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Normale Version: Irak
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Kurz nach Bekanntgabe des Haftbefehls gab es eine Serie von Selbstmordattentaten in von Schiiten bewohnten Vierteln Bagdads. Der Ex-Vize widerum pocht darauf, sich vor einem Gericht in der kurdischen Autonomieregion zu verantworten, aber nicht in seiner Hauptstadt. Irgendein langer Arm (nennen wir ihn doch einfach "NATOGCC") scheint konsequent an der Destabilisierungslunte zu zündeln. Nicht nur im Irak.
NATOGCC? GCC steht für was?
Ist Natogcc der gleiche Auftragsgeber, was Kämpfer in Jemen und Türkei stationiert hat? Also diese Turnschuhhelden aus Libyen? Oder war das wieder ne andere Verschwörungstheorie?
GCC = Gulf Cooperation Council.

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Manchmal fragt man sich wirklich, warum die Alliierten es nicht geschafft haben, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Völkern und Religionen zu etablieren.
Unsere (USA-geprägten) Vorstellungen von einer parlamentarischen Demokratie mit einem starken Präsidenten scheinen jedenfalls in mancher Hinsicht nicht optimal, um einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen zu bewirken.
Allerdings war die Beibehaltung der "Friedhofsruhe" unter dem Terror-Regime von Saddam auch nicht wünschenswert.
Ich plädiere immer für möglichst weitgehende Autonomie der unterschiedlichen Volksteile. Dann kann jeder "nach seiner Facón seelig werden".
Danke Shahab3 Smile .
Die irakischen Schiiten werden sich den iranischen Schiiten nicht unterordnen. Warum sollten sie auch? Sie haben jetzt die Macht und werden ihre Konkurrenten beseitigen. Und dazu brauchen sie keine keine Hilfe aus dem Iran. Und dafür, dass sie aus dem Iran keine Hilfe bekommen, werden sie dem Iran auch nichts geben. So einfach ist das. Es geht um Macht, nicht um Religion. Die Religionen bilden nur die Machtbasis der einzelnen Akteure.
Zudem werden sie die USA und anderen nicht gegen das Schienbein treten und immer schön Öl liefern und Hände schütteln. Dafür werden die USA und andere Staaten zwar ab und zu mal ein mahnendes Wort loswerden im Großen und Ganzen aber weggucken und nichts tun.
Samun schrieb:Die irakischen Schiiten werden sich den iranischen Schiiten nicht unterordnen. Warum sollten sie auch? Sie haben jetzt die Macht und werden ihre Konkurrenten beseitigen. Und dazu brauchen sie keine keine Hilfe aus dem Iran.

Richtig. Die Iraker haben es nach dem Abzug der Besatzungstruppen nicht mehr nötig, sich irgendeiner Macht "unterzuordnen". Sie können nun Politik nach ihren eigenen nationalen Interessen betreiben. Ich hoffe sehr, dass die Iraker das auch begreifen. Gleichzeitig ist natürlich zu hoffen, dass der Irak ein friedlicher, kooperativer und prosperierender Partner für seine Nachbarn wird. Dazu bedarf es nicht zuletzt einer internen Aussöhnung unter den irakischen Volksgruppen und einer Aussöhnung mit den Nachbarstaaten.

Derzeit erschweren jedoch die Wahabis/GCC-Staaten die positiven Entwicklungen im Irak, bzw. können sich diese offenbar mit der neuen Machtverteilung bzw. den aus der Demographie resultierenden demokratischen Stimmrechten des Irak nicht anfreunden. So nehmen die beinahe täglichen Anschläge auf Schiiten schon fast Genozid ähnliche Züge an:

Zitat:Irak
Viele Tote bei Anschlägen auf Schiiten
05.01.2012 · Bei Bombenanschlägen in Bagdad und im Südirak sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Bei mehreren Bombenanschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad und im Süden des Landes sind am Donnerstag nach offiziellen Angaben etwa 60 Menschen ums Leben gekommen. In Bagdad explodierten vier Sprengsätze in überwiegend von Schiiten bewohnten Vierteln. In der Nähe der Stadt Nassirija im Süden attackierte ein Selbstmordattentäter schiitische Pilger an einer Kontrollstelle der Polizei.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/irak-viele-tote-bei-anschlaegen-auf-schiiten-11593367.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/irak ... 93367.html</a><!-- m -->
Herr Maliki ist Shiit, soweit ich weiss. Und er ist seit dem Abzug der US-Truppen dabei alles, was nicht schiitisch ist, aus der irakischen Regierung zu entfernen. Ich denke damit, mit den von dir angesprochenen Anschlägen und der weitgehenden praktisch existierenden Abspaltung der kurdischen Gebiete dürfte deine Hoffnung auf interne Aussöhnung der irakischen Volksgruppen ziemlich obsolet sein.

Versteh mich nicht falsch. Aber Herr Maliki ist genau wie Herr Karsai und die meisten anderen Potentaten dieser Gegend der Welt nur ein egoistischer, machtgeiler Autokrat, der nur so lange den Demokraten gespielt hat, wie er musste.
Er ist kein Idealist, weder als Demokrat noch als Schiit. Und er will nur seine Macht ausbauen.
Die heheren demokratischen Ziele der USA sind ihm ebenso fremd, wie die religiösen des Iran. Und paktieren wird er mit dem der ihm die meisten Vorteile bietet. Und das wird der Iran nur dann sein, wenn er möglicherweise Unterstützung gegen einen anderen Gegner benötigt. Aber der könnte im Moment wohl nur im eigenen Land zu finden sein. Also wenn er sich nach Marginalisierung der sunnitisch-arabischen und säkulären Kräfte die Kurden vornehmen will, wird er möglicherweise mit dem Iran paktieren und/oder vieleicht auch mit der Türkei. Spätestens, wenn es um die Kontrolle über die grenznahen Ölfelder geht, wird die Freundschaft aber wieder sehr schnell vorbei sein.
Ich muss ehrlich sagen, dass mir das intime Gemütsleben und die finsteren Pläne eines Herrn Maliki oder Herrn Karzai bisher nicht ganz so deutlicher vor Augen geführt wurden, wie Du für Dich wahrgenommen haben willst. Wie Du richtig schreibst, sind es Politiker die stets für ihre Machtinteressen kämpfen. Alles andere würde mich irritieren. Insofern kann ich Deine Beobachtungen weder aus dem Bauch noch anhand von Fakten widerlegen oder bestätigen. Ich muss sie ja auch nicht mögen, aber ich schätze es, wenn Staatsoberhäupter keine Erfüllungsgehilfen von Drittstaaten oder Wirtschaftslobbies sind, sondern IHRE Interessen vertreten. Auch wenn man bei den komplexen Verstrickungen eines Karzai, die nicht zuletzt seiner Situation geschuldet ist, da etwas vorsichtig sein muss, aber solange die hinter dem Präsidenten stehende Regierung (Maliki regiert den Irak ja nicht alleine :wink: ) erkennen lässt, dass sie an langfristiger friedlicher Kooperation mit den direkten Nachbarn interessiert sind (was für mich die Voraussetzung für Akzeptanz darstellt), dann ist mir das soweit recht. Ob der Präsident ein Schiit, Sunnit, Alewit, Jude, Christ, Araber, Türke oder Kurde ist, ist mir persönlich scheißegal. Das ist Sache der Iraker.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/bagdadanschlaege100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/bagdad ... ge100.html</a><!-- m -->
Zitat:Gewalt gegen Schiiten
Mindestens 67 Tote bei Anschlägen im Irak


Bei einer Reihe von Explosionen in Bagdad sind mindestens 29 Menschen getötet worden. Viele weitere Menschen wurden bei der Anschlagsserie in der irakischen Hauptstadt verletzt.
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Stand: 05.01.2012 16:23 Uhr
Zitat:...Maliki regiert den Irak ja nicht alleine ...

Er ist, wie geschrieben, auf dem Weg dahin die säkulären und sunnitischen Kräfte auszuschalten. Seine (irakisch-)schiitischen Amtskolegen werden kaum was dagegen haben. Und nebenbei leitet er bereits mehrere Ministerien kommissarisch, die nicht seiner Partei zustehen. Er nutzt einfach seine Macht und weigert sich diese Ministerien mit den entsprechenden Leuten der anderen Parteien zu besetzen.
Als Hintergrund. Die Posten in der irakischen Regierung unterliegen einem Proporz der dem Anteil der entsprechenden Gruppe an der Bevölkerung entspricht. Das wurde so festgelegt um eben die interne Aussöhnung zu fördern und zu verhindern, dass eine Gruppe die komplette Macht an sich reißt. Das scheint ja nichts geholfen zu haben, da Herr Maliki ja anscheinend doch eine Möglichkeit gefunden hat, das zu unterlaufen.
Nach der Anschlagsserie auf irakische Schiiten ist die Zahl der Getöteten über Nacht sogar auf 78 gestiegen:

Zitat:Iraq attacks death toll climbs to 78
Fri Jan 6, 2012 1:2AM GMT

The aftermath of the blast in Baghdad's northern neighborhood of Kazimiyeh, January 5, 2012
The death toll from the multiple bomb attacks that rocked southern Iraq and the capital Baghdad has risen to 78.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://presstv.com/detail/219549.html">http://presstv.com/detail/219549.html</a><!-- m -->
Zitat:Many deaths in series of Iraq attacks

Shia Muslim worshippers en route to Karbala primarily targeted, as violence continues to wrack war-torn country.
Last Modified: 10 Jan 2012 05:03

Monday's attacks include bombings targeting Shia Muslim worshippers en route to a shrine in the city of Karbala, south of Baghdad. The worshippers were travelling from the Iraqi capital to take part in the Arbaeen rituals later this week.

At least seven people were killed when a car parked near a market exploded in the northern al-Shaab district of Baghdad. Three police officers were among those killed, authorities said.

Another car bomb exploded inside the parking lot of a Shia mosque in the al-Mowasalat district of south Baghdad, killing five and injuring at least 32 others.

In Owairij, a town just south of Baghdad, a roadside bomb targeting devotees walking in the direction of Karbala killed one and wounded another nine, according to defence and ministry officials.

Pilgrims wounded

On the outskirts of the central city of Hilla, a car bomb wounded 15 Afghan pilgrims, three of them seriously, police and medics said.
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Erneut ein schwerer Anschlag auf schiitische Pilger im Irak...
Zitat:Irak 50 Tote bei Anschlag auf schiitische Pilger

In der südirakischen Stadt Basra sind am Samstag bei einem Selbstmordanschlag auf schiitische Pilger mindestens 50 Menschen getötet worden. [...] Bei der Explosion am Rande der südirakischen Stadt Basra seien zudem rund hundert Menschen verletzt worden, sagte der Leiter der Gesundheitsbehörde in der Provinz, Rijad Abdelamir. Der Anschlag ereignete sich am letzten Tag der schiitischen Festes von Arbain.

Der Attentäter habe sich mit einem Sprengstoffgürtel mitten in einer Gruppe von Pilgern in die Luft gesprengt, die auf dem Weg in eine Moschee waren, berichtete eine irakische Webseite unter Berufung auf Sicherheitskreise in Basra. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder gewesen. In Kerbela versammelten sich am Samstag Millionen von Gläubigen zum Gedenken an Imam Hussein bin Ali, einen im Jahr 680 in einer Schlacht gefallenen Enkels des Propheten Mohammed.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/irak-50-tote-bei-anschlag-auf-schiitische-pilger-11606540.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 06540.html</a><!-- m -->

Schneemann.