03.11.2007, 14:31
@ Nasenbär
Eine sehr zutreffende Beschreibung zu den Aktionen Israels und der USA!
Es ist wohl der funktionale Mechanismus des Terrorismus die Gewaltspirale immer weiter zu eskalieren, den angegriffenen zum Rückschlag zu provozieren und so die Gewalt- und Unterstützungspotentiale der Terroristen eher noch zu stärken. Und da man nun eine doppelte Asymmetrie hat, sowohl der Staat asymmetrisch agiert als auch die Terrorgruppe, kommt es zu einer potenziel fast unendlichen Gewaltspirale, weil sich beide Parteien einfach auf unterschiedlichen Ebenen bekämpfen - sich aber mit Gewalt eben beide nicht ausschalten können bzw. kaum.
Terroristen können keinen Staat selbst zerstören - sie können nur die allgemeine Verunsicherung stärken, Wirtschaft und Politik zerrütten und zum Bürgerkrieg oder zur Anarchie führen.
Und dezentrale Netzwerke und enstprechende radikale Ideen können nun mal nicht von staatlicher Seite mit Panzern und Soldaten allein ausgemerzt werden.
Das gilt auch für die türkische Seite. Die allmähliche Verbesserung der Lage der kurdischen Bevölkerungsteile (wobei jene noch zu langsam ist) hat deutlich mehr zur Deeskalation beigetragen als Jahre blutiger Kämpfe. Denn jene Kämpfe stacheln den Widerstandswillen meistens eher an.
Daher wäre auch ein Einmarsch der Türken im Nordirak oder sogar die Etablierung einer Sicherheitszone als türkisch besetztes Terrotorium ziemlich dysfunktional. Die Kämpfe werden einfach weiter nach Süden verlagert, werden aber wohl eher an Intensität zunehmen. Und wenn es schlecht kommt, muss sich die türkische Armee dann auch mit nordiraknischen Peschmerga rumärgern.
Das bringt niemandem etwas.
Die Türkei muss die Anerkennung und Gleichstellung der kurdischen Bevölkerung weiter betreiben. Die USA müssen auf die nordirakischen Kurden Druck machen, die Grenze zu sichern. Aber mit Kraftmeierei seitens der Türkei wird nichts erreicht werden.
Man hat gesehen, was letztlich die Resulate einer rein militärisch ausgeübten Politik ist, sowohl bei den Amerikanern im Irak, als auch bei den Israelis: Es gibt nur mehr Gewalt. Vielleicht sollte man wirklich im Denken mal anfangen sich mit bestimmten Konzepten auseinanderzusetzen: Konflikte sind Zirkel! Sicher, es gibt immer bestimmte letzte Gründe, aber viel - wenn nicht sehr viel - hängt am Verlauf des Konfliktes, wie sich das ganze aufschaukelt. Da ist viel Dynamik. Daher sollte man nicht unüberlegt und wohl dosiert über Militäraktionen seitens der Türkei nachdenken - am besten wäre es aber, wenn die Kurden im Nordirak selbst die PKK neutralisieren. Das wird sicher mit viel Druck aus Washington und klaren Ansagen aus Ankara auch passieren. Denn auch die großen nordirakischen Kurdengruppen wollen kaum, dass sich die PKK als Alternative zu ihnen politisch im Nordirak unter den Kurden profiliert, denn das könnte ihnen auch politisches Kapital und Boden kosten.
Ansonsten kann man wohl aber nicht wie Wertigo völlig unterschiedliche Konflikte und Szenarien einfach so vergleichen - dafür ist die Weltpolitik zu kompliziert. Man könnte genauso gut fragen, wieso Kosovoalbaner 1999 Freiheitskämpfer waren, Palästinenser einerseits im islamischen Raum auch Freiheitskämpfer sind, aber die Türken nun die Kurden als Terroristen labeln. Da kommt man nur in endlose nicht entscheidbare Wertdiskussionen: Letztlich: Was jemand ist, ob Freiheitskämpfer, Terroristen, ob es ein gerechter Krieg oder ein falscher Krieg war, das sind subjektive Wertfragen, die jeder gemäß seiner Überzeugungen und Erfahrungen und Perspektiven anders beantwortet. Wenn ich als Machthaber angegriffen werden, dann ist der Feind antomatisch erstmal Terrorist und wenn ich unterdrückt werde und kämpfe, bin ich natürlich in meiner eigenen Wahrnehmung nunmal Freiheitskämpfer. Universelle Antworten gibt es da nicht und es gibt auch keine universellen Prinzipien, mit denen man die Fälle, die Wertigo aufwarf, vergleichen kann.
Man kann nur anfangen, die Sachen nüchtern zu analysieren.
Und darum würd eich auch mal bitten. Das wurde und wird in diesem Forum auch gemacht und das ist auch unser Markenzeichen. Ich will auch, dass das so bleibt. Ergo würde ich bitten, simple, nationalistische oder sonst wie Überzeugungen hier nicht so lautstark herumzuposaunen, sondern einfach sich die Probleme anzuschauen und sie auseinanderzunehmen. Ansonsten brauchen wir eben hier nicht zu diskutieren, dann können wir auch rausgehen an die frische Luft und unsere Parolen raus auf die Straße brüllen.
Das mal so als Anmerkung, die Off Topic geht.
Und zusätzlich: Das ist der Irakthread. Diskussionen über den Nordirak gehören da dazu. Aber ich will hier keine Erörterung rein türkisch-kurdischer Fragen sehen!
Eine sehr zutreffende Beschreibung zu den Aktionen Israels und der USA!
Es ist wohl der funktionale Mechanismus des Terrorismus die Gewaltspirale immer weiter zu eskalieren, den angegriffenen zum Rückschlag zu provozieren und so die Gewalt- und Unterstützungspotentiale der Terroristen eher noch zu stärken. Und da man nun eine doppelte Asymmetrie hat, sowohl der Staat asymmetrisch agiert als auch die Terrorgruppe, kommt es zu einer potenziel fast unendlichen Gewaltspirale, weil sich beide Parteien einfach auf unterschiedlichen Ebenen bekämpfen - sich aber mit Gewalt eben beide nicht ausschalten können bzw. kaum.
Terroristen können keinen Staat selbst zerstören - sie können nur die allgemeine Verunsicherung stärken, Wirtschaft und Politik zerrütten und zum Bürgerkrieg oder zur Anarchie führen.
Und dezentrale Netzwerke und enstprechende radikale Ideen können nun mal nicht von staatlicher Seite mit Panzern und Soldaten allein ausgemerzt werden.
Das gilt auch für die türkische Seite. Die allmähliche Verbesserung der Lage der kurdischen Bevölkerungsteile (wobei jene noch zu langsam ist) hat deutlich mehr zur Deeskalation beigetragen als Jahre blutiger Kämpfe. Denn jene Kämpfe stacheln den Widerstandswillen meistens eher an.
Daher wäre auch ein Einmarsch der Türken im Nordirak oder sogar die Etablierung einer Sicherheitszone als türkisch besetztes Terrotorium ziemlich dysfunktional. Die Kämpfe werden einfach weiter nach Süden verlagert, werden aber wohl eher an Intensität zunehmen. Und wenn es schlecht kommt, muss sich die türkische Armee dann auch mit nordiraknischen Peschmerga rumärgern.
Das bringt niemandem etwas.
Die Türkei muss die Anerkennung und Gleichstellung der kurdischen Bevölkerung weiter betreiben. Die USA müssen auf die nordirakischen Kurden Druck machen, die Grenze zu sichern. Aber mit Kraftmeierei seitens der Türkei wird nichts erreicht werden.
Man hat gesehen, was letztlich die Resulate einer rein militärisch ausgeübten Politik ist, sowohl bei den Amerikanern im Irak, als auch bei den Israelis: Es gibt nur mehr Gewalt. Vielleicht sollte man wirklich im Denken mal anfangen sich mit bestimmten Konzepten auseinanderzusetzen: Konflikte sind Zirkel! Sicher, es gibt immer bestimmte letzte Gründe, aber viel - wenn nicht sehr viel - hängt am Verlauf des Konfliktes, wie sich das ganze aufschaukelt. Da ist viel Dynamik. Daher sollte man nicht unüberlegt und wohl dosiert über Militäraktionen seitens der Türkei nachdenken - am besten wäre es aber, wenn die Kurden im Nordirak selbst die PKK neutralisieren. Das wird sicher mit viel Druck aus Washington und klaren Ansagen aus Ankara auch passieren. Denn auch die großen nordirakischen Kurdengruppen wollen kaum, dass sich die PKK als Alternative zu ihnen politisch im Nordirak unter den Kurden profiliert, denn das könnte ihnen auch politisches Kapital und Boden kosten.
Ansonsten kann man wohl aber nicht wie Wertigo völlig unterschiedliche Konflikte und Szenarien einfach so vergleichen - dafür ist die Weltpolitik zu kompliziert. Man könnte genauso gut fragen, wieso Kosovoalbaner 1999 Freiheitskämpfer waren, Palästinenser einerseits im islamischen Raum auch Freiheitskämpfer sind, aber die Türken nun die Kurden als Terroristen labeln. Da kommt man nur in endlose nicht entscheidbare Wertdiskussionen: Letztlich: Was jemand ist, ob Freiheitskämpfer, Terroristen, ob es ein gerechter Krieg oder ein falscher Krieg war, das sind subjektive Wertfragen, die jeder gemäß seiner Überzeugungen und Erfahrungen und Perspektiven anders beantwortet. Wenn ich als Machthaber angegriffen werden, dann ist der Feind antomatisch erstmal Terrorist und wenn ich unterdrückt werde und kämpfe, bin ich natürlich in meiner eigenen Wahrnehmung nunmal Freiheitskämpfer. Universelle Antworten gibt es da nicht und es gibt auch keine universellen Prinzipien, mit denen man die Fälle, die Wertigo aufwarf, vergleichen kann.
Man kann nur anfangen, die Sachen nüchtern zu analysieren.
Und darum würd eich auch mal bitten. Das wurde und wird in diesem Forum auch gemacht und das ist auch unser Markenzeichen. Ich will auch, dass das so bleibt. Ergo würde ich bitten, simple, nationalistische oder sonst wie Überzeugungen hier nicht so lautstark herumzuposaunen, sondern einfach sich die Probleme anzuschauen und sie auseinanderzunehmen. Ansonsten brauchen wir eben hier nicht zu diskutieren, dann können wir auch rausgehen an die frische Luft und unsere Parolen raus auf die Straße brüllen.
Das mal so als Anmerkung, die Off Topic geht.
Und zusätzlich: Das ist der Irakthread. Diskussionen über den Nordirak gehören da dazu. Aber ich will hier keine Erörterung rein türkisch-kurdischer Fragen sehen!