Ja, stimme hier ausdrücklich zu. Bemerkenswert finde ich dabei aber nicht unbedingt den Umstand, dass die USA und China stets als Hauptprotagonisten genannt werden, sondern dass die Wahrscheinlichkeit, dass Staaten in Asien ohne Zutun aus Washington übereinander herfallen, sehr groß ist - was in Europa gerne übersehen wird. Ich erinnere mich an eine BBC-Poll von vor einigen Jahren über die Anti- oder Sympathien ggü. Staaten bzw. von der Bevölkerung eines jeweiligen Saates bzgl. dem Nachbarn.
Auch wenn hier bei dererlei Umfragen immer ein wenig Vorsicht geboten sein muss, auch was die Fragestellung und die Bewertung angeht, so war ich doch gelinde gesagt entsetzt, wie unversöhnlich, ja teils geradezu hasserfüllt sich die Völker Asiens gegenüberstehen. Egal ob nun Chinesen, Japaner, Koreaner, Inder oder Philippinos - zumeist bewegten sich die Abneigungsgrade ggü. dem/den Nachbarn irgendwo zwischen 70% und 90%, was weltweit einmalig ist und vermutlich nur noch übertroffen wird vom Liebesverhältnis der USA zum Iran. Es wurde quasi wirklich kein gutes Haar am anderen gelassen. Zwistigkeiten oder Animositäten gab es auch im Westen bzw. in Europa, aber selbst hier war es schon mal außergewöhnlich, wenn die Abneigung über 40% lag (was sehr selten war). In Asien jedoch ist das quasi Normalität.
Mischt man diesen Umstand noch mit den Sachverhalten, dass a) Asien einer der größten Boommärkte für die Rüstungsindustrie ist, b) viele Staaten dort, angefangen bei China und aufgehört bei Nordkorea, nicht gerade für ihre skandinavische Sichtweise hinsichtlich Menschenrechten und Demokratie bekannt sind und c) in einigen Staaten extrem nationalistische Kräfte an der Regierung sind (bspw. Indien, Myanmar, Philippinen), so bekommt man eine hochbrisante Mischung, bei der ein "Attentat auf den Thronfolger" ein ähnlich verhängnisvolle Entwicklung anstoßen kann wie 1914 in Europa.
Wünschenswert ist dies keinesfalls, aber alle Zeichen weisen in eine ungute Richtung. Insofern: Ja, der nächste "große Krieg" muss nicht zwangsläufig ausbrechen (das geschieht bei keinem Krieg), aber wenn er ausbricht, wird es sehr wahrscheinlich in Asien geschehen...
Schneemann.
Hab ja selbst einige Zeit in (Nord)ostasien zugebracht und schon vor vielen Jahren waren der überbordende Nationalismus und die Xenophobie dort geradezu verblüffend. Das wird bei manchen der Völker dort gut verborgen, alle sind überaus höflich und zurückhaltend. Gräbt man aber mal hinter der Oberfläche (in Korea war das immer besonders krass wenn alle mal gut mit Soju abgefüllt waren), dann bricht sich da Hass die Bahn der weit über das hinaus geht was man sich hierzlande so vorstellt. Meiner rein persönlichen Ansicht nach hat dass auch mit der konfuzianischen Kultur und den sozialkulturellen Werten dort zu tun. Gerade weil man dort in der Gesellschaft sehr viel mehr Konformitätsdruck und dem Zwang zur Einordnung ausgesetzt ist und ständig alles in sich rein fressen muss an Demütigungen, persönlicher Erniedrigung usw. wird der daraus entstehende Druck auf den Fremden, den Ausländer, die Nachbarnation projiziert.
Interessant fand ich hier die Mongolei, in welcher ebenfalls extremer Nationalismus und geradezu lächerlicher Hass auf die Chinesen vorherrschend sind, obwohl die Mongolen nun nicht so offensichtlich dem von mir genannten sozialkulturellen Mechanismus unterliegen und dort hat das Individuum zumindest in der Gesellschaft außerhalb der Familie mehr Freiheiten seine Gefühle auszudrücken. Aber auch in der Mongolei sind als Erbe der Mandschurischen Herrschaft konfuzianische Werte in bestimmten Teilen der Sozialkultur vorherrschend, insbesondere hier innerhalb der Familien in welchen die Eltern absolut über die Kinder gestellt werden. Von daher vermute ich, dass diese Ansichten auch ihren Ursprung innerhalb der Familien und ihrer inneren Strukturen haben.
Die Kinder haben sich für die Eltern aufzuopfern, diese sind Götter weil sie die Kinder gemacht haben und die Kinder daher ihr Leben allein den Eltern zu verdanken haben, was sie als niemals endende Schuld bis zum Tod der Eltern für diese abzutragen haben. Diese konfuzianische Grundkonstellation, und das daraus erzeugte ständige Schuldgefühl gegenüber den Eltern erzeugt dann einerseits Hass auf Fremde (nicht Familienangehörige) (weil der seelische Druck und die Wut der ständigen Erniedrigung durch die Eltern eben nicht auf die Eltern abgewälzt werden können aufgrund der immens starken Prägung des Denkens innerhalb der Familie von klein auf) und genau dies ermöglicht zugleich die Mobilisierung dieser Gefühle für die Nation welche daher in Ostasien die Rolle der Familie einnimmt - womit alle Mechanismen die nur familienintern waren nun auf die Nation übertragen werden. Daher die Unterordnung unter das Eltern-Substitut der Nation und der Hass auf nicht der Nation Angehörige (als Familienfremde). Das war schon im japanischen Kaiserreich so und insbesondere in der kaiserlich-japanischen Armee.
So weit meine bescheidende Küchenpsychologie dazu.
Nachdem der scheidende US-Außenminister Pompeo den Chinesen in Sachen Uiguren noch eine deutliche Ansage gemacht hatte - was Peking ebenso deutlich zurückwies -, kriselt es weiterhin um Taiwan. Und es scheint so, dass die neue US-Administration zumindest in dieser Hinsicht den Kurs der alten Regierung fortführen wird - was Analysten auch schon gemutmaßt hatten...
Zitat:Vorfall im Südchinesischen Meer
Neue US-Regierung stellt sich hinter Taiwan
Mehrere Flugzeuge der chinesischen Luftwaffe sollen den Luftraum Taiwans verletzt haben. Washington verurteilt den Zwischenfall und bezeichnet das Verhalten Pekings als besorgniserregend. Gleichzeitig sichert das US-Außenministerium dem Inselstaat seine Unterstützung zu.
Die neue US-Regierung hat Taiwan ihre Unterstützung zugesichert, nachdem der Inselstaat eine ungewöhnlich deutliche Luftraum-Verletzung durch chinesische Militärflugzeuge meldete. China solle seinen "militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck auf Taiwan" einstellen, forderte das US-Außenministerium. [...] Taiwans Verteidigungsministerium teilte zuvor mit, acht chinesische H-6K-Bomber, vier J-16-Kampfjets und ein U-Boot-Abwehrflugzeug vom Typ Y-8 seien am Samstag in die Luftraum-Verteidigungszone eingedrungen. Die Flugzeuge hätten Gewässer in der Nähe der von Taiwan kontrollierten Pratas-Inseln im Südchinesischen Meer überflogen. Dort waren zuletzt öfter chinesische Jets unterwegs, allerdings handelte es sich in der Regel nur um ein oder zwei Aufklärungsflugzeuge.
https://www.n-tv.de/politik/Neue-US-Regi...12377.html
Schneemann.
(17.01.2021, 16:41)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Hab ja selbst einige Zeit in (Nord)ostasien zugebracht und schon vor vielen Jahren waren der überbordende Nationalismus und die Xenophobie dort geradezu verblüffend. Das wird bei manchen der Völker dort gut verborgen, alle sind überaus höflich und zurückhaltend. Gräbt man aber mal hinter der Oberfläche (in Korea war das immer besonders krass wenn alle mal gut mit Soju abgefüllt waren), dann bricht sich da Hass die Bahn der weit über das hinaus geht was man sich hierzlande so vorstellt. Meiner rein persönlichen Ansicht nach hat dass auch mit der konfuzianischen Kultur und den sozialkulturellen Werten dort zu tun. Gerade weil man dort in der Gesellschaft sehr viel mehr Konformitätsdruck und dem Zwang zur Einordnung ausgesetzt ist und ständig alles in sich rein fressen muss an Demütigungen, persönlicher Erniedrigung usw. wird der daraus entstehende Druck auf den Fremden, den Ausländer, die Nachbarnation projiziert.
Interessant fand ich hier die Mongolei, in welcher ebenfalls extremer Nationalismus und geradezu lächerlicher Hass auf die Chinesen vorherrschend sind, obwohl die Mongolen nun nicht so offensichtlich dem von mir genannten sozialkulturellen Mechanismus unterliegen und dort hat das Individuum zumindest in der Gesellschaft außerhalb der Familie mehr Freiheiten seine Gefühle auszudrücken. Aber auch in der Mongolei sind als Erbe der Mandschurischen Herrschaft konfuzianische Werte in bestimmten Teilen der Sozialkultur vorherrschend, insbesondere hier innerhalb der Familien in welchen die Eltern absolut über die Kinder gestellt werden. Von daher vermute ich, dass diese Ansichten auch ihren Ursprung innerhalb der Familien und ihrer inneren Strukturen haben.
Die Kinder haben sich für die Eltern aufzuopfern, diese sind Götter weil sie die Kinder gemacht haben und die Kinder daher ihr Leben allein den Eltern zu verdanken haben, was sie als niemals endende Schuld bis zum Tod der Eltern für diese abzutragen haben. Diese konfuzianische Grundkonstellation, und das daraus erzeugte ständige Schuldgefühl gegenüber den Eltern erzeugt dann einerseits Hass auf Fremde (nicht Familienangehörige) (weil der seelische Druck und die Wut der ständigen Erniedrigung durch die Eltern eben nicht auf die Eltern abgewälzt werden können aufgrund der immens starken Prägung des Denkens innerhalb der Familie von klein auf) und genau dies ermöglicht zugleich die Mobilisierung dieser Gefühle für die Nation welche daher in Ostasien die Rolle der Familie einnimmt - womit alle Mechanismen die nur familienintern waren nun auf die Nation übertragen werden. Daher die Unterordnung unter das Eltern-Substitut der Nation und der Hass auf nicht der Nation Angehörige (als Familienfremde). Das war schon im japanischen Kaiserreich so und insbesondere in der kaiserlich-japanischen Armee.
So weit meine bescheidende Küchenpsychologie dazu.
Kein Grund zur Bescheidenheit, bemerkenswerte Analyse !
Der nächste kleine Dominostein:
https://warisboring.com/japan-wary-of-po...itime-law/
Zitat:Japan wary of possible escalation by China under new maritime law
China’s maritime police law, which allows its coast guard vessels to use weapons if the country’s sovereignty is deemed to have been infringed, comes into force Monday.
China claims sovereignty over the Senkaku Islands in Okinawa Prefecture, and might apply the law to Japan Coast Guard patrol vessels and fishing boats sailing near the islands, raising alarm among people concerned. On the morning of Jan. 21, a day before the Standing Committee of China’s National People’s Congress passed the maritime police bill into law, Kenichi Sasaki, the 57-year-old captain of the Izena, an Ishigaki Coast Guard Office patrol vessel tasked with defending the Senkaku Islands, urged crew members to stay alert. “China could change its actions,” Sasaki said. “Stay vigilant in order to respond to any situations that may arise.” Last year, the China Coast Guard engaged in the provocative action of entering the contiguous zone, which is located just outside Japan’s territorial waters, on a record high of 333 days.
Six vessels with newly identified numbers on their hulls have been also confirmed. The Chinese fleet usually operates in a four-ship formation. The Izena, which is 96 meters long and weighs 1,500 tons, is equipped with a 20mm cannon. In contrast, the China Coast Guard appears to be building up its capabilities through such means as deploying large, 10,000-ton-level patrol vessels. Some of its ships are said to be equipped with 76mm cannons, which are equivalent to those of the Chinese Navy.
Auch interessant ist der massive Gegensatz zwischen Korea und Japan:
https://defence-blog.com/news/army/japan...worse.html
Zitat:Japan-South Korea dispute may get worse
After the last standoff between the Korea Coast Guard and Japan Coast Guard in January, it became known that situation continues worse and Korea currently calls Japan ‘neighbor,’ not ‘partner’.
South Korean media last week, reported that Korea referred to Japan as its “neighboring country” in its newly published defense white paper, instead of the term “partner,” which it used in the last policy publication in 2018.
(14.02.2021, 17:13)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Auch interessant ist der massive Gegensatz zwischen Korea und Japan:
https://defence-blog.com/news/army/japan...worse.html
Zitat:Japan-South Korea dispute may get worse
After the last standoff between the Korea Coast Guard and Japan Coast Guard in January, it became known that situation continues worse and Korea currently calls Japan ‘neighbor,’ not ‘partner’.
South Korean media last week, reported that Korea referred to Japan as its “neighboring country” in its newly published defense white paper, instead of the term “partner,” which it used in the last policy publication in 2018.
Japan steht ziemlich isoliert da, auch weil Feindschaften aus Weltkriegszeiten zum Teil aktuell noch gepflegt werden.
https://warisboring.com/japan-on-high-al...ncursions/
Zitat:Japan on high alert after 2nd day of China Coast Guard incursions
The government is on high alert after incursions by China Coast Guard vessels into Japanese territorial waters around the Senkaku Islands in Okinawa Prefecture on two consecutive days.
The government announced that two CCG vessels had entered Japanese territorial waters on Tuesday, a day after an incursion by two other CCG vessels.
By around 12:20 p.m. on Tuesday, all four Chinese vessels had left Japanese territorial waters.
Japan is wary of what it views as increasing attempts by China to overturn Japan’s effective control of the Senkakus after the recent enforcement of Chinese coast guard legislation that allows CCG vessels to use weapons.
In absehbarer Zeit werden die ganzen Dominosteine fallen, die alle dort ansässigen gerade so fleißig aufstellen.
Militia = Fischerboote (so war es in der jüngeren Vergangenheit)