Jetzt melde ich mich noch mal zu Wort, weil ich die Bemühungen von Schneemann honorieren will.
Zunächst:
Wenn sich Israel im Krieg befindet - wie Nightwatch hier darlegt - dann gibt es einen Kriegsgegner. Und dann ist diesem Kriegsgegner genau das auch erlaubt, was Nightwatch hier so wortreich für Israel beansprucht.
Dann müssen also auch die Aktionen aus der Hamas unter dieser Brille betrachtet werden.
Dann gibt es aber nur die Möglichkeit,
- entweder die Aktionen aus dem Gaza-Streifen genauso für legal und legitim zu halten, wie die Israels
- oder beides gleichermaßen als "Terrorangriffe" zu bezeichnen.
Und dann hat Nightwatch nichts anderes getan, als wortreich und argumentativ die Aktionen der Hamas zu rechtfertigen.
Dem einen sein Terrorist ist dem anderen sein Freiheitskämpfer.
Was ist eine Terrororganisation? Dazu sollte es objektive Kriterien geben. Die Art und Weise, wie eine Organisation "im Krieg gegen einen Feind agiert" kann es wohl nur bedingt sein. Denn - ich betone nochmals - die von Israel für sein Handeln beanspruchten Grundsätze gelten dann genauso auch für die Hamas. Und Nightwatch hat ja hier auch ausführlich dargelegt, dass es nur bedingt Begrenzungen dafür gibt, was einer Kriegspartei erlaubt ist. Es käme darauf an, den Feind möglichst effektiv zu vernichten - ich schreibe mal besser: handlungsunfähig zu machen.
Wir sind uns einig, dass Al-Quaida und ISIS als Terrororganisationen bezeichnet werden müssen. Das liegt aber wohl vor allem an der Art und Weise, wie Terror gegenüber der eigenen Bevölkerung ausgeübt wird.
Grausame "Todesstrafen" wie Kreuzigungen oder das Köpfen (mit dem Messer) sind bei diesen Organisationen berichtet und werden auch durch selbst produzierte und im Internet verbreitete Videos belegt.
Auch der Selbstmordangriff auf das WTC in New York durch Al-Quaida kann als Terrorangriff bezeichnet werden. Er diente keinem Kriegsziel, sondern einzig und alleine der Verbreitung von Terror.
Dem einen sein Terrorist ist dem anderen sein Freiheitskämpfer.
Wenn sich Israel in einem Krieg befindet, dann stellt sich die Frage, wer der Kriegsgegner ist.
Die Palästinenser? Die Hamas?
Wenn Israel die Hamas als Kriegsgegner führt, dann fragt man sich, wieso Israel dann gegen alle Palästinenser im Gaza-Streifen "Krieg führt". Und das betrifft nicht nur das Bombardement von Wohnhäusern und Behinderteneinrichtungen, sondern schon weit vorher die Blockade, die gegenüber der gesamten Bevölkerung im Gaza-Streifen verhängt wurde.
Das war keine kriegerischen Aktion? Ok - was war es dann? Sippenhaft?
Israel bezeichnet die Hamas als Kriegsgegner, als Feind, und bezeichnet diese als Terrororganisation. Die Hamas ist zunächst einmal eine Partei, die - wie bei den Muslimbrüdern in Ägypten - aus verschiedenen Gruppierungen besteht.
Es gibt einen "politischen Flügel", der wohl dem landläufigen Begriff der "politischen Partei" entspricht.
Es gibt einen "Wohltätigkeitsbereich", der soziale Bedürfnisse erfüllt, der Brot verteilt, Darlehen und Unterstützungen gewährt, dessen Ärzte die Armen kostenlos behandeln, und der insofern wohl als "islamischer Wohlfahrtsverband" ähnlich der christlichen Wohlfahtsverbände Caritas und Diakonie agiert.
Es gibt eine (nach einer Wahl) von der Hamas gestellte "Regierung" im Gazastreifen, die in verschiedene Ressorts gegliedert ist und entsprechende Ministerien ("Marineminister") hat.
Und es gibt einen "militärischen Flügel", der paramilitärisch agiert, und dessen Mitglieder sowohl polizeiliche wie militärische Funktionen wahrnehmen.
Dieser "militärische Flügel" macht gegenüber Israel dieselben Rechte für sein Handeln geltend, die Israel auch für sich beansprucht.
Wenn Israel Wohnhäuser im Gaza-Streifen bombardiert (der halb so groß wie Berlin, aber genauso dicht besiedelt ist), dann muss es der Hamas auch erlaubt sein, Raketenangriffe auf Tel Aviv oder Jerusalem durchzuführen. So einfach ist das.
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Zitat: Israel und Gaza
Rakete um Rakete
In Gaza greift Israel gezielt Wohnhäuser an, in denen es Kommandozentralen und Waffenlager vermutet. Die Armee sieht in ihnen „legitime militärische Ziele“. Die UN schätzen: Zwei Drittel der Opfer sind Zivilisten.
12.07.2014,...
Nightwatch schrieb:...
Ebenso wird mittlerweile der Punkt erreicht sein, dass der IAF langsam die vernünftigen Ziele ausgehen.
...
Es gibt also keine Ziele mehr, die eine militärische Operation rechtfertigen würden. Dann sollte doch nach normalem Verständnis auch die militärischen Operationen eingestellt werden, oder?
Nightwatch schrieb:...
Ebenso wird mittlerweile der Punkt erreicht sein, dass der IAF langsam die vernünftigen Ziele ausgehen.
Die logische Konsequenz aus dieser Stagnation des Konflikts ist eine entschlossene Führungsentscheidung des israelischen Sicherheitskabinetts - die Bodenoffensive muss kommen. Nicht mal so sehr um irgendwelche durchschlagenden militärischen Erfolge zu erzielen sondern vielmehr um den Konflikt auf der Zeitachse weiter in Richtung Ende zu schieben. Eine Bodenoffensive impliziert schließlich immer eine erhebliche Steigerung des Drucks den Waffengang zu beenden.
Die Bodenoffensive ist angekündigt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/themen/nachrichten/ausland/04bdv90-israel-buerger-noerdlichen-gazastreifen-haeuser-verlassen#.hero.B%C3%BCrger%20sollen%20H%C3%A4user%20verlassen.734.187">http://www.gmx.net/themen/nachrichten/a ... en.734.187</a><!-- m -->
Zitat:12.07.2014, 23:07 Uhr
Israel: Bürger im nördlichen Gazastreifen sollen Häuser verlassen
Tel Aviv (dpa) - Die israelische Armee hat Einwohner des nördlichen Gazastreifens aufgefordert, zu ihrer eigenen Sicherheit ihre Häuser zu verlassen. Dies teilte das Militär am Samstagabend via Twitter mit. Es sei unsicher, sich "nahe der Hamas" aufzuhalten, hieß es. Beobachtern zufolge dürfte die Warnung auf eine weitere Angriffswelle hindeuten.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/krise-in-nahost-israelische-truppen-greifen-hamas-an-1.2043765">http://www.sueddeutsche.de/politik/kris ... -1.2043765</a><!-- m -->
Zitat:13. Juli 2014 10:21
Krise in Nahost
Israelische Truppen greifen Hamas erstmals am Boden an
Direktes Gefecht zwischen den Konfliktparteien: Im Gazastreifen haben israelische Soldaten eine Stellung der radikal-islamischen Hamas angegriffen. Israels Militär kündigt weitere Attacken an - und fordert die Bewohner im Norden auf, ihre Häuser bis Mitternacht zu verlassen.
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Beobachtern zufolge könnte die Warnung auf eine baldige schwere Angriffswelle hindeuten. Seit dem Start der Offensive gegen die islamistische Hamas hat die Armee nach eigenen Angaben seit Dienstag mehr als 1300 Ziele im Gazastreifen bombardiert.
Weitere Tote durch Luftangriffe
Bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Gaza starben am Samstagabend 18 Menschen und 50 weitere wurden verletzt. Unter den Toten war nach Angaben von Sanitätern auch der Polizeikommandeur des Gazastreifens. Der Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen erklärte später dagegen, der Polizeichef lebe noch, sei aber schwer verletzt. Allein am Samstag wurden palästinensischen Angaben zufolge insgesamt 52 Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet. Damit wurde der Samstag zum blutigsten Tag seit Beginn der israelischen Luftoffensive in der Nacht zum vergangenen Dienstag. Innerhalb der vergangenen fünf Tage sind palästinensischen Angaben nach bisher mehr als 160 Palästinenser ums Leben gekommen.
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Diese Offensive wird noch mehr Hass und Tote auf beiden Seiten mit sich bringen. Und damit einen Friedensschluss wieder für Jahre aussichtslos machen.
Israels Regierung will offenbar aus der Position der Stärke und Unterdrückung agieren können. Das hat noch nie zu Frieden geführt, sondern den Aufstand der Unterdrückten nur beschleunigt.