Zitat:Am besten belegst Du die genannten Feindbilder mal mit einer brauchbaren Quelle.
Persönliche Gespräche mit Sadr habe ich bislang keine geführt und er selbst wird kaum öffentlich seine Pläne verraten.
Aber hier mal eine Chronolgoie zur Mahdi-Miliz:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bator.eu/index.php?option=com_content&view=article&id=34%3Amahdi-miliz-inner-schiitischen-konflikte-irak&catid=6%3Aarabische-staaten&Itemid=16">http://www.bator.eu/index.php?option=co ... &Itemid=16</a><!-- m -->
Daraus:
Zitat:Im Gegensatz zu Ayatollah Sistani, dem gegenwärtigen obersten Führer der irakischen Shiiten, der zu Geduld gegenüber den amerikanischen Truppen aufrief und auf eine Art islamische Demokratie errichten wollte, forderte Muqtada den Abzug der Koalitionstruppen und orientierte auf eine islamische Theokratie. (Seite 1)
Die Mahdi Miliz betrachtete sich als eine Widerstandskraft gegen alle religiösen Feinde und vor allem als Gegner der Besatzungsmacht. (Seite 2)
Für Muqtada gab es 3 Gruppen von Sunniten: die Sadamisten die er hasste, die Al-Kaida-Sunniten die er bekämpfte und die neutralen Sunniten mit denen er kooperieren wollte. Er vermittelte deshalb in Konfliktsituationen der neutralen Sunniten mit der irakischen Regierung. Er schickte humanitäre Hilfe und Waffen an die sunnitischen Kämpfer des von der US-Koalition belagerten Falluja (Fussnote, Seite 1)
Die Auszüge sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Chronologie in erster Linie um den Konflikt zwischen Sadr und anderen Schiiten im Irak geht. Und es bezieht sich auf eine Situation in der Vergangenheit.
Aus dem Text geht aber hervor dass
a) Sadr seinen Einfluss im Irak kontinuierlich ausbauen wollte
b) ihm das aufgrund seiner fehlenden geistlichen Legitimation nur auf militärischem Weg möglich war (plus Gewinnung der Bevölkerung durch soziale Dienste und allfälligen Koalitionen mit anderen Gruppen)
c) die Koalitionstruppen entscheidend waren, dass Sadrs militärischer Einfluss vorerst zerschlagen wurde. Mit der Konsequenz, dass sich die Mahdi-Miliz momentan vor allem politischen und sozialen Anliegen widmet bzw. offiziell keine anderen Iraker militärisch bekämpft, sondern nur die Koalitionstruppen.
Mag sein, dass sich Al-Sadr während seiner Studien in Qom gewandelt hat. Die Mahdi-Miliz besteht aber nach wie vor und Sadr hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er vor Gewalt nicht zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Entscheidend wird sein, wie er sich nach dem Abzug der Koalitionstruppen verhält. Dann nämlich fällt das Hindernis weg, das Sadr einen militärischen Erfolg verwehrt hat.
Ein Szenario ist es, dass er die Miliz wiederbewaffnet und wieder gewaltsam gegen diejenigen vorgeht, die ihm im Weg stehen und die er in der Vergangenheit schon bekämpft hat, sprich die schiitischen Rivalen und die Sunniten (wenn auch nur einen Teil davon). Wenn er damit Erfolg hat, ist es durchaus denkbar, dass er sein Augenmerk auf die übrigen Gruppen im Irak legt. Und wenn sein Ziel, einen theokratischen Irak zu formen, immer noch gilt, dann wird es für Christen und Yesiden ungemütlich, sowie je nach Auslegung für die Sunniten, zu denen auch die Kurden gehören.
Einräumen muss ich allerdings folgendes:
Zitat:Seine in Freitagspredigten erhobenen Angriffe gegen die US-Koalition und gegen die hohen Kleriker in der schiitischen Metropole Najaf waren auf die Wahrung der nationalen Einheit Iraks gerichtet. Er lehnte entgegen den Vorstellungen seiner schiitischen Rivalen die Bildung einer Föderation im ölreichen Süden des Irak ab. Mit seiner Forderung nach einer begrenzten Autonomie für Kurdistan nahm er an zentralen Fragen der künftigen nationalen Entwicklung des Irak teil. (Seite 1)
Damit wird deutlich, dass Sadr nicht an einer Teilung des Iraks interessiert ist. Es besteht also die Hoffnung, dass ein völlig anderes Szenario eintritt, nämlich eins, in dem er für einen Irak wirbt, der Platz für alle Gruppen bietet.
Da Sadr aber wie gesagt seine Absichten nicht mehr einfach so bekannt gibt, um sich bei den Koalitionstruppen nicht allzu unbeliebt zu machen, bleibt bis zum Abzug derselben und dem Zeitpunkt, wo der Irak wieder vollständig von Irakern regiert wird, alles offen. Und solange bleiben die von mir genannten Feindbilder auch bestehen.