Zitat: In Gaza lebten bereits 2004 etwa 80% der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Deine Aufzählung hättest Du also schon mit Ländern wie Haiti, Simbabwe und Liberia ergänzen müssen. Dann wird die Auswahl schon sehr dünn. Ein gravierender Nachteil für Gaza ist, dass es für Entwicklungsländer Förderungen/Hilfsprojekte gibt und keine Handelsblockade. Diese Länder haben eine Option, Gaza nicht.
Die Menschen in Gaza sind sicherlich arm, aber nicht so arm, wie mancher es glauben machen möchte. Und abgesehen davon: Den Menschen in Haiti oder den anderen genannten Gebieten mag es schlechter gehen. Nur was heißt das? Da du ja schreibst, diese Länder hätten infolge von „Hilfsprojekten“ und Förderungen eine Art Perspektive, während Gaza dies wegen der Blockade nicht haben kann, so kann man auch mal fragen, weswegen dies so ist. Entweder sind die „Hilfsprojekte“ dann arg, arg mies (was sicherlich nicht ganz stimmt), oder die Gaza-Blockade nicht so schlimm, wie man uns glauben machen möchte (was eher stimmt). Und damit wären wir wieder mal beim Punkt. Danke...
Zitat: Genau das ist ein Punkt, den man den Israelis als ihr Freund und Helfer stets gern zu Gute hält. Israel sieht zu, dass die Leute da unten nicht massenhaft an Unterernährung verrecken. Nicht mehr und nicht weniger.
Nein, das ist nicht der Punkt. Es geht darum, dass die Blockade nicht so verheerend sich auswirkt, wie man uns glauben machen möchte. Nur hat man manchmal den Eindruck, wenn man manches hier liest, die Blockade des Gaza-Streifens wirke sich aus wie die Blockade Leningrads durch die Wehrmacht (was eine Blockade war, die berechtigterweise als Kriegsverbrechen angesehen werden muss). Und das ist unhaltbar. Genau genommen leben die Leute in Gaza sogar besser als mancher Ägypter in einem Vorort Kairos.
Zitat: Ich gebe Dir also Recht, dass das Auslegungssache ist für wie humanitär man dies bezeichnet.
Habe ich so nicht behauptet; ich sagte, es muss eine Beurteilung der Blockade und der Ursachen stattfinden, keine Auslegung, wie man es braucht. Und das ist ein Unterschied. Eine Blockade wirkt sich immer irgendwie nachteilhaft für das blockierte Land aus, nur kann man deswegen nicht jede Blockade mit jeder anderen gleichsetzen. Und deswegen sind...
Zitat: Und die hier im Thread von Usern aufgezeigten Parallelen zum Leben im Ghetto oder Kontentrationslager sind daher auch nur in Teilen zutreffend.
...diese Art Vergleiche nicht nur nicht zum Teil nicht zutreffend, sondern komplett falsch und auch schlicht historisch unkorrekt.
Zitat: Drei der größten Organisationen Haganah, Irgun Zvai Leumi und die Stern Gang waren bereits vor und während des Zweiten Weltkriegs aktiv.[...]
Ein namhafter Terror-Pate, Ben Gurion...
Es gab und gibt radikale jüdische Gruppen, und? Man weiß auch, wer Rabin ermordete. Nur: Die drei genannten Gruppen sind a) nicht als geeintes Konglomerat anzusehen, das zusammengehört, sondern haben teils stark divergierende Ziele verfolgt, ja haben sich zerstritten und aufgesplittert. Ben Gurion selbst hat die Irgun später als Gefahr für den neuen Staat Israel gesehen, was auch zu Toten und innerisraelischen Gefechten führte (etwa beim
Altalena-Zwischenfall). Ferner muss man beachten, dass b) diese Gruppen nicht erst mit der Staatsgründung 1947/48 aktiv wurden, sondern sich bereits viel früher bildeten als eine Art jüdische Heimwehr gegen arabische Übergriffe, die es zuhauf gab, und auch als Untergrundgruppen gegen die britische Mandatsverwaltung (was unbestritten richtig ist).
Abgesehen davon: Ich persönlich wehre mich dagegen, dass Gurion als „Terror-Pate“ bezeichnet wird. Das war er nie! Er hat stets versucht zu lavieren und die radikalen Gruppen zur Neutralisierung einzubinden oder hat sie direkt bekämpft. Aber man muss auch objektiv sein. Insofern bin ich etwa der Meinung, dass z. B. Begin i. d. T. in seiner frühen Phase in Terroraktionen verwickelt war und nach heutigem Maßstab als Terrorist angesehen werden muss, etwa beim Anschlag auf das King-David-Hotel 1946 (was in Israel bis heute teilweise ungern gehört wird).
Schneemann.