Quintus Fabius schrieb:......
man wird im Irak vermutlich aus Innenpolitischen Gründen der USA verlieren.
das ist - mit Verlaub - Unsinn:
1)
mit welchen Soldaten wollen die USA denn diese Intervention im Irak fortsetzen?
Die USA sind doch jetzt schon massiv überfordert. Und das derzeitige Level reicht nicht mal aus, um Bagdad zu befrieden.
Und wenn man den einfachen Feldwebel an der Front fragt, dann will der lieber heute als morgen nach hause, lieber gestern als heute, weil der ganze Krieg für die USA desaströs ist; ziellos und nicht zu gewinnen.
Dazu ein Kommentar von der Süddeutschen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt6l1/ausland/artikel/82/132838/">http://www.sueddeutsche.de/,tt6l1/ausla ... 82/132838/</a><!-- m -->
Zitat:14.09.2007 9:10 Uhr
Bushs Rede zum Irak
Mogelpackung des Präsidenten
Es ist mehr als Chuzpe, wenn Bush den geplanten Teilabzug der US-Streitkräfte aus dem Irak als Angebot der Versöhnung zwischen Befürwortern und Gegnern seines Krieges verbrämt. Die Wahrheit ist: Dem Präsidenten gehen schlicht die Soldaten aus.
....
Nein: der Versuch, die aufgelöste Baath-Struktur und die aufgelöste irakische Armee mit US-Truppen zu ersetzen hat ein Machtvakuum gschaffen, und der Versuch, diejenigen, die in dieses Machtvakuum vorsoßen, mit der Macht einer Besatzungsarmee zu bändigen ist jämmerlich gescheitert.
2)
Die innenpolitischen Probleme sind die Auswirkungen dieses Scheiterns, nicht deren Ursache.
Quintus, Du verwechselst Ursache und Wirkung.
Wenn die USA im Irak erfoglreich wären, würden die Demokraten mit fliegenden Fahnen auf den Zug aufspringen.
Tatsächlich hat das (hier schon vor Beginn der Invasion vorhergesagte) Scheitern der Bush-Politik im Irak zur Ernüchterung der Wähler und damit zur innenpolitischen Isolierung der Bush-Ideologen in den USA geführt.
Bush hat die USA mit dem Einmarsch im Ausland isoliert und
Bush ist inzwischen auch innenpolitisch isoliert,
3)
ein sich selbst überlebendes Fossil wie seine Politik darf nicht fortgeführt werden.
Das Bleiben der USA als Besatzer in einem Bürgerkriegsszenario kann und wird nur dazu führen, dass die USA in einen Bürgerkrieg hineingezogen werden und zwar mit ständig wechselnden Koalitionen - und dass letztendlich alle Beteiligten die USA als "Buhmann" ausschauen!
Der Einmarsch war ein Fehler und jeder Tag, in dem die USA bleiben, verlängert diesen Fehler noch. Diese Erfolglosigkeit und die Ernüchterung, die Erkenntnis, dass die Bush-Politik nur Fehlschläge produziert ist der Antrieb für die Kritik der Demokraten.
dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt6l2/ausland/artikel/149/132904/">http://www.sueddeutsche.de/,tt6l2/ausla ... 49/132904/</a><!-- m -->
Zitat:14.09.2007 15:03 Uhr
Kritik an Bushs Irakplänen
"Zu wenig und zu spät"
Mit heftiger Kritik haben die US-Demokraten auf die künftige Strategie des Präsidenten reagiert. Aus gutem Grund: Wenn Bush seine Pläne verwirklicht, müssten sie sich im Fall ihres Wahlsiegs am Ende selbst mit dem Irak-Problem herumschlagen.
...
nur schade, dass die 95 % ernüchterter US-Wähler den Demokraten keine ausreichende Mehrheit im Kongress beschaffen konnten, denn jedes Gesetz zum Abzug aus dem Kongress kann - und wird - Bush mit seinem Veto blockieren, und eine 2/3 Mehrheit haben die Demokraten noch nicht;
die Bush-Rede an die Nation ist nicht an die Bevölkerung gerichtet, die lässt sich nicht mehr ver..schen, aber solange sich noch ein halbes Dutzend Republikaner der Blendrhetorik von Bush und ihrem Präsidenten verpflichtet fühlt, sind die Demokraten machtlos.
Und solange wird Bush - das hat seine Rede gezeigt - alles in seiner Macht stehende tun, um die USA für möglichst lange Zeit im Irak zu binden, vielleicht noch mit dem Iran ein neues Kriegsszenario zu eröffnen und damit die USA für Jahrzehnte zu paralysieren.
Das Bush-Engagement im Irak (noch viel mehr als das in Afghanistan, selbst als die Kombination beider Einsätze) führt letztendlich zum Verlust der Hegemonialstellung der Supermacht USA.
Ausenpolitisch werden die Grenzen der US-Macht immer deutlicher,
innenpolitisch werden die Isolationisten ein immer klareres Wort erheben, wenn es um weitere aussenpolitische Abenteuer der USA geht.
4)
Wie gehts im Irak weiter?
Dass dieser ehemalige Ex-Alkoholiker noch zur Vernunft kommt, muss man bezweifeln - die Hoffnung kann eigentlich nur noch darauf gestützt werden, dass seine Getreuen auch immer weniger werden - und auch selbst merken, was die Nibelungentreue zu Bush für Folgen hat.
Dazu auch eine interessante Meldung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt6m2/ausland/artikel/252/133007/">http://www.sueddeutsche.de/,tt6m2/ausla ... 52/133007/</a><!-- m -->
Zitat:15.09.2007 08:08 Uhr
US-Verteidigungsminister zum Irak-Krieg
Gates stellt weiteren Truppenabbau in Aussicht
US-Präsident Bush möchte im kommenden Jahr 30.000 US-Soldaten aus dem Irak zurückholen. Sein Verteidigungsminister hält nun sogar eine Reduzierung auf 100.000 Armeeangehörige für möglich. Zum ersten Mal zeigt damit ein Mitglied der Regierung Bush die Perspektive eines weiterreichenden Truppenabbaus auf...
ebenso <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7472494_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Pentagon-Chef nennt Zahl von 100.000 Soldaten
Gates hofft auf weiteren Truppenabzug
...
Stand: 15.09.2007 03:12 Uhr
Damit haben wir aber das Problem, dass durch einen Truppenabzug das Machtvakuum nur vergrößert und der Irak weiter in einen Bürgerkrieg getrieben wird - da sind wir uns, denke ich, alle einig.
Damit stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten, um einen Bürgerkrieg zu verhindern.
Du QF und auch Thomas Wach - Ihr klammert Euch an die Weiterführung des Bush-Konzepts, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war und auch weiterhin zum Scheitern verurteilt ist.
Ein Schiff, das nicht schwimmfähig ist, wird untergehen - auch wenn man sich noch so sehr daran klammert. Da mögen ein paar kräftige Lenzpumpen den Untergang verzögern - aber am Schluß ist das Ende unausweichlich, und die ganzen Pumpen gehen mit unter.
Wir brauchen Alternativen, wir brauchen Truppen, die in der Lage sind, das Machtvakuum zu füllen - und die nicht als Besatzer emfpunden werden.
Quintus fordert in seinem vorhergehenden Posting ein umfassendes zusätzliches Engagement der Europäer.
Erst mal: ja, die Eruopäer könnten wohl mehr Engagement zeigen - aber:
das steht im Gegensatz zur politischen Realität - inzwischen ziehen auch die Briten aus dem Irak ab.
Ein verstärktes Engagement der Europäer kann ich mir allenfalls im Rahmen eines UN-Auftrages und nicht als Verbündete der USA vorstellen.
Als Partner der USA würden wir in dieselben Stiefel gesteckt, das gleiche Schlamassel erleben wie die USA.
Und jede Macht von Aussen würde auf den Widerstand der lokalen Größen stoßen, die ja gerade ihre Macht ausbauen und nicht von aussen beschränken lassen wollen.
Ein militärisches Engagement kann nach meiner ureigendsten und tiefsten Überzeugung nur durch Einheiten aus der Region erfüllt werden. Jeder der lokalen Größen hat so "seine Schutzmacht" - Iran, die arabischen Staaten wie Syrien, Saudi-Arabien ... und sogar die Kurden mit den USA.
Wenn diese "Schutzmächte" die Kontrolle in ihren "Schutzregionen" übernehmen, also die Sorge um die Sicherheit
innerhalb ihrer Schutzregion, und wenn diese Schutzmächte im Rahmen eines UN-Mandats konstrutkiv zusammen arbeiten (auch in dem Wissen, dass eine Konfrontation im Irak unweigerlich zu einer unmittelbaren Konfrontation der jeweiligen Schutzmächte führen würde, was wohl alle Beteiligten vermeiden wollen) - dann könnte es gehen.
Eine andere Alternative, um den Bürgerkrieg zu vermeiden, gibt es nicht.