China nimmt einerseits Milliarden ein:
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Zitat:15.01.2010, 15:01
Rekordreserven
China besitzt 2400 Mrd. Dollar
Das Regime in Peking hält die Landeswährung Renminbi künstlich niedrig – und nimmt so jeden Monat Milliarden ein. Auch Spekulanten schaufeln immer mehr Geld nach China. Die Devisenreserven entsprechen inzwischen der jährlichen Wirtschaftsleistung Großbritanniens.
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andererseits wird mit Freigabe der Währung (die für den Status als "Leitwährung" wohl eine Voraussetzung ist) der "Goldesel" gestutzt, die sprudelnde Quelle verstopft.
Ich bin mal gespannt, wie lange die Chinesen das noch machen. Sie "saugen" zwar aufgrund der künstlich niedrigen Wechselkurse (da entsteht ein regelrechter Abfluss-Sog) insbesondere die US-Wirtschaft "aus", aber wie bei jedem Vampir gilt auch: nur Lebenden lässt sich Blut abzapfen - oder weniger blutrünstig: nur eine gut genährte Kuh gibt auch viel Milch.
Daher (und weil ein Zusammenbruch des Dollar die chinesischen Reserven ebenfalls vernichten würde) kann es nicht im Interesse der Chinesen sein, durch dauerhaft zu niedrige Kurse die US-Wirtschaft dauerhaft abzuwürgen.
Also wird über kurz oder lang die "Freigabe der Wechselkurse" kommen müssen.
Wenn China dann genug "Blut gesaugt" hat, wenn es also kräftig genug ist, stellt sich zu diesem Zeitpunkt endgültig die Frage, ob Chinas Währung zu einer globalen Leitwährung werden wird.
Dani Rodrik, Professor für politische Wirtschaft an der Universität Harvard, <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.project-syndicate.org">www.project-syndicate.org</a><!-- w --> , formuliert es etwas anders (aber nicht weniger drastisch):
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.project-syndicate.org/commentary/rodrik39">http://www.project-syndicate.org/commentary/rodrik39</a><!-- m -->
bzw. hier die deutsche Übersetzung der FTD:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/deutschland/:abloesung-der-supermacht-usa-wenn-china-die-welt-regiert/50060716.html">http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 60716.html</a><!-- m -->
Zitat:15.01.2010, 07:32
Ablösung der Supermacht USA
Wenn China die Welt regiert
Kommentar
Sollte es dem Land gelingen, sein hohes Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, wird die Globalisierung künftig chinesische Züge tragen. Falls nicht, drohen soziale Konflikte und Chaos.
Vor 30 Jahren hatte China nur geringe weltwirtschaftliche Bedeutung und nur begrenzten Einfluss außerhalb seiner Grenzen. Heute ist das Land eine Wirtschaftsmacht: die Werkstatt der Welt, ihr wichtigster Geldgeber, ein führender globaler Investor von Afrika bis Lateinamerika und immer mehr auch eine wichtige Quelle für Forschung und Entwicklung.
Die chinesische Regierung sitzt auf Devisenreserven von mehr als 2000 Mrd. $.
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Die USA sind zu einem strauchelnden Riesen geworden, gedemütigt durch eine ungeschickte Außenpolitik und eine massive Finanzkrise. Ihre Glaubwürdigkeit war noch nie so gering wie nach der katastrophalen Invasion im Irak, und ihr Wirtschaftsmodell ist ein Scherbenhaufen. Der einst mächtige Dollar hängt am Tropf von China und den reichen Ölstaaten.
China bestimmt Weltordnung
All dies lässt die Frage aufkommen, ob China die USA schließlich als Hegemon der Welt ablösen und die wirtschaftlichen Regeln bestimmen und durchsetzen wird.
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Eine auf China konzentrierte Weltordnung wird eher chinesische Werte reflektieren als westliche, argumentiert Jacques. Peking wird New York überschatten, der Renminbi den Dollar ersetzen, Mandarin wird Englisch ablösen, und die Schulkinder der Welt werden von den Entdeckungsreisen von Zheng He entlang der ostafrikanischen Küste lesen anstatt von Vasco da Gama und Christoph Kolumbus.
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Damit all dies passiert, muss China jedoch sein schnelles Wirtschaftswachstum und seine soziale Kohäsion fortsetzen und gleichzeitig die politische Einheit aufrechterhalten, was keine leichte Aufgabe ist. Unter der Oberfläche des leistungsstarken Wirtschaftsmotors liegen tiefe Spannungen und Ungleichheiten, die einen Aufstieg zur globalen Hegemonie behindern könnten. I
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Chinas Stabilität hängt davon ab, ob die Regierung einer großen Mehrheit im Land zu konstanten wirtschaftlichen Gewinnen verhelfen kann. China ist das einzige Land der Welt, wo ein jährliches Wirtschaftswachstum von unter acht Prozent als gefährlich gilt, weil es soziale Unruhen auslösen würde. Das spricht Bände über die Zerbrechlichkeit des Systems.
Kern dieser Zerbrechlichkeit ist das autoritäre Wesen des Regimes. Es reagiert auf Proteste ausschließlich mit Repression, eine Opposition ist nur außerhalb der etablierten Kanäle möglich.
Das Problem ist, dass es für China immer schwieriger werden wird, das Wachstum der vergangenen Jahre aufrechtzuerhalten, das auf einer unterbewerteten Währung und einem riesigen Handelsüberschuss basiert. Dies ist auf Dauer unhaltbar und wird früher oder später zu einem ernsthaften Konflikt mit den USA (und Europa) führen. Kein Weg aus diesem Dilemma ist einfach. China muss sich wohl mit einem niedrigeren Wachstum zufriedengeben.
Wenn China diese Hürden überwindet und schließlich die größte Wirtschaftsmacht der Welt wird, wird die Globalisierung chinesische Züge tragen. Demokratie und Menschenrechte werden dann wahrscheinlich ihren Glanz als globale Normen verlieren. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht ist, dass eine chinesische Weltordnung nationale Souveränitäten mit mehr Respekt und nationaler Vielfalt mit mehr Toleranz begegnen wird. Und es wird mehr Raum geben für Experimente mit den verschiedenen Wirtschaftsmodellen.