Erich schrieb:Man hat den Eindruck, Maliki macht alles, um möglichst schnell eine Teilung des Irak voranzutreiben. Ich frage mich, ob das "mangelnde Einsicht" oder auch "kalkuliertes Handeln" ist.
Möglicherweise hätten die Schiiten in einem "schiitischen Restirak" unter dem Schutz des Iran sogar eine halbwegs sichere Zukunft - falls die Trennung von allen Beteiligten so besiegelt wird, und die Klärung der gegenseitigen Machtgebiete nicht zu blutig erfolgt.
Die Kurden könnten da gleiches Interesse haben.
Auch dieser organisierte Proxy Krieg beginnt mit Lügen und Klischess.. Maliki steht doch in Wahrheit genau für das Gegenteil, also
für eine Zentralregierung in Bagdad. Personen und Institutionen, die den Irak teilen wollten hat er bisher stets aufs Messer bekämpft.
Zur Finanzierbarkeit eines Islamischen Kaliphats Syrien und Levante (ISIS Staat):
Die Einnahmen und Ausgaben von ISIS sind in Zahlen natürlich schwer zu beziffern. Das sind Informationen, die hätten einige so gerne. Aber es ist irgendwo bereits aus der geographischen Lage leicht absehbar, dass die Bevölkerung eines solchen Staates ziemlich arm sein würde.
Ich nehme mal an, dass ihre Kriegskasse aktuell recht gut gefüllt ist. Das heisst aber nicht, dass sie ein ausreichendes Budget haben, einen Staat zu betreiben. Die Haupteinnahmen der ISIS sind die Ölverkäufe aus syrischen Ölfeldern über die Türkei als Transitland sowie Spenden im weitesten Sinne, überwiegend aus Katar und Saudi Arabien. In unbekannter Höhe.
Es sollte für den Kaliphatsstaat möglich sein die Grenzen nach Saudi Arabien und Jordanien zu kontrollieren oder gar in diese weiteren Kunststaaten herein zu erweitern. Was den Weg für Importgüter (Lebensmittel, Medikamente, Maschinen, Waffen) frei hält. Aber was könnte das Islamische Kaliphat Syrien und Levante exportieren um Devisen in die Staatskasse des potentiellen Emirs "Abu Bakr al-Baghdadi" zu spülen? Sand?
Die Armee des Islamischen Kaliphats Syrien und Levante wäre aus der empfundenen Benachteiligung gegenüber den reichen Nachbarn von Innen heraus genötigt weitere Raubzüge zu machen. Die Zentralregierung in Bagdad unterstützte bisher die sunnitischen Stammesgebiete (nur Sunniten um Anbar ohne Kurdengebiete) mit
1 Milliarde $ monatlich! Bislang wurde auch ein Großteil der durch Amerikas Sanktionen und Kriege verarmten irakischen Bevölkerung mit Lebensmittelmarken von der Zentralregierung in Bagdad versorgt. Der Emir des Islamischen Kaliphats muss ja mindestens so viel bieten, im Mindesten mehr Gewalt, um seine Untertanen ruhig zu halten. Der Emir wäre daher von innen heraus genötigt mit seiner Armee die Kontrolle über weitere Ölquellen zu erlangen. Anders betrachtet funktioniert das Taliban System in Afghanistan auch ohne Geld und Öl relativ gut. In Libyen funktioniert es mit Geld und Öl nicht. Insofern ist es natürlich schwer die Zukunft verlässlich vorher zu sagen. Manche Szenarien sind aber eben wahrscheinlicher wie andere.
Zum "schiitischen Restirak", nennen wir ihn doch "Islamische Republik Irak":
Die Islamische Republik Irak wäre durchaus lebensfähig. Die Schiiten leben ja auf relativ fruchtbarem Grund, haben Öl und Zugang zum Meer. Ich glaube nicht, dass die Islamische Republik Irak den Schutz oder die Unterstützung aus dem Iran benötigen würde. Ich denke, dass die Islamische Republik Irak eine wirtschaftlich sehr erfolgreiche und eigenständige Entität haben könnte. Eine Kooperation wie zwischen dem Iran und der Hisbollah im Libanon wäre naheliegend. Die Milizstrukturen und die Hisbollah selbst existieren ja bereits im Irak. Die Religiösen Führer der "Islamischen Republik Irak" hätten wohl ein wachsendes Gewicht für die Schiiten insgesamt, mit wahrscheinlich nicht unerheblichen Einfluss auf die Schiiten im Iran.
Für die Kurden ändert sich nicht viel. Sie haben ja bereits ihren Staat im Staat.