17.09.2007, 08:26
Zitat:Dein "innenpolitisch" nicht möglich übersieht, dass die GIs im Irak die Schnauze gestrichen voll haben und nur noch die Stunden zählen, bis es nach Hause geht
In jedem Krieg gibt es viele Soldaten die keine Lust mehr haben. Das ist vollkommen natürlich und sagt über die Lage gar nichts. Selbst die BW Pseudo Soldaten die in Afghanistan viel kürzere Zeit einfach nur absitzen müssen, ohne echten Kampf, selbst da gibt es massenweise unzufriedene die nur die Stunden zählen.
Tatsächlich aber gibt es bei der BW in Afghanistan mehr Unzufriedene Prozentual als bei den US Truppen und es gibt genug US Soldaten die immer noch oder wieder mit Engagement dabei sind. Die Betonung liegt hier auf wieder. In den letzten Monaten hat sich die Moral der US Truppen im Irak deutlich verbessert. Ich kenne selbst US Soldaten die jetzt zum zweiten Mal dorthin müssen, und die den Krieg im Irak durchaus nicht scheiße finden, sondern eine gute Sache.
Das Bild das hier in Europa immer gezeichnet wird, das die US Soldaten im Irak kriegsmüse seien, stimmt eben nicht. Abgesehen davon gibt es auch US Soldaten die Krieg richtig gut finden und das beste was es gibt, man muss sich von den eigenen kulturellen Scheuklappen befreien die Krieg als negativ bewerten, ich kenne z.b. einen US Soldaten der will sobald wie möglich wieder in den Irak weil er süchtig geworden ist nach der Gewalt.
Zitat:Auf Grund der desaströsen Situation im Irak wirst Du weder mehr Freiwillige und Berufssoldaten anheuern können,
Es gibt mehr Bewerber als Stellen. Es wird oft behauptet, daß die US Armee nicht ausreichend Bewerber hat, daß stimmt aber nicht. Das Problem ist, daß die Leute die sich jetzt melden ja erst einmal ausgebildet werden müssen. Das andere Problem ist die Qualität der Bewerber. Bis ein einfacher Infanterist so weit ist, daß man in den Irak schicken kann, braucht man mindestens 1 Jahr, besser wären sogar 2 Jahre, angesichts der schlechten Qualität der Bewerber sind 2 Jahre eigentlich immer notwendig. Nach 12 Monaten ist selbst ein einfacher US Infanterist nicht einsatzbereit, so einfach ist das. Das wahre Problem ist also, daß die USA als sie den Krieg angefangen haben nicht genug Truppen hatten, insbesondere nicht genug Infanterie.
Dazu kommen gesetzliche Hürden. Es gibt aus aller Welt Freiwillige die in die US Armee eintreten wollen, die aber nicht eingestellt werden oder in keine Kampfeinheiten kommen können. Wenn man US Soldat werden will, braucht man eine Greencard, aber selbst mit dieser und selbst wenn man es zu der Armee schafft, werden solche Leute aus gesetzlichen Gründen nicht in den Irak geschickt sondern dienen überwiegend bei Nachschub und Logistik Einheiten. Ich selbst kenne Leute die zur US Armee wollten und es nicht durften !
Dazu kommt noch das gewaltige Potential das die Lateinamerikaner in den USA bieten würden. Es wurde schon die Idee einer Art Fremdenlegion in den USA debattiert, in der primär diese Lateinamerikaner dienen die dann für ihren Dienst die US Staatsbürgerschaft für sich und ihre Familien erhalten würden. Studien die man für diese Diskussion angefertigt hat, gingen von einem Potential von mehreren Divisionen aus, die man auf diese Weise gewinnen könnte.
Aber auch hier ist das Primärproblem eigentlich, daß man diese Leute ja erst mal 2 Jahre ausbilden müsste. Die Truppen die jetzt zur Verstärkung in den Irak geschickt worden sind, waren ja alles überwiegend Truppen die erst ab 2004 und 2005 geschaffen worden sind. Die USA hatten 2003 einfach insgesamt nicht genug Infanterie und so etwas kann man nicht innerhalb so weniger jahre in einer Berufsarmee ausgleichen, das ist eines der Mankos von Berufsarmeen, daß die Verstärkung von Berufsarmeen grundsätzlich langsam ist.
Zitat:noch die Wehrpflicht wieder einführen
Das ist das einzige wo ich dir zustimmen kann, leider ist dies nicht mehr möglich.
Zitat:Wenn Du die verweigerst bricht die US-Truppe zusammen, salopp gesagt
Das ist Unsinn. Es stehen noch genug US Truppen in anderen Weltgegenden herum die man als Reserven nutzen könnte. Was man zum Beispiel tun könnte, ist aus Afghanistan abzuziehen. Allein das würde schon genug Reserven schaffen, um die jetzige Truppenzahl im Irak für die nächsten 2 Jahre aufrecht zu erhalten. Und das ist nur eine einzige mögliche Maßnahme von vielen.
Zitat:man gibt den Schiiten also das Ruder in die Hand und untersützt sie, indem man die (sunnitischen) Stämme bewaffnet
Du hast offenkundig nicht verstanden worauf diese Strategie hinaus läuft.
Zitat:rechnest Du sämtliche irakischen Zivilopfer - Frauen und Kinder - in Deiner "Verluste des Gegners" Liste auf?
Ich würde diese Opfer eher in einer Liste "Ansporn zur Rache" aufführen
Natürlich motiviert das Töten von Zivilisten eine Anzahl Leute zur Rache. Aber es gibt Grenzen. Von vielen Leuten entscheiden sich nämlich nicht alle zur Rache, sondern ein Großteil ist einfach nur gelähmt, traumatisiert usw. Diejenigen die zur Rache schreiten, töten man ebenso, irgendwann hört das Morden dann auf weil es sich erschöpft. Es ist im Irak jetzt möglich den Feind nieder zu kämpfen. Es dauert bei der derzeitigen US Truppenzahl und angesichts der beschränkungen in der Kriegsführung nur noch wenige Jahre. In zwei bis vier Jahren hätte man den Irak ruhig gekämpft. Der verbliebene Wiederstand wäre dann vernachlässigbar gering.