesen). Und es war nicht mal eine vernüftige Schusskorektur möglich, weil die Schüsse links, rechts und kurz lagen. Auch hier habe ich mich informiert, die Amis sehen das als normal an, das man beim ersten Schießen so schlecht dasteht. Sie meinten ich müßte mir keine Sorgen machen, wenn ich ein bischen öfter mit dem Panzer schießen würde, würde ich mich auch an ihn gewöhnen und besser treffen. :misstrauisch:
US Army der große Vorreiter im Bereich vernetzte Gefechtsführung, und das Paradebeispiel hierfür ist IVIS. Tja tolles System, das macht echt Spaß und nimmt einem eine Menge Arbeit ab. Aber es macht bequem, also so was wie Karte&Kompass-Kenntnisse sind nur rudimentär vorhanden, denn die eigene Psoition ist ja immer eingezeichnet auf der digitalen Karte. Es nimmt Verantwortung ab, ich habe mitbekommen wie der Brigadekommandeur den einzelnen Kampfpanzer ansprach (Hm und die Amis wollen weg von der Befehlstaktik, hin zur Auftragstaktik? So funktioniert das aber nicht.) Ansonsten ist zu IVIS zu sagen das auch diese System nur suboptimal (mein neues Lieblingswort) in das Gesamtsystem M1A1 integriert wurde, so fiel mir auf, das beim Schießen, meistens nach 3-4 Schuß das System abstürzte und neu hochgefahren werden mußte. Auf meine Nachfrage ob das nur bei diesem einzelnen Panzer so sei wurde mir gesagt, das eigentlich bei allen M1A2 so sei.
Tja dann kann ich auch damit leben das man beim A6 nach 5-6 Schußß nachjustieren muss mit der Feldjustieranlage, das dauert nämlich genauso lange wie IVIS wieder hochzufahren. Dazu muss man wissen, dass wenn IVIS ausgeschaltet ist man quasi im Notbetrieb schießt, da IVIS auch die FLA miteinschließt.
Das mal als erstes kurzes Fazit meines Amerikaaufenthaltes im September.
Gruß NoBrain