ThomasWach schrieb:Ich kann dieser Einstellung wenig abgewinnen. Zum einen posaunt Israel doch so gerne herum, dass es sich nicht von Terroristen und Kriminellen in die Knie zwingen läßt. In diesem Fall aber läßt sich Israel und damit auch das Wohlergehen des gesamten israelischen Volkes zur Geisel von ein paar Tausend hoch radikalen, zumeist jungen/jugendlichen Siedlern machen, die in der so genannten Hilltop-Bewegung von ein paar fundamentalistischen Rabbis und rechts-außen und Erez-Israel Fanatikern aufgehetzt worden.
Du verkennst das Problem.
Es leben 275.000 israelische Siedler in der West Bank und weitere 200.000 in Ostjerusalem.
Zum Vergleich vor den Rückzug lebten in Gaza lediglich 8.000 Israelis.
Selbst wenn man davon ausgeht, das ein Abkommen nur die Aufgabe von zwei Dritteln der Siedlungen bedeuten würde müsste die Israelische Regierung die 40fache Masse an Menschen umsiedeln.
Darin eingeschlossen sind dann nicht nur irgendwelche Radikalen oder religiöse Eiferer die es nicht lassen können alle Nase lang irgendwelche Wohncontainer auf den nächsten Hügel zu stellen.
Diese ca. 300.000 Menschen sind vollkommen normale Israelische Bürger, mittlerweile ist schon die zweite Generation in den Siedlungen geboren wurden.
Wobei Siedlungen eh vollkommen falsch ist, das sind mittlerweile voll entwickelte Kleinstädte geworden.
Wer hier rangeht hat nicht ein paar Fanatiker sondern schlicht das Volk gegen sich.
Wer weiß welche Risse und Brüche es in der israelischen Gesellschaft wegen den pobligen 8.000 aus Gaza geben hat - und ich weiß das, ich war damals unten - macht sich keine Illusionen was passiert wenn irgendwer an die großen Siedlungsblöcke im Westjordanland rangeht.
Es geht dann eben nicht mehr gegen ein paar Fanatiker. Da hat freilich keiner was dagegen wenn ein paar illegale Außenposten wieder abgerissen werden.
Die großen Siedlungsblöcke sind dagegen etwas fundamental anderes.
Da kannst du der israelischen Regierung lange mit sonstwas drohen oder die tollsten Angebote machen.
Die große Masse der Israelis wird gegen die ZWangsumsiedlung von 300.000 Menschen und die Teilung von Jerusalem sein.
Mach nicht den Fehler und vergleiche das mit Gaza oder irgendwelchen nach israelischen Recht illegalen Siedlungen.
Es besteht zum einen ein himmelweiter kultureller und religiös-histoprischer Unterschied zwischen Gaza (historisch betrachtet schon immer Feindesland) und Judäa und Samaria (historisch betrachtet israelisch-jüdisches Kernland). Von Jersualem brauchen wir da garnicht erst anzufangen.
Es gibt Mehrheiten für den Rückzug aus bestimmten Gebieten, richtig.
Der Totalabzug aus dem Westjordanland wird die israelische Gesellschaft aber zerreißen.
Ich würde nicht damit rechnen das die Armee die Zwangsumsiedlung von 300.000 Menschen oder gar mehr schultern kann. Zumal die Siedlerbewegung bzw. die israelischen Bürger im Westjordanland (in den großen Siedlungsblöcken betrachtet die Mehrheit sich nicht irgendwie als Siedler) traditionell einen überproportionalen Teil der belastbareren IDF-Einheiten stellen.
Es war schon hinsichtlich Gaza ein Drahtseilakt Einheiten und Soldaten azuftreiben die nicht prompt den Befehl verweigert hätten.
Wenn jetzt die IDF gegen 300.000 Menschen vorgehen soll die zu einem guten Teil seit ihrer Geburt da leben wo sie nun mal leben und nebenbei bemerkt zum Großteil auch noch bewaffnet und militärisch bestens ausgebildet sind kann das nur in einem Blutbad enden.
Wenn es die jeweilige Regierung nicht schon zuvor zerreißt was noch wahrscheinlicher ist.
Es hilft hier auch garnichts mit Bürgerkriegstabus oder dergleichen zu argumentieren.
Die sind auch nicht ausgeprägter als sie in jedem anderen einigermaßen homogenen Land auch sind.
Was du in deiner Betrachtung vergisst ist die Tatsache das die fragliche Aktion absolut beispiellos wäre. Nicht nur in Israel sondern weltweit.
Eine derartige Zwangsumsiedlung in einer vergleichbaren Gesamtsituation hat es noch nie geben.
Dabei kracht es schon heute zwischen Siedlern und anderen radikaleren Kräften in Israel sowie der Armee und der Polizei in schöner Regelmäßigkeit.
Das sind aber nur Randkämpfe in einer Gesellschaft die davon letztlich kaum berührt ist. Das sieht vollkommen anders aus wenn es nicht mehr darum geht irgendwelche Radikale irgendwo rauszuziehen sondern darum hudnerttausende stinknormale Israelische Bürger umzusiedeln.
Dann sind plötzlich ganz andere Tabus relevant. Juden vertreiben keine Juden. Und dann richtet sich der Mob sehr schnell gegen die eigene Regierung. Wenn diese dann eine zutiefst gespaltene Armee einsetzt um die Sache auf die Harte Tour durchzuziehen wird die ganze sache furchtbar schief gehen.